# taz.de -- Regenbogen-Flitzer und die Fifa: Die Zensur unterlaufen
       
       > Der Spielfeldflitzer von Katar hat seine Botschaften gesetzt. Der Hype um
       > ihn ist bequem, auch weil der Westen zu den Anständigen gehört.
       
 (IMG) Bild: Ein Flitzer mit Regenbogenflagge beim Spiel zwischen Uruguay und Portugal, 28. November
       
       Es war gleich eine Kaskade von Botschaften, die [1][Mario Ferri bei der
       WM-Partie Portugal gegen Uruguay auf den Rasen trug]. „Rettet die Ukraine“
       stand auf Englisch auf der Vorderseite seines Superman-Shirts, „Respekt für
       die iranischen Frauen“ auf der Rückseite, dazu schwenkte der bekannte
       italienische Flitzer eine Regenbogenfahne. Die Fifa-Medienregie versuchte
       die Störung ihrer Inszenierung zu zensieren, doch natürlich gelangten die
       Bilder in die Welt.
       
       Im deutschsprachigen Social Media wird Ferri nun als Held gefeiert; auf
       Videos sind im Stadion wiederum Pfiffe und Buhen zu hören. Es lohnt sich,
       das alles nüchterner zu analysieren. Zunächst hat der Italiener etwas sehr
       Wirkungsvolles getan: Er hat Botschaften sichtbar gemacht, die bei der WM
       systematisch einkassiert werden – das gilt für Regenbogenfahnen wie für
       Iran-Proteste.
       
       Ein Flitzer schafft Bilder, die sich nicht entfernen lassen. Ferri, der
       schon häufiger mit politischen Forderungen den Platz stürmte und einen
       Bezug zu den Themen hat – er war wohl Fluchthelfer für Ukrainer:innen,
       und bereits bei einer früheren Aktion protestierte er für die Freilassung
       der zum Tode verurteilten Iranerin Sakineh Mohammadi Ashtiani –, hat die
       Zensur dieses Turniers wörtlich klug unterlaufen.
       
       Zugleich sind die hyperemotionalen Lobpreisungen aber auch Ausweis eines
       zunehmend oberflächlichen Kampfes um Symbole: One-Love-Binde und
       geschlossene Münder gegen [2][Özil-Porträts]. Bilder, die viel Sichtbarkeit
       bekommen, aber deren Wirkung auf den Empfänger meist begrenzt ist. Und ein
       Ausweis einer deutschen Gesellschaft, die sich kaum für realpolitische Wege
       zur Verbesserung interessiert oder überhaupt etwa mit der katarischen
       Gesellschaft ins Gespräch kommen möchte, sondern sich vor allem ihres
       eigenen Anstands versichert.
       
       Und die Fifa? Ihre übliche Zensur entspringt dem durchaus nachvollziehbaren
       Wunsch, die grassierende Flitzer-Epidemie nicht noch weiter zu befeuern.
       Doch die Geschichte des – auch politischen – WM-Flitzens zeigt: Herrin über
       die TV-Bilder mag die Fifa sein. Aber nicht Herrin über die Realität.
       
       29 Nov 2022
       
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