# taz.de -- Katar und seine Opfer (14): Festsitzen ohne Pass
       
       > Katarische Bürger, die sich aus Perspektive der Machthabenden unliebsam
       > verhalten, wird der Ausweis entzogen. Issa al-Shammari wehrt sich
       > dagegen.
       
       Als der katarische Staatsbürger Issa al-Shammari im Oktober 2014 eine
       Banküberweisung tätigen möchte, ist das plötzlich nicht mehr möglich: Er
       stehe, sagt ihm ein Beamter, auf einer schwarzen Liste. Am nächsten Tag
       ziehen die Behörden in Doha ohne Erklärung [1][seinen Ausweis und seinen
       Pass ein].
       
       Seither hat der Katarer keine offiziellen Dokumente mehr. Er kann das Land
       nicht mehr verlassen, nicht mehr heiraten, nicht mehr arbeiten gehen, hat
       keinen Zugang mehr zu medizinischer Versorgung. All das, ohne laut eigenen
       Angaben eine Begründung gehört zu haben. Die Justiz weigert sich, seine
       Klage entgegenzunehmen.
       
       Issa al-Shammari ist einer von einer Reihe Männern, denen Ähnliches
       widerfuhr. Oft sind sie nicht einmal Demokratieaktivisten, sondern
       Menschen, die jemand Mächtigem wohl ein Dorn im Auge sind.
       
       ## Widerstand gegen das Regime
       
       So etwa Saud bin Khalifa bin Ahmed al-Thani [2][aus der regierenden
       Herrscherfamilie], einst Angestellter im Innenministerium, der seit 2016
       das Land nicht mehr verlassen darf. Oder der ehemalige Justizminister
       Najeeb Mohammed al-Nuaimi, der seit 2017 in Katar festsitzt. Oder der
       Geschäftsmann Abdullah bin Ahmed Bu Matar al-Mohannadi, der sogar seit 2013
       das Land nicht mehr verlassen darf. Mehrere weitere Mitglieder aus der
       Herrscherfamilie sind seit Jahren mit Reiseverboten belegt.
       
       Im Sommer 2022 schließt sich Issa al-Shammari mit anderen Betroffenen
       zusammen. Sie gründen die „National Campaign for Travel-Banned Citizens“,
       um gegen die menschenrechtswidrige Praxis zu protestieren. Issa al-Shammari
       wird Mediendirektor der Kampagne.
       
       Doch diesen Widerstand toleriert das Regime nicht lange. Schon eine Woche
       später landet al-Shammari in Isolationshaft, ohne Kontakt zu einem Anwalt
       oder zu Familienmitgliedern. Am 22. September wird er schließlich
       entlassen. Seinen Pass und seine Bewegungsfreiheit erhält er nicht wieder.
       Die beiden Mitgründer Abdullah al-Mohannadi und Saud al-Thani sitzen weiter
       in Haft.
       
       8 Dec 2022
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alina Schwermer
       
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