# taz.de -- Militäroffensive in Syrien: Tausende gegen die Türkei
       
       > Mindestens 59 Personen sollen durch türkische Angriffe in Nordsyrien
       > getötet worden sein. Tausende gingen am Sonntag aus Protest auf die
       > Straße.
       
 (IMG) Bild: Berlin, Samstag: Auch hier gab es am Wochenende Proteste wegen der türkischen Offensive
       
       KAMISCHLI/BEIRUT afp/ap | Tausende Kurden und Kurdinnen haben im Nordosten
       Syriens gegen die jüngsten türkischen Luftangriffe demonstriert. Sie
       protestierten in der Stadt Kamischli zudem gegen [1][eine von der Türkei
       angedrohte Bodenoffensive].
       
       Die Teilnehmer*innen der Demonstration schwenkten kurdische Flaggen und
       zeigten Fotos von Menschen, die bei den Angriffen getötet wurden. Nach
       Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (OSDH) mit Sitz
       in Großbritannien wurden bei den Angriffen bislang mindestens 59 Menschen
       getötet.
       
       Auch Porträts von Abdullah Öcalan, dem in der Türkei in Haft sitzenden Chef
       der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), waren zu sehen. Zudem
       skandierten Demonstrant*innen Parolen gegen den türkischen Staatschef
       Recep Tayyip Erdogan.
       
       „Der Wille des kurdischen Volkes wird nicht gebrochen werden. (…) Wir
       werden unser angestammtes Land nicht verlassen“, sagte die Demonstrantin
       Siham Sleimane. „Wir sind Opfer einer Ausrottung“, sagte Salah al-dine
       Hamu, der ebenfalls an der Protestaktion teilnahm.
       
       Seit rund einer Woche geht die Türkei mit dem Einsatz „Klauenschwert“ gegen
       kurdische Kräfte in Syrien und im Irak vor. Ankara beschuldigt die PKK,
       Mitte des Monats einen Anschlag in Istanbul verübt zu haben, bei dem sechs
       Menschen getötet wurden. Sowohl die PKK als auch der syrisch-kurdische
       Milizenverband SDF wiesen jegliche Verantwortung für den Anschlag zurück.
       
       ## Demo in Berlin
       
       In Berlin hatten am Samstag mehr als tausend Menschen gegen ein Verbot der
       Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) demonstriert. „In der Spitze waren es etwa
       1.400 Demonstranten, zum Schluss noch 200“, sagte ein Polizeisprecher.
       Angemeldet waren demnach 2.500 Menschen.
       
       Die Demonstration stand unter dem Motto „PKK-Verbot aufheben – Für eine
       demokratische Lösung der kurdischen Frage“. Das Verbot schränke die
       Grundrechte der kurdischen Gemeinschaft in Deutschland ein. Politische
       Aktivitäten im Sinne der Versammlungs- und Organisationsfreiheit würden
       kriminalisiert, schrieben die Organisatoren der Aktion „PKK-Verbot
       aufheben“ auf ihrer Internet-Seite. Die PKK wird von der EU auf der Liste
       der Terrororganisationen geführt.
       
       Vereinzelt seien PKK-Symbole gezeigt, verbotene Flaggen geschwenkt und
       Pyro-Technik gezündet worden, teilte der Polizeisprecher mit. Meldungen
       über größere Störungen lagen zunächst nicht vor. 380 Polizeikräfte waren
       den Angaben zufolge im Einsatz.
       
       ## Operationen gegen IS eingestellt
       
       Die SDF haben indes nach Angaben ihres Kommandeurs wegen der jüngsten
       türkischen Angriffe auf Nordsyrien ihre Operationen gegen die Terrorgruppe
       „Islamischer Staat“ (IS) eingestellt. Nach fast einwöchigen Luftangriffen
       bereite Ankara eine Bodenoffensive vor, sagte Maslum Abdi, Kommandeur der
       Demokratischen Kräfte Syriens. Die Angriffe hätten schwere Schäden an der
       Infrastruktur der Region angerichtet.
       
       Abdi sagte, die Kräfte, die symbolhaft mit dem internationalen Bündnis im
       Kampf gegen den IS zusammenarbeiteten, seien zum Ziel des türkischen Staats
       geworden. Die Militäroperationen gegen den IS seien daher eingestellt
       worden.
       
       In einer SDF-Mitteilung vom Freitagabend hieß es, dass während eines
       türkischen Drohnenangriffs Familienmitglieder von IS-Kämpfern im
       Gefangenenlager Al-Hol kurdische Sicherheitskräfte überwältigt hätten und
       geflohen seien. Sie seien aber wieder gefasst worden.
       
       27 Nov 2022
       
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