# taz.de -- Uniper verklagt Gazprom: Milliarden-Klage auf Schadenersatz
       
       > Wegen ausbleibender Gaslieferungen soll der russische Staatskonzern
       > zahlen. Doch ob das bald verstaatlichte Uniper damit Erfolg hat, ist
       > zweifelhaft.
       
 (IMG) Bild: Das Gazprom-Logo auf einem Bildschirm an einem Messestand in Sankt Petersburg 2019
       
       BERLIN taz | Fraglich, ob eine Klage gegen diesen Konzern auf absehbare
       Zeit Erfolg haben kann. Aber als Signal an die deutschen SteuerzahlerInnen
       und an Russland ist der Schritt des vor der Verstaatlichung stehenden
       Energieversorgers Uniper wichtig: Die Düsseldorfer wollen vom russischen
       Gazprom-Konzern wegen ausbleibender Gaslieferungen Schadenersatz in
       Milliardenhöhe einklagen. „Uniper hat ein Schiedsgerichtsverfahren
       eingeleitet“, sagte Vorstandschef Klaus-Dieter Maubach am Mittwoch.
       
       Das Verfahren solle vor einem internationalen Schiedsgericht in Stockholm
       stattfinden, sagte Maubach. Ob es zustande komme, hänge auch von der
       Bereitschaft Gazproms ab. Beide Seiten müssten sich auf einen
       Schiedsrichter einigen. Notfalls werde Uniper auch vor Gerichte in
       Deutschland ziehen. „Das sind wir unseren Aktionären, unseren Mitarbeitern
       und den Steuerzahlern schuldig“, sagte Maubach.
       
       Uniper ist der größte Gashändler Deutschlands. Seit der Konzern kein
       russisches Gas mehr erhält, muss er dieses teuer einkaufen, um die
       Versorgung aufrecht zu erhalten. Die Preise sind aber infolge des
       Ukraine-Kriegs in den vergangenen zwölf Monate von 40 auf bis zu 340 Euro
       pro Megawattstunde (MWh) gestiegen. Aktuell kostet eine MWh knapp 140 Euro.
       Die Gasersatzkosten beliefen sich auf bislang 11,6 Milliarden Euro, sagte
       Maubach. Diese Summe werde bis Ende 2024 weiter ansteigen.
       
       In den ersten neun Monaten dieses Jahres hatte Uniper ein Minus von 40
       Milliarden Euro angehäuft. Nun soll der Staat das Unternehmen vom
       finnischen Mehrheitsaktionär Fortum fast komplett übernehmen. Die
       Bundesregierung hat dafür ein milliardenschweres Hilfspaket geschnürt. „Wir
       werden und wollen unsere Kredite zurückzahlen“, betonte Maubach.
       
       ## Die Bundesregierung will perspektivisch wieder aussteigen
       
       Erst 2025 strebe Uniper allerdings wieder schwarze Zahlen an. Frühestens
       dann werde auch ein Ausstieg des Staates ein Thema. Der „Exit“ sei „das
       Ziel der Bundesregierung“, so Maubach. Über die Verstaatlichung sollen die
       Aktionäre am 19. Dezember auf einer außerordentlichen Hauptversammlung
       entscheiden. Auch die EU-Kommission muss noch grünes Licht geben.
       
       Uniper will zudem seine russische Tochter Unipro vom Rest des Konzerns
       trennen. Finanzströme und IT-Systeme seien bereits abgekapselt worden,
       sagte Maubach. Die Tochter mit rund 5.000 Beschäftigten stehe weiter zum
       Verkauf. Es sei zwar eine Transaktion mit einem inländischen Käufer
       vereinbart worden, die politische Genehmigung dafür jedoch unsicher.
       
       Auch andere deutsche Unternehmen prüfen Schadenersatzforderungen gegen
       Gazprom. Der Chef von Deutschlands größtem Öl- und Gasförderer Wintershall
       Dea, Mario Mehren, hatte vor zwei Wochen im Handelsblatt erklärt, man
       prüfe, inwieweit man Ansprüche geltend machen könne.
       
       (mit Agenturen)
       
       30 Nov 2022
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Kai Schöneberg
       
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