# taz.de -- Pannen beim Puma: Panzer auf dem Prüfstand
       
       > Möglich, dass Lambrecht dem Puma absagt. Die Bundeswehr sollte dann auf
       > weniger komplexe, dafür aber funktionstüchtige Waffensysteme umsteigen.
       
 (IMG) Bild: Mist, Weihnachten fällt aus! Verteidigungsministerin Lambrcht vor einem Puma
       
       Für einige Leute in Deutschland fällt Weihnachten aus. Nach der neuen
       Panzerpanne der Bundeswehr heißt es für Personal aus Militär, Ministerium
       und Industrie in diesem Jahr durcharbeiten. Verteidigungsministerin
       Christine Lambrecht erwartet bis Silvester einen Bericht über die
       [1][Schäden am Schützenpanzer Puma]. Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann,
       die die Panzer gemeinsam gebaut haben, wollen sie eine Woche später sogar
       schon repariert haben.
       
       Beide Seiten kämpfen mit den Ankündigungen um das eigene Ansehen: Lambrecht
       steht ein Jahr nach Amtsantritt ohnehin in der Kritik. Das letzte, was sie
       jetzt noch braucht, ist ein Skandal um den Puma. Die Rüstungskonzerne
       bangen darum, ob überhaupt noch mal jemand bei ihnen einen Schützenpanzer
       bestellen wird.
       
       Die Angelegenheit scheint alles, was [2][in den letzten 20 Jahren deutscher
       Rüstungsprojekte] schiefgelaufen ist, noch einmal als Farce
       zusammenzufassen – und das ausgerechnet in dem Augenblick, in dem die Ampel
       beginnt, die ersten Milliarden ihres Sondervermögens auszugeben. Allerdings
       müssen sich Lambrecht und die Ampelkoalition diese Pannengeschichte nicht
       ankreiden lassen.
       
       Die ersten Puma-Verträge schloss einst die Regierung unter Gerhard Schröder
       ab. In den folgenden Jahren redeten wechselnde Verteidigungsminister mit.
       Ein neuer, hochmoderner Schützenpanzer sollte es werden mit allerhand
       Spezialeigenschaften, die ihn auf dem Papier zu einer hervorragenden Waffe
       machten, in der Praxis aber nie funktionieren ließen und noch dazu
       besonders teuer machten.
       
       ## Massmanagement und Verschwendung
       
       Die Probleme sind so hartnäckig, dass sie selbst durch eine
       Generalüberholung von bisher 40 Fahrzeugen offenbar nicht beseitigt werden
       konnten. 18 Pumas aus dieser für viel Geld modernisierten Fuhre fielen
       jetzt während einer Übung allesamt aus. Wer trotz dieser Leidensgeschichte
       noch immer vom Kaputtsparen der Bundeswehr vor dem Ukrainekrieg spricht,
       verkennt, welchen Anteil Missmanagement und Verschwendung am schlechten
       Zustand der Armee haben.
       
       Leider zieht trotzdem das von linker Seite gerne im Umkehrschluss
       verwendete Argument nicht, dass [3][mehr Geld für die Bundeswehr wirklich
       nicht nötig] sei, sondern sich die Verantwortlichen im Beschaffungswesen
       einfach mehr Mühe geben sollten. Unabhängig von den Ursachen steht
       Deutschland im Ergebnis schließlich mit militärischen Lücken da, die man
       sich nicht leisten sollte, wenn in der Nachbarschaft der riskanteste Krieg
       seit Jahrzehnten tobt.
       
       Es ist fraglich, ob der Verteidigungshaushalt wirklich auf Dauer
       signifikant wachsen muss. Das wird sich besser einschätzen lassen, wenn
       hoffentlich früher als später klar ist, in welchem Zustand Russland und
       sein Militär aus dem Ukrainekrieg herauskommen. Auf keinen Fall aber kann
       man die bestehenden Lücken auffüllen, ohne sich als notwendige Bedingung
       zumindest einmal finanziell zu strecken.
       
       Insofern war es nachvollziehbar, dass die Ampel in diesem Jahr
       [4][100-Milliarden-Euro-Kredite für das Militär] aufgenommen hat. Nur
       sollte dieser Schuss jetzt eben sitzen. Dafür könnten Entscheidungen nötig
       werden, die auf den ersten Blick richtig schwer zu vermitteln sind.
       
       ## Erstmal alles stoppen
       
       Es ist vernünftig, dass Lambrecht in ihrem Tatendrang diese Woche erst
       einmal auf die Bremse getreten hat: Solange die Ursachen der Puma-Pannen
       nicht identifiziert und beseitigt sind, will sie kein weiteres Geld mehr in
       den Schützenpanzer stecken. Die Modernisierung weiterer Pumas, die sie sich
       vergangene Woche erst vom Bundestag hat genehmigen lassen, gibt sie vorerst
       nicht in Auftrag. Den Kauf weiterer Exemplare, der für nächstes Jahr
       angedacht war, stellt sie in Frage.
       
       Das heißt konsequent zu Ende gedacht aber auch: Stellen sich die Probleme
       als zu komplex heraus, um sie jetzt wirklich in absehbarer Zeit zu beheben,
       hat keiner der 350 Bundeswehr-Pumas eine Zukunft. Die für Milliarden
       angeschafften Panzer wären ein Fall für den Schrottplatz, bevor sie auch
       nur einmal außerhalb des Übungsplatzes zum Einsatz kommen konnten.
       
       Ein anderes Modell müsste dann her, ausgewählt nach dem Prinzip, auf das
       die Ampel bei anderen Neubeschaffungen schon umgeschwenkt ist: Keine
       komplexen Neuentwicklungen, sondern Waffensysteme, die vielleicht ein paar
       Funktionen weniger haben, dafür aber erwiesenermaßen funktionieren, weniger
       kosten und auf dem Markt verfügbar sind.
       
       Dieser Weg könnte schneller zum Ziel führen und auf Dauer weniger kosten
       als eine endlose Hängepartie mit dem Puma. Kurzfristig wäre ein kompletter
       Austausch der gesamten Schützenpanzer-Flotte aber teuer – und das bisher
       beschlossene Sondervermögen ist eigentlich anderweitig verplant.
       
       24 Dec 2022
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Tobias Schulze
       
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