# taz.de -- Private Geflüchtetenunterkunft: Behörde lehnt Engagement ab
       
       > Auf einem Bauernhof in Rinteln möchte Ekkehard Neugebauer privat 100
       > ukrainische Geflüchtete unterbringen. Der Landkreis lehnt das Angebot ab.
       
 (IMG) Bild: Manchmal muss es selbstgemacht sein: Duetsch-ukrainischer Friedens-Aufkleber an deutschem Auto
       
       Am Montag verkündeten einige Bundesländer, dass sie bei der
       [1][Unterbringung von Geflüchteten] langsam an ihre Grenze kommen, darunter
       Hamburg und Bremen. Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD)
       sagte ebenfalls, dass es aufgrund des angespannten Wohnungsmarktes
       zunehmend schwieriger werde, Geflüchtete unterzubringen. Man plane daher,
       mehr Plätze zur schaffen.
       
       Eine Geschichte, [2][recherchiert von der Schaumburger Zeitung], beginnt
       wie eine Antwort auf dieses Problem: Der Hannoveraner Ekkehard Neugebauer
       möchte auf einem komplett sanierten Bauernhof in Rinteln, einer Stadt im
       Landkreis Schaumburg in Niedersachsen, eine Unterkunft für rund 100
       [3][geflüchtete Ukrainer*innen] errichten. Doch der Landkreis lehnt das
       Angebot ab.
       
       Neugebauers Tochter, so berichtet es die Zeitung, hatte das Grundstück mit
       ihrem Mann gekauft und renovier; beide sind inzwischen aber ausgewandert.
       Neugebauer hat sie überredet, das Haus nicht zu verkaufen, sondern für die
       Unterkunft zur Verfügung zu stellen.
       
       Seine Idee: Das große Bauernhaus und die Scheune als Wohnfläche nutzen,
       ebenso ein paar Container auf dem Hof. Und auf den 17.000 Quadratmetern
       wäre sogar noch Platz für Spielplatz, Streichelzoo und Solarpark. Klingt
       nach einem Traum, nicht zuletzt für die Verwaltung, die dem vorgekauten
       Konzept nur noch einen Feinschliff verpassen und dann dankend umsetzen
       könnte.
       
       Doch hier hört das Märchen auf: Der [4][Landkreis Schaumburg] möchte nicht
       mitmachen. „Wir müssen relativ schnell weitere Unterkünfte schaffen, und
       das machen wir auch“, sagt ein Sprecher der taz. Neugebauers Plan
       umzusetzen, würde – selbst wenn es schnell ginge – „eineinhalb bis zwei
       Jahre“ dauern, wegen der Planung und etwaiger Baumaßnahmen. „Wenn das dort
       überhaupt zulässig ist.“ Der Vorschlag liege zwar noch beim Landkreis und
       komplett abgeneigt sei ja man nicht. Jetzt aber gehe es allein um Tempo bei
       der Unterbringung Geflüchteter.
       
       Der Landkreis ist also dabei, Geflüchtete unterzubringen. Und er lässt das
       Thema keineswegs schleifen. Doch dass so ein Angebot nicht angenommen wird,
       ist trotzdem bedenklich. Es ist zwar nicht abzusehen, wie viele
       Ukrainer*innen noch nach Deutschland kommen – aktuell werden es aber immer
       mehr. Außerdem ist dieser Krieg nicht der einzige und wird auch nicht der
       letzte sein, der Menschen dazu bringt, ihre Heimat zu verlassen. Selbst
       wenn der Landkreis langfristig alle Geflüchteten zuverlässig unterbringt,
       die ihm zugeteilt werden – mehr Menschen können auf freiwilliger Basis
       immer aufgenommen werden.
       
       Ein solches vielversprechend klingendes Projekt abzulehnen, das auch noch
       aus der Zivilgesellschaft kommt, mag aus bürokratischen Gründen vielleicht
       nachvollziehbar sein. Nach außen hin macht es trotzdem einen schrägen
       Eindruck: Die obere Ebene der Politik beklagt die Unterbringungssituation
       und ruft nach Hilfe, während die untere Verwaltungsebene Angebote ablehnt.
       
       3 Jan 2023
       
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