# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: EU lädt Selenski ein
       
       > Nach Selenskis Besuch in den USA hat die EU den ukrainischen Präsidenten
       > nach Brüssel eingeladen. Anlass könnte der EU-Ukraine-Gipfel am 3.
       > Februar sein.
       
 (IMG) Bild: Selenskis erste Auslandsreise seit Kriegsbeginn führt ihn in die USA
       
       ## G7-Staaten wollen Ukraine 2023 mit 32 Milliarden Dollar unterstützen
       
       Die G7-Staaten wollen die von Russland angegriffene Ukraine im kommenden
       Jahr weiter massiv finanziell unterstützen. Schon jetzt gebe es Zusagen für
       „bis zu 32 Milliarden US-Dollar“ (bis zu 30,2 Milliarden Euro) Finanzhilfen
       für 2023, sagte Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) am Donnerstag
       nach Beratungen mit seinen G7-Kollegen. Dies sei ein „starkes Signal“.
       Allerdings gebe es „eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass wir damit nicht
       auskommen werden“.
       
       Die Beratungen der Finanzministerinnen und Finanzminister der Gruppe großer
       Industriestaaten war die letzte Sitzung unter deutscher G7-Präsidentschaft.
       Zum Jahreswechsel übernimmt Japan für ein Jahr diese Aufgabe.
       
       Die künftige japanische G7-Präsidentschaft habe bereits angekündigt, dass
       die weitere Finanzierung der Ukraine ein zentrales Thema bleiben werde,
       sagte Lindner. In den bisher zugesagten 32 Milliarden US-Dollar seien
       einmal Darlehen von 18 Milliarden Euro der EU enthalten. Weitere 12,5
       Milliarden US-Dollar sollten als Zuschüsse der USA hinzukommen. Darüber
       hinaus hätten andere G7-Staaten weitere Mittel in Aussicht gestellt.
       
       Im ausgehenden Jahr haben die G7-Länder der Ukraine bereits 32,7 Milliarden
       Euro zugesagt, um die Finanzierungslücke im Haushalt des Kriegslandes zu
       schließen. Das Geld sei bereits ausgezahlt oder befinde sich in Auszahlung,
       hieß es in einer Erklärung der G7-Finanzminister. „Mit dieser Unterstützung
       war die Ukraine in der Lage, Kernfunktionen des Staates für das ukrainische
       Volk bereit zu stellen.“
       
       „Unser Engagement zur Unterstützung der Ukraine ist nach wie vor
       unerschütterlich“, hieß es. Die Zusagen für 2023 gäben Kyjiw
       Planungssicherheit und ermöglichten es der ukrainischen Regierung auch,
       „die wichtigsten Reparaturen auszuführen und die Wirtschaft zu
       stabilisieren“. (afp)
       
       ## IAEA-Chef zu Gesprächen über AKW Saporischschja in Moskau
       
       Der Chef der UN-Atomenergiebehörde IAEA hat am Donnerstag in Moskau
       Gespräche über die Sicherheit des ukrainischen Atomkraftwerks
       Saporischschja geführt. Generaldirektor Rafael Grossi will eine Schutzzone
       um das größte Atomkraftwerk Europas einrichten, das unter russischer
       Kontrolle ist und in einem umkämpften Gebiet liegt. Beide Konfliktparteien
       beschuldigen sich gegenseitig, die Anlage mit sechs Reaktorblöcken
       beschossen zu haben.
       
       Das russische Unternehmen Rosatom beschrieb die Gespräche mit Grossi als
       „substanziell, nützlich und offen“. Grossi ließ durchblicken, dass weitere
       Verhandlungen nach „einer weiteren Runde notwendiger Diskussionen“
       erforderlich seien. „Entscheidend ist, sich allein darauf zu konzentrieren,
       einen Atomunfall zu verhindern“, twitterte er. „Ich setze meine Bemühungen
       in Richtung dieses Ziels mit größter Dringlichkeit fort.“
       
       Seit über drei Monaten dringt Grossi auf eine Sicherheitszone um das
       Atomkraftwerk. Die Region Saporischschja und Gebiete auf der dem AKW
       gegenüberliegenden Seite des Dnipros sind oft unter Beschuss. Die Ukraine
       hat wiederholt die Einrichtung einer entmilitarisierten Zone um das
       Atomkraftwerk gefordert.
       
       Obwohl die sechs Reaktoren abgeschaltet sind, müssen die Reaktorkerne und
       abgebrannte Brennstäbe gekühlt werden, um gefährliche Überhitzungen oder
       gar eine Schmelze wie nach dem Tsunami 2011 im japanischen Atomkraftwerk
       Fukushima zu vermeiden. (ap)
       
       ## EU-Ukraine-Gipfel am 3. Februar
       
       Für den 3. Februar ist ein Gipfeltreffen von EU-Ratspräsident Charles
       Michel und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit dem
       ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski geplant. Wo der Gipfel
       stattfinde, sei noch offen, sagt ein EU-Sprecher. Es gebe eine bestehende
       Einladung an Selenski Brüssel zu besuchen, doch das heiße nicht, dass der
       Gipfel in der belgischen Hauptstadt stattfinden werde. Seit dem
       Kriegsausbruch am 24. Februar ist Selenski regelmäßig per Videoschalte bei
       EU-Gipfeln aufgetreten. (rtr)
       
       ## Rheinmetall liefert Militär-LKW an die Ukraine
       
       Der Rüstungskonzern Rheinmetall liefert militärische Nutzfahrzeuge an die
       Ukraine. Im Auftrag der Bundesregierung sollen insgesamt 26 fabrikneue
       Fahrzeuges des Typs HX 8x8 geliefert werden, wie das Unternehmen am
       Donnerstag in Düsseldorf berichtete. Das Auftragsvolumen liege bei 12,5
       Millionen Euro. Die Auslieferung der Logistik-Fahrzeuge habe bereits
       begonnen. Hersteller ist das Gemeinschaftsunternehmen Rheinmetall MAN
       Military Vehicles (RMMV), das seinen Hauptsitz in München hat. Rheinmetall
       ist daran zu 51 Prozent, MAN Truck & Bus zu 49 Prozent beteiligt. (dpa)
       
       ## 🐾 Ein Krieg und zwei Kirchen
       
       Bei Razzien in Klöstern sind Beweismittel gefunden worden, die eine
       Verbindung der ukrainisch-orthodoxen Kirche zu Russland nahelegen.
       taz-Autor Juri Konkewitsch hat sich genauer angeschaut, [1][was es mit den
       orthodoxen Kirchen in der Ukraine auf sich hat.]
       
       Ehemaliger Chef von Weltraumbehörde Roskosmos bei Angriff in Ukraine
       verletzt 
       
       Der ehemalige Chef der russischen Raumfahrtbehörde Roskosmos ist nach
       eigenen Angaben bei einem ukrainischen Luftangriff in Donezk verletzt
       worden. Er habe Verletzungen am Rücken durch Granatsplitter erlitten und
       müsse operiert werden, erklärte Dmitri Rogosin am Donnerstag im
       Onlinedienst Telegram. Laut Rogosin ereignete sich der Vorfall bei einem
       „Arbeitstreffen“ in einem Hotelrestaurant. Der russische Staatssender
       Rossia 24 berichtete jedoch, dass der ehemalige Roskosmos-Chef am Mittwoch
       seinen 59. Geburtstag mit Gästen und Musikern feierte.
       
       Bei dem Angriff habe es mehrere Tote und Verletzte gegeben, er sei „mit
       hochpräziser Munition erfolgt, die wahrscheinlich von einem LKW aus mit
       einem französischen Caesar-Artilleriesystem abgefeuert wurde“, erklärte der
       zuständige russische Untersuchungsausschuss. Fernsehbilder zeigten
       umgeworfene Tische in einem Saal mit beschädigten Fenstern und Wänden.
       
       Rogosin, der im Juli von Roskosmos entlassen worden war, leitet derzeit
       eine Gruppe von Militärberatern, die pro-russische Separatisten in der
       Ukraine unterstützen. Eigenen Angaben zufolge stieg er in den vergangenen
       Monaten regelmäßig in dem Hotel ab, wenn er sich in Donezk aufhielt. Donezk
       ist eine der vier von Moskau annektierten Regionen und eine Hochburg
       pro-russischer Separatisten. (afp)
       
       ## Große Emotionen im Kapitol
       
       Mit einer [2][emotionalen Rede] vor dem US-Kongress hat der ukrainische
       Präsident Wolodimir Selenski unter dem Jubel der Abgeordneten den
       Vereinigten Staaten für ihre Unterstützung gegen den russischen
       Angriffskrieg gedankt. Abgeordnete und Senatoren empfingen den Gast mit
       lang anhaltendem stehenden Applaus. „Im Gegensatz zu all den dunklen
       Vorhersagen ist die Ukraine nicht gefallen“, sagte Selenski. „Die Ukraine
       lebt und kämpft.“ (dpa/afp)
       
       CSU: Bundesregierung muss Ukraine auch Patriots liefern 
       
       Angesichts der Lieferung des Patriot-Flugabwehrsystems aus Washington an
       die Ukraine hat die CSU die Bundesregierung aufgefordert, es den USA
       gleichzutun. Man habe im Verlauf des Ukraine-Kriegs feststellen können,
       dass die Unterstützung mit Waffen der Ukraine am meisten helfe, sagte
       CSU-Generalsekretär Martin Huber am Donnerstagmorgen in der Sendung
       „Frühstart“ von RTL/ntv. „Und insofern fordern wir natürlich auch die
       Bundesregierung auf, den Worten Taten folgen zu lassen und die Ukraine noch
       stärker mit Waffen zu unterstützen, auch mit Patriot-Abwehrraketen.“
       
       Huber bekräftigte gleichzeitig die CSU-Forderung einer Lieferung von
       Leopard-Kampfpanzern an das von Russland angegriffene Land. „Auch hier gilt
       es, dass die Ukraine unterstützt werden muss, wie ich gerade angesprochen
       habe.“
       
       Am Mittwoch hatte die US-Regierung offiziell bekanntgegeben, dass sie der
       Ukraine erstmals das [3][Patriot-Flugabwehrsystem liefern] werde. Es sei
       Teil eines neuen Militärhilfe-Pakets in Höhe von 1,85 Milliarden US-Dollar
       (rund 1,7 Milliarden Euro) für die Ukraine, teilte das US-Außenministerium
       mit. In dem Paket sind dem Pentagon zufolge eine Patriot-Batterie und
       Munition enthalten. Das Luftverteidigungssystem Patriot kann Flugzeuge,
       Marschflugkörper, Drohnen und Raketen auch in größerer Entfernung abwehren.
       Es dürfte Russlands Angriffe mit Raketen und Drohnen auf die zivile
       Infrastruktur in der Ukraine erschweren. (dpa)
       
       Russlands Botschafter wirft USA „Stellvertreterkrieg“ in Ukraine vor 
       
       Moskaus Botschafter in Washington wirft den USA angesichts der Lieferung
       des Patriot-Flugabwehrsystems an die Ukraine die Fortsetzung eines
       „Stellvertreterkriegs“ gegen Russland vor. Es gehe den USA darum, einen
       Sieg über Russland zu erzielen, sagte der russische Botschafter Anatoli
       Antonow am Donnerstag in Washington. Der Besuch des ukrainischen
       Präsidenten Wolodimir Selenski in Washington sei dafür im „Hollywood-Stil“
       inszeniert worden. Das zeige, dass Washingtons Beteuerungen, nicht die
       Konfrontation mit Russland zu suchen, „nur leere Worte“ seien. Selenski
       hatte am Mittwoch US-Präsident Joe Biden getroffen.
       
       Selenskis Besuch in den USA zeige, dass weder Washington noch Kyjiw bereit
       seien für einen Frieden. Stattdessen werde die „Lüge“ verbreitet, dass
       Russland nicht an einer friedlichen Lösung interessiert sei. Geleitet
       würden die USA von der „krankhaften Vorstellung eines Sieges über die
       Russen auf dem Schlachtfeld“, sagte Antonow einer bei Facebook
       veröffentlichten Mitteilung der Botschaft zufolge. Dafür würden enorme
       finanzielle Ressourcen, Waffen und die Aufklärung genutzt.
       
       Zugleich erneuerte der Diplomat Warnungen, dass die russischen Streitkräfte
       das Patriot-System wie andere westliche Waffen auch zerstören würden.
       Russland geht demnach davon aus, dass die Waffen von US-Amerikanern oder
       Spezialisten anderer Nato-Staaten bedient werden, weil die Ukrainer selbst
       dazu nicht in der Lage seien. „Die Vereinigten Staaten tragen die volle
       Verantwortung für den Ausbruch des Ukraine-Konflikts 2014“, sagte Antonow.
       Er meinte, dass Kremlchef Wladimir Putin immer wieder Verhandlungen zur
       Beilegung des Konflikts angeboten habe. (dpa)
       
       22 Dec 2022
       
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