# taz.de -- Doku über ukrainische Kriegsversehrte: Heilen, was der Krieg verstümmelt
       
       > Zur Behandlung in den Westen: Montag Abend zeigt der NDR die Reportage
       > „Schwer verwundet: Ukrainische Kriegsopfer in deutschen Kliniken“.
       
 (IMG) Bild: Wenn der Aufzug nicht geht, muss improvisiert werden: Oksanas Alltag im Rollstuhl
       
       HAMBURG taz | Ihnen fehlen Knochenteile, Finger ganze Beine: Oksana,
       Jevgenij und Igor wurden im [1][Ukraine-Krieg] schwer verwundet. So wie
       Tausende andere Ukrainer*innen auch. Unzählige dort haben während des
       Jahres, das der Krieg inzwischen dauert, Wichtiges verloren: manche das
       Leben, viele ihre gesunden Körper, Angehörige, Häuser und Wohnungen. Wie
       kann man über dieses Leid angemessen berichten?
       
       Etwa, indem man ihm Gesichter gibt und am Beispiel einzelner Menschen
       erzählt. Diesen Weg sind die Hamburger Alexandra Bidian und Lennart
       Banholzer gegangen in ihrer Reportage „Schwer verwundet: Ukrainische
       Kriegsopfer in deutschen Kliniken“. Oksana, Jevgenij und Igor wurden durch
       Minen oder Granatenbeschuss verletzt und im Rahmen des Hilfsprogramms der
       EU nach Hamburg transportiert, wo sie etwa [2][im Bundeswehrkrankenhaus]
       behandelt werden. Mehrere Monate lang folgte ihnen das Kamerateam im
       NDR-Auftrag und dokumentierte so ihre Heilungsprozesse.
       
       Oksana hat beide Beine und vier Finger einer Hand verloren: eine Landmine.
       Statt den Mut zu verlieren, hat sie danach ihren Lebenspartner geheiratet.
       Auf Tik Tok ist eines ihrer Postings viral gegangen, auf dem die Beiden auf
       ihrer Hochzeit zusammen tanzen. Er trägt sie dabei in ihrem Hochzeitskleid.
       In Hamburg bekam Oksana Beinprothesen. Inzwischen leben auch ihr Ehemann
       und ihre beiden Kinder hier.
       
       Jevgenij hatte schon zwei erwachsene Söhne, als er sich freiwillig zum
       Dienst an der Waffe meldete. Ein Granatsplitter zerstörte dem
       hauptberuflichen Journalisten einen Teil des Schienbeins; ein langer,
       komplizierter Heilungsprozess ist nötig, bis er wieder ohne Krücken laufen
       kann.
       
       Auch Igor ist kein ganz junger Mann mehr: Viele Jahre lang war er
       Berufssoldat, verlor durch eine Mine ein Bein. In Deutschland nun wartet er
       ungeduldig darauf, dass er seine endgültige Karbonprothese bekommt und
       wieder gut laufen kann – er will unbedingt wieder zurück zu seiner Einheit
       an die Front.
       
       Mit ihren unterschiedlichen Verletzungen, Leidensgeschichten und
       Persönlichkeiten wurden die drei Protagonist*innen klug ausgewählt.
       Bidian und Banholzer zeigen, wie die drei in Hamburg leben, aber auch, wie
       das Hilfsprogramm organisiert ist: Die Filmemacherinnen sind dabei, als ein
       norwegisches Hospitalflugzeug mit Kranken an Bord auf dem Hamburger
       Flughafen landet. Und als ehrenamtliche Helfer*innen vom [3][Verein
       „Feine Ukraine“] den dreien bei ihrer Ankunft und Integration in
       Deutschland helfen. Einer der dramatischen Höhepunkte der Reportage: der
       Besuch eines Konzerts der bekanntesten ukrainischen Popgruppe, [4][Okean
       Elzy], in Hamburg.
       
       Aber auch hier wird sachlich erzählt. Die Filmeacher*innen verzichten
       großteils auf emotionale Filmmusik oder Nahaufnahmen trauriger Gesichter,
       und so wirkt ihr Film nie manipulativ oder sentimental. Er wird auch nicht
       voyeuristisch, bleibt distanziert auch bei den wenigen Aufnahmen von Wunden
       oder Beinstümpfen. Gerade dadurch macht er deutlich, wie tief die
       Verletzungen bei Oksana, Jevgenij und Igor tatsächlich gehen: Denn auch
       wenn das Kamerateam sie über mehrere Monate begleitet hat, wird keine*r
       von ihnen am Schluss als geheilt entlassen.
       
       12 Feb 2023
       
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       ## AUTOREN
       
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