# taz.de -- Pleite der Silicon Valley Bank: Angst vor neuer Bankenkrise
       
       > Nach dem Kollaps der Silicon Valley Bank (SVB) bangen Start-ups in den
       > USA und Großbritannien um ihr Geld. An den Märkten wächst die Sorge vor
       > einem Dominoeffekt.
       
 (IMG) Bild: Weniger Kleinsparer als vielmehr Investoren fürchten, die Pleitefolgen tragen zu müssen: SVB-Sitz
       
       NEW YORK/LONDON rtr | Nach der Schließung der Silicon Valley Bank (SVB)
       geht an den Finanzmärkten die Sorge vor weiteren Zusammenbrüchen um. In den
       USA, aber auch in Großbritannien sorgte der Fall am Wochenende für
       Krisensitzungen. Die Situation der auf die Finanzierung von
       Technologiefirmen in Kalifornien spezialisierte US-Bank setzt bereits
       zahlreiche Startups unter Druck, die nun Probleme haben, ihre
       Mitarbeitenden weiter zu bezahlen. Experten machen die starken
       Zinserhöhungen in den USA mitverantwortlich für die Probleme der SVB.
       
       Zuletzt haben Zentralbanken rund um den Globus [1][die Zinsen angehoben, um
       die spätestens seit dem russischen Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr
       sprunghaft gestiegene Inflation einzudämmen]. Nach mehr als einem Jahrzehnt
       mit Nullzinsen zeigen sich nun aber Risse im Finanzsystem. Einige
       Investoren fürchten, dass sich der plötzliche Kurswechsel jetzt rächt. In
       den USA hat die Notenbank Fed die Zinsen so stark angehoben wie seit den
       frühen 1980er-Jahren nicht mehr. Als Nebenwirkungen davon gelten ein
       Ausverkauf bei Technologieaktien, [2][Turbulenzen bei Kryptowährungen]
       sowie Druck auf US-amerikanische und britische Immobilienfonds.
       
       Die Pleite der SVB mit Sitz in Santa Clara ist der größte Kollaps seit der
       globalen Finanzkrise von 2008. Das Institut hatte Ende 2022 Vermögenswerte
       von 209 Milliarden US-Dollar in der Bilanz und war damit die Nummer 16 der
       US-Bankenbranche. Bislang leiden vor allem Investoren unter der Pleite, die
       besonders riskante Wetten eingehen.
       
       Das könnte sich aber ändern, befürchten Experten. Bei der SVB hatten Kunden
       an nur einem Tag 42 Milliarden Dollar abgezogen. Die kalifornische
       Aufsichtsbehörde zog daraufhin am Freitag den Stecker und schloss das
       Institut.
       
       ## Fed-Sitzung am Montag
       
       Wegen der Größe der SVB ist der Kreis möglicher Retter begrenzt. Die Fed
       und die US-Einlagensicherung FDIC erörtern einem Bericht der Agentur
       Bloomberg zufolge eine Auffanglösung für Institute, die nun auch unter
       Druck geraten könnten. So könnte versucht werden, Bankkunden zu beruhigen,
       um Panik zu vermeiden. Die Fed und die FDIC wollten sich dazu nicht äußern.
       Das Weiße Haus hatte am Samstag mitgeteilt, US-Präsident Joe Biden habe mit
       dem kalifornischen Gouverneur Gavin Newsom über die Bank gesprochen.
       
       Die Fed kündigte für Montag eine Sitzung ihres Gouverneursrats an. Es werde
       dabei in erster Linie um Vorschuss- und Diskontsätze gehen, so die
       US-Notenbank am Sonntag. Die Kreditvergabe der Fed über das sogenannte
       Diskontfenster spielt eine wichtige Rolle bei der Unterstützung der
       Liquidität und Stabilität des Bankensystems.
       
       ## Deutschland kaum betroffen
       
       Die Regierung in London bemühte sich unterdessen darum, die Folgen des
       Zusammenbruchs der auch in Großbritannien vertretenen SVB so gering wie
       möglich zu halten. „Die Regierung behandelt dieses Thema mit hoher
       Priorität“, sagte Finanzminister Jeremy Hunt. Es solle kurzfristig
       sichergestellt werden, dass Betriebs- und Cashflow-Anforderungen der Kunden
       der Silicon Valley Bank UK erfüllt werden könnten. Die Bank von England
       hatte bereits am Freitag mitgeteilt, dass sie vorhabe, den britischen Arm
       der SVB in ein Insolvenzverfahren zu überführen.
       
       In Deutschland gelten Auswirkungen derzeit als begrenzt, auch weil die SVB
       hierzulande keine Tochtergesellschaft hat. Es gibt nur eine vergleichsweise
       kleine Zweigstelle. „Wir haben die aktuellen Entwicklungen im Blick und
       berücksichtigen sie im Rahmen unserer laufenden Aufsicht“, teilte die
       Bonner Finanzaufsichtsbehörde BaFin am Freitag mit.
       
       In den USA hatte die Fed zuletzt weitere Zinserhöhungen signalisiert. An
       der Wall Street waren Anleger auch deswegen nervös. Der breit gefasst
       S&P-500-Index gab in der abgelaufenen Börsenwoche 4,6 Prozent nach. Gefragt
       waren vor allem sichere Anlagen wie zweijährige US-Staatsanleihen. Die SVB
       war vermutlich anfällig für zu starke Zinsschwankungen und konnte
       Verbindlichkeiten nicht mehr bedienen. Andere Banken in den USA bemühten
       sich zu betonen, ihre Liquiditätslage sei gesichert.
       
       Dem Nachrichten-Portal Semafor zufolge wollen Hedgefonds Startup-Einlagen
       bei der SVB für 60 bis 80 Prozent des eigentlichen Werts aufkaufen. Das
       US-Nachrichtenportal Axios berichtete, die SVB habe kurz vor ihrem Kollaps
       noch Jahresboni ausgezahlt. Berechtigte Mitarbeiter hätten wenige Stunden
       vor der Schließung ihre Leistungsprämien erhalten. Die Aktien des Instituts
       hatten am Donnerstag einen Rekord-Tagesverlust verbucht und damit
       Börsenwerte von rund 80 Milliarden Dollar ausgelöscht.
       
       12 Mar 2023
       
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