# taz.de -- Russlands Rückkehr in den Weltsport: Ohne Z zurück auf die Matte
       
       > Taekwondoins aus Russland und Belarus dürfen bald wieder international
       > kämpfen. Ein Olympiasieger reinigt schon mal seine
       > Social-Media-Accounts.
       
 (IMG) Bild: Gut drauf: Maxim Chramzow, die rote Maschine des russischen Taekwondo-Sports
       
       Es geht los. [1][Nach der Empfehlung des Internationalen Olympischen
       Komitees] an die Sportverbände der Welt, Athletinnen und Athleten aus
       Russland und Belarus wieder zu internationalen Wettkämpfen zuzulassen,
       werden die ersten Türen geöffnet. Am Montag hat der Rat von World
       Taekwondo, dem internationalen Fachverband, beschlossen, Russinnen und
       Belarussen wieder auf die Matte zu lassen.
       
       Bei den Weltmeisterschaften Ende Mai dürfen sie als neutrale Athleten dabei
       sein, sollten sie den Check der eigens dafür eingerichteten Kommission
       überstehen. Die soll überprüfen, ob die Aktiven als Propagandisten für den
       Krieg in Erscheinung getreten sind und ob sie beim Militär oder bei
       Sicherheitsbehörden unter Vertrag stehen.
       
       Wundern muss man sich gewiss nicht, dass World Taekwondo bei der erstbesten
       Gelegenheit dem russischen Verband die Hand reicht. Dessen Präsident
       Anatoli Terechow erhielt ein paar Wochen vor dem Überfall Russlands auf die
       Ukraine eine Auszeichnung für besondere Verdienste um den Taekwondo-Sport
       vom Sportministerium Südkoreas.
       
       Überreicht hat die Auszeichnung der Präsident von World Taekwondo, der
       Südkoreaner Chungwon Choue, der Terechow für die Entwicklung der
       Kampfsportdisziplin in Russland über den grünen Klee gelobt hat. Es sei ihm
       eine besondere Ehre, seinem „Kollegen und Freund“ die Auszeichnung
       übergeben zu dürfen.
       
       ## Doping? Macht nichts
       
       Im Januar 2022, als Terechow seine Ehrenurkunde aus Südkorea bekam, war die
       Strafe der Welt-Antidoping-Agentur gegen den russischen Sport wegen der
       großen Staatsdopingaffäre, die um die Olympischen Winterspiele 2014 ihren
       traurigen Höhepunkt hatte, noch nicht abgelaufen. Russen durften nur unter
       neutraler Flagge bei Weltmeisterschaften auflaufen, die Hymne durfte nicht
       gespielt werden und Weltmeisterschaften durften nicht in Russland
       abgehalten werden.
       
       Auch die Tatsache, dass der Taekwondo-Sport im berühmt gewordenen
       Wada-Report des kanadischen Anwalts Richard McLaren erwähnt wird, konnte
       Chungwon Choue nicht davon abhalten, Terechow auszuzeichnen. In sechs
       Fällen, so steht es im McLaren-Bericht, wurden positive Dopingproben von
       russischen Taekwondoins vertuscht.
       
       Für World Taekwondo war dies kein Grund, sich vom russischen Verband
       fernzuhalten, der immer wieder große Events, darunter eine
       Weltmeisterschaft, ausgerichtet hat. Immerhin hat der Weltverband kurz nach
       Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine Wladimir Putin den schwarzen
       Gürtel wieder weggenommen, der dem Präsidenten Russlands im November 2013
       verliehen worden war. Jetzt soll also alles wieder halbwegs gut werden.
       
       ## Es wird nicht ganz einfach sein
       
       Ganz einfach wird die Rückkehr aber gewiss nicht zu organisieren sein.
       [2][Vor allem die Feststellung der Neutralität dürfte schwierig werden].
       Die Blogger der „Base of Ukrainian Sports“ jedenfalls haben schon
       festgestellt, dass der russische Taekwondo-Olympiasieger Maxim Chramzow an
       seinen Social-Media-Auftritten herumschraubt, um Spuren zu verwischen.
       
       So hat er wohl einen Post auf dem russischen Facebook-Äquivalent VKontakte
       gelöscht, den er zu Wladimir Putins Geburtstag am 7. Oktober 2022 abgesetzt
       hatte. Vor allem die Hashtags mit dem Kriegssymbol „Z“ sollten wohl
       verschwinden. Was Chramzow, Spitzname „Rote Maschine“, schlecht ungeschehen
       machen kann, ist seine Armeezugehörigkeit. Als Sportsoldat gehört er dem
       zentralen Armeesportklub ZSKA in Samara an. Militärweltmeister war er auch
       schon.
       
       4 Apr 2023
       
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