# taz.de -- Nachruf auf Reggaepionier Jah Shaka: Mit dem Bass durch die Eingeweide
       
       > Der Dubreggaeproduzent und Soundsystempionier Jah Shaka ist gestorben.
       > Nachruf auf einen soziokulturellen Basisarbeiter und kreativen
       > Echokämmerer.
       
 (IMG) Bild: Der Magier am Mischpult: Jah Shaka bei einem Auftritt in Malmesbury, England, 2016
       
       Bass als körperliche Erfahrung, ein subsonischer und transzendenter Sound,
       dessen Drums durch Mark und Bein gehen und Gesangsspuren im Gedächtnis
       nachhallen. Ein Vermächtnis des britischen Dubreggaeproduzenten Jah Shaka.
       Die Homepage discogs listet [1][mehr als 70 Alben, die unter seiner Ägide
       und in Kollaboration mit Kollegen entstanden sind].
       
       Die Anfänge von Jah Shaka liegen weiter zurück in der Soundsystemkultur,
       die von karibischen Migrant:Innen nach Großbritannien getragen wurde.
       Jah Shaka, der auf Jamaika geboren wurde und 1956 als Teil der „Generation
       Windrush“ nach London ging, gehört zur zweiten Welle der Soundsystems.
       
       [2][So nennt man mobile Diskotheken, die ihre Verstärkeranlage in Wohnungen
       und später bei Open-Air-Veranstaltungen und Clubs installierten und nach
       Gusto kalibrierten.] Anders als die jamaikanischen Pioniere konnte Jah
       Shaka auch auf britische Produktionen zurückgreifen, sein Sound war teils
       spielerischer, wie beim Album „Dub Symphony“.
       
       Sein „Roots“-Soundsystem trat um 1970 in Erscheinung, und clashte sich mit
       Konkurrenten wie „Sufferer HiFi“ (von Produzent Dennis Bovell). „Es ging
       ihnen um mehr als nur darum, das Wochenende angenehm zu gestalten“,
       schreibt der Autor Lloyd Bradley in seiner Kulturgeschichte „Bass Culture“
       und hält fest: [3][Dubreggae und Soundsystem-Kultur verwurzelte Migranten
       wie Jah Shaka tiefer im britischen Alltag und beeinflusste die Popkultu]r.
       
       „Was wir aus Jamaika mitbringen konnten, waren unsere Erinnerungen“,
       erklärte Shaka in einem Interview. „Musik hält die Leute zusammen, Familien
       haben sich bei Soundsystempartys mit anderen befreundet.“ [4][Postpunkbands
       wie The Slits] nahmen als Erste Bezug auf die Klangsignaturen des
       Dubreggae, zeitgenössische britische Dancefloorstile wie Jungle wären
       undenkbar ohne die kulturelle Vorarbeit von Jah Shaka.
       
       Sie half aktiv mit, Feindseligkeiten der Mehrheitsgesellschaft und den
       offenen Rassismus von rechts zurückzudrängen. Am Mittwoch wurde bekannt,
       dass Jah Shaka im Alter von 75 Jahren in London gestorben ist.
       
       13 Apr 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.discogs.com/artist/157538-Jah-Shaka
 (DIR) [2] /Julian-Henriques-ueber-Jamaika/!5585496
 (DIR) [3] /Renaissance-von-Dubreggae/!5738310
 (DIR) [4] /Viv-Albertine-ueber-ihr-Leben/!5300067
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Julian Weber
       
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