# taz.de -- Naturschützer über Biber im Ökosystem: „Sie liefern uns das Grundwasser“
       
       > Biber halten das Gelände feucht und mindern die Hochwassergefahr.
       > Biberberater Dieter Mahsarski erläutert den Nutzen der streng geschützten
       > Tiere.
       
 (IMG) Bild: Seien Dämme helfen, das Wasser zu reinigen: Biber am Wasser
       
       taz: Herr Mahsarski, warum sind Biber so unbeliebt?
       
       Dieter Mahsarski: Früher waren Biber ja nicht unbeliebt. Da hat man sie
       gejagt wegen des Fells, des Fleischs und des Sekrets Bibergeil, mit dem sie
       ihr Revier markieren. Aus ihm wurde schon im 17. Jahrhundert Medizin zur
       Wundbehandlung hergestellt.
       
       Aber es gab immer auch Probleme. 
       
       Ja. Fischzüchter glaubten lange, [1][Biber] fräßen ihnen die Fische weg.
       Dabei sind Biber Veganer. Allerdings schädigt der Biber zugegebenermaßen
       die Holzbauern. Dabei muss man wissen, dass Biber nur Bäume am Wassersaum
       fällen und nur bei Temperaturen unter 15 Grad.
       
       Wozu dienen die Dämme, die sie daraus bauen? 
       
       Der Eingang des Biberbaus muss unter Wasser liegen, um vor Feinden
       geschützt zu sein. Ist ein [2][Gewässer] dafür zu flach, staut der Biber
       das Wasser mit einen Damm auf. Außerdem baut er oft einen Erntedamm, hinter
       dem sich Wasserpflanzen ansiedeln. In diesen „Biberteichen“ können auch
       Amphibien, von Fischen unbehelligt, ihre Brut aufziehen. Außerdem
       verringert der Damm die Fließgeschwindigkeit etwa eines Bachs. So wird das
       Wasser sauberer, weil sich Schwebstoffe und Schmutz ablagern können. Auch
       steigt der [3][Grundwasserspiegel,] weil das Wasser länger an einer Stelle
       verharrt, in den Boden sickert und das Areal feucht hält.
       
       Welchen Schutzstatus hat der Biber eigentlich? 
       
       Er ist eine streng geschützte Art. Man darf weder lebende noch tote Biber
       mitnehmen und auch nicht ihre Baue und Dämme zerstören. Das Strafmaß kann
       bis zu 50.000 Euro oder mehren Jahren Haft reichen.
       
       Man darf verletze Biber nicht zum Tierarzt bringen? 
       
       Nein. Sie müssen die zuständige Untere Naturschutzbehörde informieren, die
       über das weitere Vorgehen entscheidet.
       
       Und was tut man, wenn der Biber private Bäume fällt? 
       
       Dann rufen Sie die Untere Naturschutzbehörde oder den Biberberater zur
       Begutachtung. Die verbleibenden Bäume dürfen Sie durch Drahthosen schützen
       – ein einen Meter hohes Drahtgeflecht. Im Fall der überlaufenden
       Kläranlage, die wir derzeit im Raum Hannover haben, überlegen Nabu und
       Untere Naturschutzbehörde, ob sich der Wasserstand durch eine Drainage
       regulieren lässt.
       
       Kann man solchen Problemen vorbeugen? 
       
       Ja, durch Biberkartierung. In den Landkreisen Hannover und Hildesheim macht
       der Nabu das seit 2012. Inzwischen haben wir hier 164 Biberreviere bzw.
       -familien, das ist ein jährlicher Zuwachs von rund 20 Prozent.
       
       Wer sind die Biberkartierer? 
       
       Von uns Biberberatern im Auftrag der Unteren Naturschutzbehörde angeleitete
       Ehrenamtler, die eins der von uns markierten Gebiete zur Kartierung wählen
       können. Dort suchen sie – außerhalb der Brutzeit, also von Januar bis März
       – Biberspuren: gefällte Bäume, Biberbaue, Fell- und Fressensreste. Die
       tragen sie auf der Online-Biberplattform ein, um sie zu prüfen und die
       Reviergrenzen zu definieren.
       
       Arbeiten auch Sie als Biberberater ehrenamtlich? 
       
       Ja, denn es gibt in Niedersachsen – anders als in Bayern, Brandenburg,
       Berlin – kein Bibermanagement. Die halb-staatliche Ausbildung zum
       Biberberater, die ich 2013 an der Uni Hannover absolviert habe, ist
       eingeschlafen. Bis sie wieder installiert ist, bietet der Nabu
       „Biber-Scouts“ aus. Denn das Interesse ist riesig.
       
       23 Apr 2023
       
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