# taz.de -- Bericht der Senatsfinanzverwaltung: Behörden droht Personalkollaps
       
       > Bis 2031 scheidet jeder und jede Dritte in Berlins öffentlichem Dienst
       > aus. Der Ausgleich durch Neueinstellung gestaltet sich schwierig.
       
 (IMG) Bild: Berlin öffentlicher Dienst steht in den nächsten Jahren vor einem schwer zu verkraftenden Aderlass
       
       BERLIN taz | Mitten in der Debatte über den dringend nötigen Umbau von
       Berlins Verwaltung illustriert ein neuer Bericht der Finanzverwaltung, wie
       groß der Personalmangel in den Behörden von Land und Bezirken konkret ist.
       Demnach scheidet bis Ende 2031, also binnen nur acht Jahren, knapp jeder
       und jede Dritte aus dem öffentlichem Dienst aus. Konkret sind das über
       43.000 von rund 130.000 Beschäftigten.
       
       Schon jetzt tun sich Land und Bezirke schwer, ihre Stellen zu besetzen –
       bei jeder zehnten klappt das nicht. Finanz-Staatssekretärin Jana Borkamp
       (Grüne) setzte bei einer Pressekonferenz am Donnerstag Journalisten
       gegenüber auf besseres Marketing und mehr Offenheit für neue Wege.
       
       „Bericht über Engpassberufe in der Berliner Verwaltung“, sind die 63 Seiten
       überschrieben, in denen Borkamps Senatsverwaltung für Finanzen ein sehr
       konkretes Bild der Personallage malt. Überdurchschnittlich hoch ist der
       Bedarf nicht nur, wie bereits oft diskutiert, in den Schulen. Bei
       Sozialarbeitern etwa geht der Bericht davon aus, dass schon bis 2027 sogar
       43 Prozent ausscheiden.
       
       Borkamp wies auch auf eine demografische Delle hin, weil das Land Berlin
       aus Finanznot Anfang der 2000er Jahre fast gar nicht einstellte. Der Anteil
       der unbesetzten Stellen unterscheidet sich nach ihren Angaben von Bezirk zu
       Bezirk stark: In Pankow sind es demnach nur 5 Prozent, in
       Marzahn-Hellersdorf hingegen 15 Prozent.
       
       Die viel geforderte Digitalisierung der Verwaltung ist für sie nur ein Teil
       der Lösung – gut qualifiziertes Personal bleibe genauso wichtig. Das soll
       künftig umso mehr gelten, als die Anforderungen an die Beschäftigten eher
       wachsen.
       
       ## „Karrierebus“ soll bei Einstellungen helfen
       
       Ziel ist es zudem, mit Stellenausschreibungen auch Menschen zu erreichen,
       die bislang ein wenig begeistertes Bild von der Tätigkeit im öffentlichen
       Dienst haben. „Da wollen wir zeigen: Das ist nicht nur Stempeln und
       Mappen“, sagte Borkamp. Zu den von der Finanzverwaltung des Senats
       ausgehenden Initiativen gehört auch der so genannte Karrierebus, der in
       Kiezen unterwegs ist und über 5.000 Einstiegsmöglichkeiten informieren
       soll. „Mach, was Du willst: aber mach’s mit uns“, ist die [1][dazugehörige
       Broschüre] überschrieben.
       
       Angesichts eines bundesweiten Fachkräftemangels und der stadtinternen
       Konkurrenz zu in Berlin ansässigen Bundesbehörden, die in der Regel besser
       bezahlen, malte Borkamp die Zukunft trotz aller Bemühungen nicht zu rosig.
       Auf die Frage, für wie realistisch sie es halte, die frei werdenden Stellen
       komplett wiederbesetzen zu können, sagte sie: „Ich halte das für
       unrealistisch.“
       
       Aus ihrer Sicht ergibt sich daraus umso mehr der Auftrag, neben der
       Digitalisierung die Arbeitsweisen und Aufgaben der Verwaltung zu
       hinterfragen. Inwiefern eine vom möglichen künftigen Regierungschef Kai
       Wegner (CDU) angestrebte [2][Bezahlung auf Bundesniveau] weiterhilft,
       mochte sie nicht bewerten.
       
       20 Apr 2023
       
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