# taz.de -- Internationale Klimapolitik: Baerbock will Ziel für Erneuerbare
       
       > Auf den Ausstieg aus den fossilen Energien kann sich die Welt bisher
       > nicht einigen. Jetzt will die Außenministerin die Alternativen
       > voranbringen.
       
 (IMG) Bild: Sultan al-Jaber, Ministerin Baerbock und ihre Staatssekretärin Jennifer Morgan (rechts) in Berlin
       
       BERLIN taz | [1][Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Grüne)] will sich
       für ein globales Ziel zum Ausbau der klimafreundlichen erneuerbaren
       Energien einsetzen. „Wir müssen sagen, wie wir den Kurs ändern wollen, um
       endlich zurück auf den 1,5-Grad-Pfad zu kommen“, sagte sie am
       Dienstagvormittag in Berlin.
       
       Dort eröffnete Baerbock den zweitägigen Petersberger Klimadialog. Das ist
       ein jährlicher Frühjahrsgipfel, bei dem sich Regierungen in Berlin treffen,
       um informell über Klimapolitik zu diskutieren. So sollen Allianzen für den
       ebenfalls jährlich stattfindenden Weltklimagipfel im Winter geschmiedet
       werden.
       
       Diesmal geht es Baerbock, die innerhalb der Bundesregierung für die
       internationale Klimapolitik zuständig ist, vor allem um Unterstützung für
       ein Erneuerbare-Energien-Ziel – damit ein solches im offiziellen Beschluss
       der Weltklimakonferenz in Dubai festgehalten wird.
       
       Wie das aussehen könnte? „Die Internationale Energiebehörde schätzt, dass
       wir die weltweiten Kapazitäten von erneuerbaren Energien verdreifachen
       müssen – sonst wird die Schmerzgrenze des Planeten von 1,5 Grad deutlich
       überschritten werden“, so Baerbock.
       
       ## Öl-Staaten verhindern Fossilen-Ausstieg
       
       Ganz genau sagt die Internationale Agentur für Erneuerbare Energien
       Folgendes: Das Zubau-Tempo für erneuerbare Energien muss bis 2030
       verdreifacht werden, auf durchschnittlich 1.000 Gigawatt. Das könnten sich
       die fast 200 Staaten der Welt in Dubai offiziell vornehmen. Wenn die mehr
       als 40 Regierungen auf dem Petersberger Klimadialog sich bereits dafür
       aussprechen, würde das wahrscheinlicher.
       
       In den vergangenen Jahren hatten zahlreiche Regierungen es andersherum
       versucht: Sie wollten ein Bekenntnis zum Ausstieg aus den fossilen
       Energieträgern festschreiben, deren Nutzung die Klimakrise anheizt. Ein
       solches Ziel gibt es auf internationaler Ebene bislang nicht offiziell,
       obwohl es logisch aus dem Vorhaben folgt, die Erderhitzung bei 1,5 Grad zu
       begrenzen.
       
       Indien hatte im vergangenen Jahr [2][auf der Weltklimakonferenz im
       ägyptischen Scharm al-Scheich vorgeschlagen], den Fossilen-Ausstieg zu
       beschließen, und breite Unterstützung gefunden. Das Projekt scheiterte aber
       am Druck mehrerer Ölstaaten. Der Passus schaffte es nicht in das
       Abschlussdokument.
       
       ## Auf CCS-Technologie setzen
       
       Eine solche Debatte ist auch in diesem Jahr programmiert, schließlich
       findet der Weltklimagipfel in einem der Ölstaaten statt, und zwar in den
       Vereinigten Arabischen Emiraten. Die Konferenz leiten soll [3][Sultan Ahmed
       al-Jaber], der Chef der Ölgesellschaft von Abu Dhabi.
       
       Auf dem Petersberger Klimadialog sprach er denn auch davon, aus den
       „fossilen Emissionen“ aussteigen zu wollen, nicht aber aus den fossilen
       Energien. „Wir wissen, dass die Energien, die heute genutzt werden, auch
       noch bleiben werden“, sagte al-Jaber.
       
       Er will auf die CCS-Technologie setzen, mit der CO2 abgeschieden und
       unterirdisch gespeichert wird. Das gilt als [4][teuer, riskant und ist kaum
       verfügbar]. Trotz der Sperrhaltung beim Ausstieg aus den fossilen Energien
       sprach auch al-Jaber sich in Berlin für den Ausbau erneuerbarer Energien
       aus.
       
       Zivilgesellschaftliche Beobachter:innen loben Baerbocks Vorhaben. „Ein
       globales verbindliches Ausbauziel für erneuerbare Energien ist dringend
       notwendig, um die Energiewende weltweit voranzutreiben“, sagte etwa Petter
       Lydén von Germanwatch. „Es wäre auch ein starkes Investitionssignal für den
       Privatsektor.“
       
       2 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Stimmung-in-der-Ampel-Koalition/!5929003
 (DIR) [2] /Klimagipfel-COP-27-in-Aegypten-endet/!5896214
 (DIR) [3] https://de.wikipedia.org/wiki/Ahmed_Al_Jaber
 (DIR) [4] /Wissenschaftlerin-ueber-Geoengineering/!5912251
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Susanne Schwarz
       
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