# taz.de -- Demenz-Test: Was war Paprika nochmal?
       
       > Demenz ist eine Krankheit des Hirns und der Nerven. Ein Test kann bei
       > gesunden Probanden erkennen, ob es wahrscheinlich ist, daran zu
       > erkranken.
       
 (IMG) Bild: Die Ergebnisse sind vor allem für die Präventionsforschung interessant
       
       In Deutschland leben [1][rund 1,8 Millionen Menschen mit Demenz]. Weltweit
       sind es derzeit [2][etwa 55 Millionen], Tendenz steigend. Zwar gibt es
       verschiedene Ansätze, um die Symptome zu verzögern, heilen lässt sich
       Demenz jedoch nicht.
       
       Weil sich der bereits entstandene Schaden im Gehirn kaum mehr rückgängig
       machen lässt, sind Vorbeugung und eine frühe Diagnose wichtig. Deshalb
       suchen Forschende bestimmte Proteine, die als Warnzeichen fungieren. Diese
       finden sie zum Beispiel im Blut oder in der Rückenmarksflüssigkeit. Noch
       gibt es aber keine Untersuchung, die zuverlässig eine Demenz voraussagt.
       
       ## Die Studie
       
       Im März 2023 berichteten US-amerikanische Forschende [3][im Fachjournal
       Neurology] von einem anderen Ansatz. Mit einem kognitiven Test wollten sie
       erste Anzeichen von Demenz-Symptomen bei Menschen entdecken, die noch keine
       Probleme haben. Die Teilnehmenden sahen sich dazu Karten mit Bildern an,
       die verschiedenen Kategorien zugeordnet waren, etwa von einer Paprika aus
       der Kategorie „Gemüse“. Fiel den Teilnehmenden ein Bild später nicht mehr
       ein, erinnerten die Forschenden sie als Gedächtnisstütze an die jeweilige
       Kategorie. Sie untersuchten also, wie sich Menschen Dinge merken.
       
       Diese Merkfähigkeit unterteilten sie in fünf Stufen: „Stages of Objective
       Memory Impairment (SOMI)“. SOMI-0 bedeutet, dass die Teilnehmenden keine
       Probleme mit den Erinnerungen hatten. Bei SOMI-1 und -2 fielen ihnen die
       Bilder oft erst nach dem Tipp ein. Das kann laut den Forschenden ein
       Zeichen dafür sein, dass sich in etwa sieben bis acht Jahren eine klinische
       Demenz entwickelt. Noch deutlicher fiel das Ergebnis bei denjenigen aus,
       die sich trotz des Hinweises auf die Kategorie nicht an das Bild
       erinnerten. Mit ihrer Einstufung in SOMI-3 und -4 könnten sie innerhalb von
       ein bis drei Jahren an einer Demenz leiden.
       
       ## Was bringt's?
       
       Die Ergebnisse sind vor allem für die Präventionsforschung interessant.
       Bisher rekrutieren die Forschenden dafür gesunde Menschen. Eine Gruppe
       bekommt eine Präventionsbehandlung, die andere ändert nichts an ihrem
       bisherigen Leben. Dann wird analysiert, wie viele aus den jeweiligen
       Gruppen in den folgenden Jahren [4][eine Demenz entwickeln.] Mit SOMI-3 und
       -4-Menschen anstelle von Gesunden würden diejenigen untersucht, für die
       eine Prävention relevanter ist. Das kann die Aussagekraft der Analyse
       erhöhen.
       
       Nach der Untersuchung können Ärzt:innen sagen, ob die statistische
       Wahrscheinlichkeit zu erkranken höher ist – was keine klare Aussage für
       einzelne Personen zulässt. Vorbeugende Maßnahmen, die dann angesagt wären,
       sind etwa Bewegung, gesunde Ernährung und geistige Aktivität. Das wiederum
       tut ohnehin jedem Menschen gut – was die meisten wissen und sich dennoch
       nicht darum kümmern. Ob ein höheres Demenz-Risiko das ändern würde, ist
       fraglich.
       
       7 May 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.deutsche-alzheimer.de/artikel/deutsche-alzheimer-gesellschaft-stellt-neue-zahlen-zur-demenz-vor-deutlich-mehr-erkrankte-unter-65-jahren-als-bisher-angenommen
 (DIR) [2] https://apps.who.int/iris/bitstream/handle/10665/344707/9789240034624-eng.pdf
 (DIR) [3] https://n.neurology.org/content/early/2023/04/19/WNL.0000000000207276.long
 (DIR) [4] /Altenpflegerin-ueber-die-letzten-Dinge/!5913804
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stefanie Uhrig
       
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