# taz.de -- Gewalt in Nahost: Terror- und Siedlermainstreaming
       
       > Sowohl der israelische als auch der palästinensische Diskurs haben sich
       > radikalisiert. Die Aussichten auf Beruhigung der Lage sind derzeit
       > düster.
       
 (IMG) Bild: Zerbrochene Fenster in der Ortschaft al-Laban al-Sharkiyeh, Westjordanland
       
       Und wieder [1][eskaliert die Gewalt in Nahost]. Getötete militante
       Palästinenser, Anschläge auf Israelis, Siedlergewalt. Wirklich neu ist nur,
       dass Israel jetzt auch mit Luftangriffen im Westjordanland agiert.
       
       Der Eskalation liegen zwei Kernursachen zugrunde: Im palästinensischen
       Diskurs wird nicht unterschieden [2][zwischen legitimem Widerstand gegen
       das immer weiter voranschreitende Vordringen Israels ins Westjordanland]
       und Terror gegen Zivilist*innen. Zwar ist richtig, dass zwischen
       Palästinenser*innen und Israelis ein Mächte-Ungleichgewicht herrscht,
       die Verharmlosung von Terror rechtfertigt das aber nicht. Dass Medien wie
       al-Dschasira gewillt das Narrativ des heldenhaften bewaffneten Widerstands
       verbreiten, der in Wahrheit Terror ist, hilft nicht.
       
       Zugleich ist [3][auch die Siedlergewalt eine Form von Terror]. Erneut
       griffen Radikale Autos, Wohnungen und Geschäfte von
       Palästinenser*innen an. Schutz bieten diesen allein: israelische
       Sicherheitskräfte. Dennoch brannte es wieder lichterloh im Westjordanland.
       Die Warnungen, dass sich radikale Siedler durch Israels rechte Regierung
       ermutigt fühlen, werden Realität.
       
       ## „Unser Land“
       
       Auch hier ist eine Form von Mainstreaming das Problem. Standpunkte der
       Siedler*innen sind normal geworden. Die beanspruchen das Westjordanland
       für Israel. Wie sonst ist die kaum hinterfragte Politik zu erklären, dass
       die Regierung auf Anschläge wie nach dem Angriff vom Dienstag mit dem Bau
       weiterer Siedlungen reagiert? „Unsere Antwort auf Terror ist, unser Land
       aufzubauen“, so Netanjahu. Äußerungen wie „unser Land“ in Bezug aufs
       Westjordanland sind kaum noch der Rede wert, so normal ist Israels Anspruch
       auf das Palästinensergebiet geworden.
       
       Mit dem Siedlermainstreaming geht die Negierung jeglichen Anspruchs auf
       eigenes Territorium, ja die [4][Negierung der Existenz von
       Palästinenser*innen] einher. Bevor nicht der Konsens
       wiederhergestellt ist, dass auch sie ein Recht auf Land haben, und solange
       im palästinensischen Diskurs nicht wieder Stimmen die Oberhand gewinnen,
       die Terror ablehnen, sind die Aussichten auf eine nachhaltige Beruhigung
       der Lage düster.
       
       23 Jun 2023
       
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 (DIR) Jannis Hagmann
       
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