# taz.de -- Kongress linker Rebellen: In alten Mustern verheddert
       
       > Die Linke bleibt gespalten. Es gelingt ihr nicht, sich nach vorn zu
       > orientieren. Die Partei verharrt in Wartehaltung auf Wagenknechts
       > Entscheidung.
       
 (IMG) Bild: Nicht erst seit gestern sinniert er über die Zukunft seiner Partei: Gregor Gysi (Archivbild)
       
       Dieser Riss ist nicht zu kitten – das war das Gefühl, das vom „Was
       tun?!“-[1][Kongress der Linken] ausging. Auch wenn man vordergründig die
       Spaltung der Partei noch einmal aufgeschoben hat. Es ist schwer
       vorstellbar, dass sich dieses Ausmaß an Verletztheit, an Beleidigt-Sein,
       auch an Verachtung für das andere Lager wieder aussöhnen lässt. Es
       dominierte der gekränkte Blick zurück, Sätze, die von „wir müssen wieder“
       und „zurück zu“ eingeleitet werden.
       
       Die wenigen Stimmen, die versuchten, den Blick nach vorne zu richten,
       drangen kaum durch. Das ist schade, weil die Debatte um Krieg und Frieden
       ja tatsächlich ein paar mehr Differenzierungen vertragen könnte. Und kaum
       jemand sonst den Blick auf die Welt jenseits der alten Blöcke, den globalen
       Süden, richtet. Aber bisher gelingt es diesem Teil der Linken nicht, eine
       originelle Perspektive, eine eigenständige Analyse zu entwickeln. Sie
       verheddert sich in alten Mustern und alten Kämpfen.
       
       Am Ende steht sie nun immer noch vor der Wahl, sich weiter in internen
       Machtkämpfen aufzureiben oder zur eigenen Sekte zu entwickeln. Das
       entscheidet dann [2][„die Sahra“]. Irgendwann im Herbst. Dass von diesen
       ihren in Hannover versammelten Getreuen eine wahnsinnig große Strahlkraft
       oder gar Aufbruchstimmung ausgeht, werden auch Wohlmeinende kaum behaupten.
       Möglicherweise hatte Wagenknecht also gute Gründe, lieber nicht persönlich
       aufzutauchen.
       
       Ihr Wählerpotenzial soll ohnehin ganz woanders liegen – auch darüber wird
       am Rande des Kongresses eifrig spekuliert: Auf bis zu 19 Prozent könnte
       eine Wagenknecht-Partei kommen, behauptete eine Umfrage im Auftrag des
       Fokus Anfang März. Darunter vor [3][allem Nichtwähler und bisher
       AfD-Wähler]. Ob die Enttäuschten aller Länder und Parteien langfristig eine
       stabile Basis bilden, steht auf einem anderen Blatt.
       
       Für die Parteiführung geht das große Warten also weiter. Man hat kaum eine
       Chance dem zu begegnen, Appelle wie der von Dietmar Bartsch und Gregor
       Gysi, sich als linke Partei nicht weiter selbst zu zerlegen, verhallen ganz
       offensichtlich ungehört. Der Parteiausschluss einer so prominenten Figur
       wie Wagenknecht wäre nicht nur hochriskant, das Verfahren würde auch zu
       lange dauern. Man kann also kaum anders als abwarten, tut sie es oder tut
       sie es nicht?
       
       Das ist bitter, weil es auch die Arbeit derjenigen zu beschädigen droht,
       die sich in den Ländern den Mühen der Ebene gewidmet haben, die versuchen
       zu beweisen, dass die Linke tatsächlich einen Unterschied macht, wenn es um
       konkrete Politik geht und nicht bloß um wolkige Grundsatzdebatten.
       
       7 May 2023
       
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