# taz.de -- Landwirtschaft und Dürre in Libanon: Elias Maaloufs letzter Salat
       
       > Der Anbau von Salat braucht viel Wasser – das aber wird immer weniger.
       > Ein libanesischer Bauer sucht nach einer hitze- und dürreresistenten
       > Alternative.
       
 (IMG) Bild: Salat, Tomaten – wie wird sich der Libanon künftig ernähren, wenn das Wasser immer weniger wird?
       
       Jahrzehntelang hat Elias Maalouf Salat angebaut, auf seiner Farm im
       Küstenstädtchen Damour, südlich der libanesischen Hauptstadt Beirut. Doch
       damit ist jetzt Schluss, erzählt der 54-Jährige. Sobald der Winter
       heraufzieht, sät er normalerweise die Samen der grünen Köpfe aus. Nicht in
       diesem Jahr. Tomatensetzlinge will er anbauen, hat Maalouf beschlossen.
       Denn die brauchen weniger Wasser als Salat. Und auf den Regen, der seinen
       Salat hat gedeihen lassen, kann er nicht mehr zählen.
       
       „Wir haben in Damour eine lange Historie des Salatpflanzens“, erzählt er.
       „Doch die Veränderung des Klimas zwingt uns, nach Alternativen zu suchen.“
       Tomaten hätten Potenzial, sagt er: Zwischen 15 und 30 Grad Celsius braucht
       die Pflanze, um gut zu gedeihen – und viel weniger Wasser.
       
       Damour war einmal für seine Salatproduktion bekannt, eben weil die Pflanze
       so durstig ist. Denn eigentlich ist die Gegend für libanesische
       Verhältnisse wasserreich, etwa 830 Millimeter Regen fallen pro Jahr, und
       auch das Klima ist mit durchschnittlich 20 Grad Celsius mild.
       
       Maaloufs Fall ist exemplarisch für viele libanesische Bauern: Pflanzen, die
       viel Wasser benötigen, können nicht mehr angebaut werden. So geht auch
       Kulturgut verloren: Orte, die einst berühmt waren für bestimmte Obst- oder
       Gemüsesorten, suchen nun nach Alternativen. Auch finanziell lohnt sich der
       Anbau für viele Bauern nicht mehr, zu groß ist der Ernteverlust durch die
       Veränderung des Klimas.
       
       ## Suche nach alternativen Bewässerungsmethoden
       
       Sami Kayed, Direktor der Environment Academy der American University
       Beirut, sagt: „Viele libanesische Bauern entlang der Küste setzen vor allem
       auf Regenwasser zur Bewässerung ihrer Pflanzen.“ Viele ehemalige Bauern,
       erklärt er, hätten bereits den Sprung aus der Landwirtschaft in die
       Industrie, den Handel oder in Dienstleitungsberufe hinter sich. Andere
       wollten Bauern bleiben und suchten jetzt nach alternativen Pflanzensorten,
       Anbau- oder [1][Bewässerungsmethoden]. Manche haben Teiche angelegt, um das
       Regenwasser der niederschlagsreichen Wintersaison für die Bewässerung im
       Sommer zu sammeln.
       
       Nicht nur die Klimakrise bereitet den libanesischen Bauern Kopfzerbrechen,
       sondern auch die [2][anhaltende Wirtschaftskrise] in dem kleinen
       Mittelmeerstaat. Seit Oktober 2019 hat die libanesische Lira über 90
       Prozent ihres Marktwerts gegenüber dem US-Dollar verloren. Kayed sagt: Das
       trifft auch die Bauern hart. Rohmaterial, Düngemittel, Futtermittel für
       Tiere – alles ist teurer geworden. „Die Rettungspläne der Regierung
       vernachlässigen die Landwirtschaft. Und woher sollte das Geld für die
       Bauern sonst kommen, in einem bankrotten Land, das sich weigert, in die
       Landwirtschaft zu investieren?“
       
       Zweimal pro Woche kauft Maalouf Wasser, über 1 Million Lira kostet ihn das
       jedes Mal – mehr als er verdient. Im Libanon liegt der Mindestlohn pro
       Woche bei 675.000 Lira. Und durch die Inflation ist das, was er verdient,
       immer weniger wert, nicht einmal für den Einkauf im Supermarkt reicht es
       noch.
       
       Maalouf sagt: „Ich wurde als Bauer geboren, so wie mein Vater vor mir. Es
       ist nicht das Ziel eines Bauern reich zu werden, sondern von dem
       Erwirtschafteten leben zu können. Doch das ist kaum noch möglich.“
       
       Amina Younis, Beirut, Libanon
       
       2 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Baumpfleger-ueber-Duerre/!5938189
 (DIR) [2] /Wirtschaftskrise-im-Libanon/!5938236
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Amina Younis
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Was heißt Klimakrise auf Arabisch?
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Wassermangel
 (DIR) Dürre
 (DIR) Libanon
 (DIR) Schwerpunkt Klimawandel
 (DIR) Kolumne Stadtgespräch
 (DIR) Libanon
 (DIR) Schwerpunkt Krieg in der Ukraine
 (DIR) Ernährung
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Kampf in Geflüchtetenlager im Libanon: Zwischen IS- und Arafat-Postern
       
       Islamist*innen und Anhänger der Fatah bekämpfen sich in einem Lager für
       palästinensische Geflüchtete. Die Perspektivlosigkeit befeuert die
       Eskalation.
       
 (DIR) Dürre in Jordanien: Durstige Zitronenbäume
       
       Die Klimakrise bedroht das einst fruchtbare Land im Jordantal. Anderen
       Regionen wird es in Zukunft ähnlich ergehen. Wie gehen die Menschen damit
       um?
       
 (DIR) Horrende Flugpreise im Libanon: 3.000 Dollar, um die Oma zu sehen
       
       Wer kommt im Sommer zu Besuch? Wer kann es sich leisten? Im Libanon ist die
       Aufregung groß, denn die landeseigene Airline hat die Preise enorm erhöht.
       
 (DIR) Syrische Geflüchtete im Libanon: Flucht nach vorne
       
       Im Libanon herrscht eine humanitäre Krise. Trotz allem versucht die Ärztin
       Bayan Louis, geflüchteten Frauen ein würdevolles Leben zu ermöglichen.
       
 (DIR) Weltweite Hungerkrise: Fleischverzicht gegen Putin
       
       Die Europäer verfügen über eine gewaltfreie Waffe gegen Putins Russland:
       weniger Fleisch essen. Doch leider nutzen sie sie nicht. Wie schade.
       
 (DIR) Landwirtschaft im Libanon: Die Farmer sind wütend
       
       Tarek Rabah war Punkmusiker. Heute baut er Gurken, Rucola und bald Weizen
       an. Können Leute wie er dem Land aus der Nahrungskrise helfen?