# taz.de -- Stimmung in China: Deutsche Firmen haben Angst
       
       > Die Stimmung westlicher Geschäftsführer in China sinkt. Laut einer
       > Umfrage der Handelskammer stellen sie ihre Investitionen in Frage.
       
 (IMG) Bild: Es ist nicht absehbar, dass deutsche Unternehmen einen Abzug aus China in Erwägung ziehen
       
       PEKING taz | Die Stimmung in deutschen Unternehmen in China sinkt: Mehr als
       die Hälfte der Firmen erwartet dieses Jahr eine „unveränderte oder
       schlechtere“ [1][Branchenentwicklung]. Diese Kernbotschaft geht aus einer
       alljährlichen Umfrage der deutschen Handelskammer in Peking hervor. „Die
       Stimmung ist nicht so optimistisch wie erhofft. Und sowohl die langsame
       wirtschaftliche Entwicklung als auch die [2][geopolitischen Spannungen]
       haben die Hoffnung auf eine Verbesserung des Geschäftsumfelds relativiert“,
       sagt Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Kammer.
       
       Im Vergleich zum Vorjahr, als die Volksrepublik noch tief in den
       [3][Lockdown-Kaskaden] ihrer „Null Covid“-Strategie gefangen war, hat sich
       die Erwartungshaltung der deutschen Firmen in China sogar verschlechtert,
       etwa bei der Investitionswilligkeit: 2020 und 2021 gaben rund 70 Prozent
       aller deutschen Firmen in China an, in den nächsten zwei Jahren mehr
       investieren zu wollen. Von 2022 bis heute ist der Wert auf etwa 50 Prozent
       zurückgegangen.
       
       Die Gründe dafür haben vor allem mit den niedrigen Erwartungen an den Markt
       zu tun (57,8 Prozent), gefolgt von den geopolitischen Spannungen (42,2
       Prozent). Spannend ist zudem, dass bereits an dritter Stelle die zunehmend
       auf Autarkie propagierende Wirtschaftspolitik rangiert (28,4 Prozent).
       Kurzum: Die nationalistische Rhetorik Xi Jinpings hinterlässt auch in den
       deutschen Vorstandsetagen einen fahlen Beigeschmack.
       
       Allerdings ist auch nicht absehbar, dass deutsche Unternehmen tatsächlich
       einen Abzug aus China in Erwägung ziehen: Für die meisten Branchen gibt es
       schließlich keine gleichwertige Alternative. „China ist für die deutschen
       Unternehmen der wichtigste Handelspartner. Und es ist ein Handelspartner,
       bei dem wir vor allem das Wort Partner unterstreichen“, sagt auch Peter
       Adrian, Präsident der deutschen Industrie- und Handelskammer (IHK).
       
       ## Entfremdete Partner
       
       Doch die zwei Partner haben sich in den letzten Jahren zunehmend
       entfremdet. Rund 45 Prozent aller deutschen Unternehmen in China wünschen
       sich laut der AHK-Umfrage von der Regierung in Peking mehr Rechtssicherheit
       und Transparenz. Denn wann immer sich die geopolitischen Beziehungen
       zwischen den Ländern verschlechtern, bekommen dies die jeweiligen
       Unternehmen stets als erstes zu spüren – meist in Form von informellen
       Boykottaufrufen oder regulatorischer Diskriminierung. Unter vielen
       deutschsprachigen Wirtschaftsvertretern hat sich derweil ein tief
       verankerter, vorauseilender Gehorsam eingebürgert.
       
       8 Jun 2023
       
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 (DIR) Fabian Kretschmer
       
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