# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: Detonationen erschüttern Kiew
       
       > Am Montag hat Russland auch tagsüber Kiew mit Raketen und
       > Marschflugkörpern angegriffen. Russland schreibt den US-Senator Lindsey
       > Graham zur Fahndung aus.
       
 (IMG) Bild: Am hellichten Tag gab es selten Angriffe auf Kiew
       
       ## Russische Luftangriffe am helllichten Tag
       
       Am helllichten Tag haben russische Luftangriffe die ukrainische Hauptstadt
       Kiew erschüttert. Die meisten Luftangriffe ereigneten sich bisher meist
       nachts oder in den frühen Morgenstunden. Laut Militärverwaltung war gegen
       Montagmittag die Luftabwehr aktiv. Auch ein Reporter der Deutschen
       Presse-Agentur vor Ort berichtete von lauten Detonationsgeräuschen und
       Luftalarm. Am Himmel im Stadtzentrum war demnach zu sehen, wie zahlreiche
       Raketen der Flugabwehr aufstiegen, um Flugobjekte unschädlich zu machen.
       
       Nach Angaben des ukrainischen Militärs feuerte Russland bei den Angriffen
       auf Kiew insgesamt elf Raketen ab. „Gegen 11.30 Uhr wurde die Region Kiew
       mit ballistischen Raketen und Marschflugkörpern des bodengestützten
       Iskander-Systems angegriffen“, schrieb der Oberbefehlshaber der
       ukrainischen Armee, Walerij Saluschnyj, auf Telegram. „Insgesamt wurden elf
       Raketen abgefeuert: Iskander-M und Iskander-K aus Richtung Norden.“ Alle
       Geschosse seien von der Luftverteidigung abgefangen worden.
       
       Erst in der Nacht waren mehrere Teile der Ukraine – darunter auch Kiew –
       stark beschossen worden. Noch nie seit Beginn des russischen
       Angriffskrieges im Februar 2022 gab es in Kiew innerhalb eines Monats so
       viele Drohnen- und Raketenangriffe wie in diesem Mai. (dpa)
       
       ## Explosionen im Zentrum von Kiew
       
       Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko sprach am Montagvormittag auf Telegram
       von Explosionen in zentralen Stadtteilen. Er veröffentlichte auch ein Foto
       von brennenden Raketenteilen, die im Bezirk Obolon mitten auf eine Straße
       fielen. Auch aus anderen Vierteln wurden herabstürzende Objekte gemeldet.
       Rettungskräfte seien im Einsatz. Vorläufigen Angaben zufolge wurde ein
       Mensch verletzt. Die Behörden riefen die Menschen auf, Schutz zu suchen. In
       Kiew waren zuvor bei frühsommerlichen Wetter und strahlendem Sonnenschein
       viele Menschen auf den Straßen gewesen. (dpa)
       
       ## Putin besiegelt Russlands Austritt aus KSE-Abrüstungsvertrag
       
       Kremlchef Wladimir Putin vollzog unterdessen Russlands Austritt aus dem
       Abrüstungsvertrag über konventionelle Streitkräfte in Europa (KSE-Vertrag).
       Das von ihm unterzeichnete Gesetz, das er bereits Mitte Mai vom Parlament
       absegnen ließ, wurde am Montag im russischen Rechtsportal online
       veröffentlicht. Russland hatte das 1990 vereinbarte Abkommen, das die
       Obergrenzen für die Stationierung schwerer Waffen auf dem europäischen
       Kontinent festlegt, schon vor Jahren größtenteils auf Eis gelegt. Laut
       Kremlsprecher Dmitri Peskow wird die Vertragskündigung „keine direkten
       Folgen“ haben.
       
       Zu den Waffen, deren Stationierung der KSE-Vertrag regelt, zählen Kampf-
       und Schützenpanzer, schwere Artillerie, Kampfflugzeuge und –hubschrauber.
       Moskau gehörte 1990 zu den Mitunterzeichnern der Vereinbarung, setzte aber
       bereits 2007 dessen Umsetzung größtenteils aus. Seit 2015, ein Jahr nach
       der Annexion der ukrainischen Schwarzmeer-Halbinsel Krim, nimmt Russland
       auch nicht mehr an den Sitzungen der Beratungsgruppe teil. (dpa)
       
       ## Russland schreibt US-Senator Graham zur Fahndung aus
       
       Aus Protest gegen angeblich russophobe Äußerungen hat Russland US-Senator
       Lindsey Graham zur Fahndung ausgeschrieben. Das ging aus einem am Montag
       veröffentlichten Eintrag in der Datenbank des russischen Innenministeriums
       hervor. Zuvor hatte das russische Ermittlungskomitee bereits ein
       Strafverfahren wegen der vermeintlichen Aussagen eingeleitet, an deren
       Authentizität allerdings erhebliche Zweifel bestehen. Da Graham sich
       außerhalb von Russland aufhält, dürften die rechtlichen Schritte Moskaus
       vor allem symbolische Bedeutung haben.
       
       Der Republikaner Graham hatte am Freitag den ukrainischen Präsidenten
       Wolodymyr Selenskyj in Kiew besucht. Von dem Treffen gab es auch ein Video
       aus mehreren zusammengeschnitten Sequenzen, in denen unter anderem
       Selenskyj den USA für ihre Hilfe bei der Verteidigung gegen den russischen
       Angriffskrieg dankte. Laut russischen Medien sagte zudem Graham an einer
       Stelle: „And the Russians were dying. The best money we ever spent“ (etwa:
       „Und die Russen sind gestorben. Unsere beste Investition aller Zeiten“).
       
       Das Wort „dying“ ist aber nicht eindeutig zu hören. Im Netz wird darüber
       gestritten, ob er nicht stattdessen gesagt habe, die Russen seien erledigt
       („done“). Zudem gibt es eine Pause zwischen den beiden Sätzen, weil das
       Video an genau dieser Stelle geschnitten wurde. (dpa)
       
       ## Pentagon: Training an Abrams-Panzern in Grafenwöhr hat begonnen
       
       Auf dem Truppenübungsplatz im bayerischen Grafenwöhr hat nach Angaben des
       US-Verteidigungsministeriums das Training ukrainischer Soldaten an
       amerikanischen Abrams-Panzern begonnen. 200 ukrainische Einsatzkräfte
       lernen in Grafenwöhr die Bedienung der Panzer, Einsatztaktiken und bekommen
       eine medizinische Ausbildung. Es geht auch darum, die ukrainischen
       Panzerbesatzungen in ihrer Instandhaltung zu schulen und so umfassend auf
       ihren Einsatz im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine vorzubereiten.
       (dpa)
       
       ## Erneut schwere russische Angriffe auf Ukraine – auch Kiew betroffen
       
       Russland hat die Ukraine erneut mit Dutzenden Raketen und Marschflugkörpern
       angegriffen. Alleine über Kiew seien in der Nacht zum Montag mehr als 40
       russische Flugkörper abgeschossen worden, teilte die Militärverwaltung der
       ukrainischen Hauptstadt am Morgen mit. Getötet oder verletzt wurde demnach
       niemand. Auch aus anderen Regionen wurden Explosionen gemeldet. Landesweit
       wehrte die ukrainische Luftwaffe eigenen Angaben zufolge 29 Kampfdrohnen
       und 37 Marschflugkörper ab.
       
       Die jüngsten Angriffe folgen auf den schwersten Drohnenbeschuss seit
       Monaten, mit dem Russland das Nachbarland am Wochenende überzogen hatte. In
       der Nacht zum Sonntag registrierte die Ukraine die Rekordzahl von 54
       abgefeuerten Kamikaze-Drohnen. Es gab Tote und Verletzte – unter anderem in
       Kiew. (dpa)
       
       ## Hafen von Odessa bei Drohnenangriff beschädigt
       
       Beim russischen Drohnenangriff in der Nacht zu Montag ist nach ukrainischen
       Angaben der Hafen von Odessa teilweise beschädigt worden. „Durch den
       Einschlag ist ein Feuer in der Hafeninfrastruktur von Odessa ausgebrochen“,
       teilte das Kommando Süd des ukrainischen Militärs auf Facebook mit. Der
       Brand sei rasch gelöscht worden. Ob durch die Schäden am Hafen auch die
       Getreideexporte gefährdet sind, ließ das Militär offen.
       
       Die Ukraine [1][kann nur über die Häfen in der Region Odessa] Getreide und
       andere Nahrungsmittel ausführen. Die Vereinten Nationen und die Türkei
       hatten im Juli 2022 ein Getreideabkommen mit der Ukraine und Russland
       ausgehandelt, das zunächst für 120 Tage galt. In diesem Monat wurde es
       abermals verlängert. Das Abkommen soll den sicheren Export von Getreide und
       Lebensmitteln aus drei ukrainischen Häfen – Odessa, Tschornomorsk und
       Piwdennji – auch während des Krieges gewährleisten und so dazu beitragen,
       die weltweite Nahrungsmittelkrise zu bewältigen. Die Ukraine ist einer der
       größten Getreideexporteure der Welt. (rtr)
       
       ## Russlands Zentralbank: Ausländische Investoren ziehen 36 Milliarden
       Dollar ab
       
       Ausländische Investoren haben mit ihrem Rückzug aus Russland nach Angaben
       der russischen Zentralbank zwischen März 2022 und März 2023 insgesamt rund
       36 Milliarden Dollar abgezogen. Das meldet die staatliche russische
       Nachrichtenagentur RIA unter Berufung auf eine Datenanalyse der
       Zentralbank. Diese hatte noch in der vergangenen Woche die Auswirkungen des
       Ausstiegs ausländischer Unternehmen heruntergespielt und erklärt, dass im
       genannten Zeitraum rund 200 Verkäufe abgeschlossen wurden und nur 20
       Prozent der Vermögensverkäufe mehr als 100 Milliarden Dollar umfassen.
       
       Zahlreiche der weltweit größten Unternehmen haben als Reaktion auf die
       russische Invasion der Ukraine im Februar 2022 ihre Aktivität in Russland
       aufgegeben oder reduziert. (rtr)
       
       ## 🐾 US-Reporter Evan Gershkovich in U-Haft: Politischer Spielball
       
       Dem Washington-Post-Journalisten Evan Gershkovich drohen bis zu 20 Jahre
       Haft. Ob die Vorwürfe konstruiert sind, spielt in einem autoritären Staat
       wie Russland keine Rolle, [2][schreibt taz-Redakteurin Erica Zingher.]
       (taz)
       
       29 May 2023
       
       ## LINKS
       
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