# taz.de -- Gala für Schlepper und Schleuser: Fluchthilfe braucht Netzwerke
       
       > Eine Initiative verleiht als Kritik an tödlichen Grenzregimes Preise an
       > zwei Fluchthelfer. Einer der beiden sitzt in Griechenland im Gefängnis.
       
 (IMG) Bild: Bestimmt auch Fluchthelfer*innen an Bord: Boot mit geretteten Flüchtlingen im April vor Lampedusa
       
       BERLIN taz | Am Schluss wurde es noch einmal richtig laut im überfüllten
       Saal des Ballhaus Prinzenstraße im Wedding. „Fight borders – not Migration“
       skandierten die Besucher*innen einer [1][Gala für
       Fluchthelfer*innen, zu der die Organisation borderline europe]
       eingeladen hatte. Ausgezeichnet wurden Mahtab Sabetara und Hamza Haddi,
       weil sie oder ihre Verwandten geholfen haben, [2][Geflüchtete nach Europa]
       zu bringen. Beide waren dafür kriminalisiert worden.
       
       In bewegenden Worten schilderte der marokkanische Menschenrechtsaktivist
       Hamza Haddi, wie er misshandelt und mehrere Monate in griechischen
       Gefängnissen verbringen musste. Ihm war von den griechischen Behörden
       Fluchthilfe vorgeworfen worden, weil er geholfen hatte, das gestrandete
       Boot, auf dem er mit vielen anderen Geflüchteten saß, an Land zu bringen.
       Haddi wurde noch einer europaweiten Solidaritätskampagne freigesprochen.
       
       Der zweite Preisträger, Homayoun Sabetara, sitzt noch immer in griechischen
       Gefängnissen. Er wurde zu einer Haftstrafe von 18 Jahren ebenfalls wegen
       Fluchthilfe verurteilt. Seine Tochter Mahtab Sabetara nahm für ihn die
       goldene Lisa entgegen.
       
       ## Solidarisches Umfeld
       
       Benannt wurde der Preis nach der [3][kommunistischen Widerstandskämpferin
       Lisa Fittko], die gemeinsam mit ihrem Ehemann und weiteren Genossen
       Hunderte Verfolgte des Naziregimes über die Pyrenäen von Frankreich nach
       Spanien schleuste. Eine szenische Lesung von Texten, die Lisa Fittko später
       über ihre Arbeit als Fluchthelferin verfasst hatte, zeigt auch, dass sie
       sich auf ein solidarisches Umfeld stützen konnte. Dazu gehörten neben
       einem sozialistischen Bürgermeister einer kleinen südfranzösischen Stadt
       auch Gendarmen.
       
       Ein solches solidarisches Umfeld für Fluchthelfer*innen, die heute Menschen
       helfen, in der EU anzukommen, war auch auf der Gala vertreten. Das
       überwiegend jüngere Publikum verfolgte interessiert die
       aktuell-politischen, aber auch die historischen Ausführungen über den
       Begriff Schmuggel und Fluchthilfe.
       
       ## Nicht alle gleich willkommen
       
       Die polnische Antirassistin Kalina Czwarnog berichtete, wie sie und ihre
       Mitstreiter*innen in den letzten Jahren von der polnischen Polizei
       verfolgt und kriminalisiert wurden, weil sie Geflüchteten, die [4][über die
       belarussische Grenze nach Polen] gelangt waren, Essen und Medikamente
       brachten. „Nur 100 Kilometer weiter wurden Helfer*innen willkommen
       geheißen, die nach dem russischen Angriff auf [5][die Ukraine Menschen bei
       der Flucht nach Polen] unterstützten“, beschrieb sie, wie Solidarität mit
       Geflüchteten aussehen kann.
       
       In ihrer Abschlussrede riefen Valerie Hänsel und Kerem Schamberger von
       Medico International zu einer verstärkten Solidarität mit den Tausenden
       Menschen auf, die allein in Griechenland unter dem Vorwurf der Fluchthilfe
       im Gefängnis sitzen. Das ist an einem Abend, [6][in dem in Griechenland bei
       der Parlamentswahl das rechte Lager gestärkt] wurde und [7][die AfD in
       Sonneberg den ersten Landrat stellte], ein besonders dringlicher Appell.
       
       26 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.borderline-europe.de/projekte/tagdesschmuggels
 (DIR) [2] /Jahresbericht-Fluechtlingswerk-UNHCR/!5940677
 (DIR) [3] /Gala-fuer-Fluchthelferinnen/!5939879
 (DIR) [4] /Flucht-ueber-Belarus-und-Polen/!5806318
 (DIR) [5] /Hilfe-fuer-die-Menschen-in-der-Ukraine/!5838914
 (DIR) [6] /Wahlen-in-Griechenland/!5942882
 (DIR) [7] /Erster-AfD-Landrat-Deutschlands/!5940162
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Peter Nowak
       
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