# taz.de -- Klimaanpassung in Hamburg und Bremen: Hitzeaktionsplan verschwitzt
       
       > Hamburg und Bremen arbeiten an Konzepten, um mit den heißeren Sommern zu
       > Rande zu kommen. Damit sind die Großstädte schon Jahre zu spät dran.
       
 (IMG) Bild: Hitzewellen treffen besonders obdachlose Menschen. Was tun Hamburg und Bremen, um sie zu schützen?
       
       HAMBURG taz | Seit Tagen ächzt Norddeutschland unter hohen Temperaturen und
       Trockenheit. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt, die [1][Zahl an
       Hitzewellen] in Deutschland habe in den letzten Jahren in ihrer Intensität
       und Dauer zugenommen. Auch im laufenden Jahr rechnet der DWD mit einem zu
       heißen Sommer. Hamburg und Bremen arbeiten zwar an Aktionsplänen gegen die
       Hitze – doch sie sind damit Jahre zu spät.
       
       Bereits 2017 haben Bund und Länder eine Empfehlung zur Erstellung von
       Hitzeaktionsplänen herausgegeben. Darin wird zu Hitzewarnsystemen, frei
       zugänglichen Trinkwasserstellen sowie schattigen Orten geraten. Sieben
       Jahre und einige Hitzewellen später gibt es einen fertigen Plan in Hamburg
       und Bremen immer noch nicht.
       
       Stattdessen geben die beiden Städte im Internet Tipps heraus, wie man sich
       bei Hitze verhalten sollte. Dazu zählt, in der Mittagshitze keinen Sport zu
       treiben. In Hamburg wurde zudem ein Infotelefon für Sommerhitze
       eingeführt.
       
       Einige Bevölkerungsgruppen sind besonders gefährdet, wie Birgit Wulff,
       Vizepräsidentin der Hamburger Ärztekammer, erläutert: „Der
       Ausgleichsmechanismus des Körpers bei Hitze funktioniert bei älteren
       Menschen oft nicht mehr so gut; aber auch kleinere Kinder, im Freien
       arbeitende Menschen, wohnungslose Menschen und Vorerkrankte sind
       gefährdet.“
       
       ## Wohnungslose besonders gefährdet
       
       Mit einem bundesweiten Hitzeaktionstag hatte die Bundesärztekammer am 14.
       Juni auf die gesundheitlichen Folgen von Hitze aufmerksam gemacht und
       rascheres Handeln beim Hitzeschutz verlangt.
       
       Auch die Hamburger Regierungsfraktionen der SPD und der Grünen haben vor
       gut einem Monat die Stadt aufgefordert, schneller an der Umsetzung eines
       Hitzeaktionsplans zu arbeiten. „Hier wird es besonders darum gehen,
       vulnerable Gruppen zu schützen“, heißt es in dem Antrag an die
       Bürgerschaft.
       
       Insbesondere wohnungslose Menschen sind bei hohen Temperaturen einem hohen
       Risiko ausgesetzt. „Sie haben kaum Möglichkeiten, sich vor der Hitze zu
       schützen; es fehlt an Sonnenschutzcreme, Kopfbedeckungen“, sagt Gülay Ulas
       von der gemeinnützigen Organisation „[2][Go Banyo]“, die einen Bus
       betreibt, in dem obdachlose Menschen kostenlos duschen können.
       
       Wie Ulas berichtet, vertreiben Sicherheitsmitarbeiter der Deutschen Bahn
       (DB) sowie die Polizei immer wieder wohnungslose Menschen aus schattigen
       und zugigen Bahnhöfen. Außerdem gebe zu wenig Tagesaufenthaltsstätten, die
       genutzt werden können. In Hamburg gibt es aktuell 13 Aufenthaltsstätten, in
       Bremen sind es vier.
       
       Ein weiterer wunder Punkt ist die [3][Trinkwasserversorgung von
       wohnungslosen Menschen]. „Unsere Duschgäste haben bei ihrer Ankunft am
       Duschbus bei hohen Temperaturen massive Kreislaufprobleme und sind zum
       großen Teil dehydriert, weil es zu wenig Wasserausgabestellen oder
       öffentliche Trinkwasserbrunnen gibt“, kritisiert Ulas.
       
       ## Plan soll erst 2024 kommen
       
       In Hamburg stehen aktuell fünf frei zugängliche Brunnen, die von dem
       städtischen Versorger Hamburg Wasser betrieben werden. Laut der Hamburger
       Umweltbehörde ist ein weiterer Brunnen im Bezirk Harburg geplant. Zudem
       verweist die Behörde auch auf die über 40 Trinkwasserbrunnen an
       öffentlichen Toiletten.
       
       Die Stadt Hamburg hat für die Bevölkerung eine Liste mit kühlen Orten im
       Sommer veröffentlicht. Demnach könnten Menschen ja zum „Eismeer“ im
       Tierpark Hagenbeck gehen, um sich abzukühlen. Der kostet allerdings 29 Euro
       Eintritt. Hamburger*innen könnten sich auch in der U-Bahn-Station
       Jungfernstieg abkühlen. Längere Aufenthalte dort sind aber, trotz
       Fahrkarte, verboten.
       
       Der [4][Hitzeaktionsplan könnte dafür sorgen, dass mehr kühle Orte frei
       zugänglich gemacht] und Bahnhöfe und Kirchen als Zufluchtsort vor der Hitze
       für wohnungslose Menschen geöffnet werden. An dem Plan arbeitet der
       rot-grüne Hamburger Senat seit Beginn dieses Jahres. Laut Sozialbehörde
       soll dieser aber frühestens Mitte 2024 fertig werden. Die Maßnahmen seien
       sehr umfangreich und bedürften einer ausgewogenen fachlichen Begleitung,
       teilte ein Sprecher auf Anfrage mit.
       
       In Bremen rechnet der Senat hingegen damit, dass der Hitzeaktionsplan Ende
       des laufenden Jahres fertiggestellt wird, sodass 2024 mit der Umsetzung
       begonnen werden kann. Das geht aus einer Pressemitteilung des Senats
       hervor.
       
       24 Jun 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Daten-zur-Klimakrise/!5942276
 (DIR) [2] https://gobanyo.org/
 (DIR) [3] /Ueberleben-in-der-Hitzewelle/!5865486
 (DIR) [4] /Extreme-Trockenheit-in-Deutschland/!5935233
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Emily Kietsch
       
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