# taz.de -- Mit Kindern im öffentlichen Raum: Wenn Kinder stören und Autos nicht
       
       > Der Sommer bringt die Familien auf die Straßen. Ein Umstand, der nicht
       > alle erfreut. Doch auch Eltern und Kinder haben ein Recht, Raum
       > einzunehmen.
       
 (IMG) Bild: Recht auf Raum: Kindheit ist doch im Sommer am Schönsten!
       
       Kindheit ist doch im Sommer am schönsten. Es riecht nach Sonne und
       geschnittenem Gras, die Tage sind lang, [1][die Ferien] scheinen endlos zu
       sein. Klebrige Erdbeerfinger und Sand an den Füßen. Morgens in die kurze
       Hose geschlüpft und ein Shirt übergezogen, keine 27 Schichten. Besser geht
       es nicht.
       
       Okay, die tägliche Sonnencreme nervt vielleicht, aber das ist wichtig. In
       Deutschland erkranken Menschen [2][immer häufiger an Hautkrebs]. Und auch
       wenn man selbst als Kind nur im Freibad oder im Urlaub eingecremt wurde,
       ist das deshalb noch nicht richtig, sondern man wusste es schlicht nicht
       besser. Ja, auch Schwarze Kinder brauchen Sonnencreme, denn jeder kann
       Hautkrebs bekommen. Eltern übrigens auch.
       
       Neben dem literweisen Sonnenmilchverbrauch bringt der Sommer auch einige
       Reibungen mit sich – [3][vor allem in Städten]. Die Menschen schwitzen, die
       Sonne knallt auf den Asphalt. Kinder sind – anders als im Winter –
       ständiger Teil des Stadtbildes. Sie nehmen den Raum ein, der ihnen als Teil
       der Gesellschaft zusteht.
       
       Doch das sehen nicht alle so. Wenn meine Kinder mal wieder breit im Weg
       stehen oder zu knapp an jemandem mit ihrem Fahrrad vorbei schlenkern und
       ich mich kleinlaut entschuldige, ist es wie ein warmer Sommerregen, wenn
       jemand sagt: „Kein Problem“ oder „Sind doch Kinder“.
       
       ## Ohne die Augen zu rollen
       
       Wenn ich nach einem langen Tag mit einem müden Kind auf dem Arm, einem
       Roller in der Hand und einer Einkaufstasche auf der Schulter in die Bahn
       einsteige, vor mir ein zweites Kind, das den zweiten Roller versucht durch
       die schwitzenden Menschen zu manövrieren, dann gibt es kaum was Schöneres,
       als wenn ein Mensch uns seinen Sitzplatz gibt – ohne die Augen zu rollen
       oder laut zu seufzen, weil wir eine Unannehmlichkeit sind mit unseren
       Taschen, unseren Gefährten, unserer puren Existenz.
       
       Kinder haben das Recht, Raum einzunehmen. Und tollpatschig und laut zu
       sein. Auch wenn einige Leute zu denken scheinen, sie selbst seien direkt
       mit besten Manieren aus dem Uterus gehopst: „Guten Tag, werte Eltern,
       entschuldigen Sie bitte die Umstände, die ich in Ihrem Korpus verursacht
       habe. Ich werde Sie und die Welt nun aber auch nicht weiter stören. Darf
       ich eine Tasse Tee reichen?“
       
       Wieso es zu den Kindern stets Roller und Fahrräder geben muss, scheinen
       viele nicht zu verstehen. Einige finden es sogar rücksichtslos, die Kinder
       damit über den Gehweg zu schicken. Doch oft können die Kids lange (und
       kurze) Strecken nicht zu Fuß gehen. Wenn die Kids zu schwer sind, um
       getragen zu werden, ist ein fahrbarer Untersatz oft der einzige Weg.
       
       Es ist bemerkenswert, dass es Menschen gibt, die sich von all den
       [4][lauten, stinkenden Autos], die Platz einnehmen, so weit das Auge
       reicht, nicht gestört fühlen, denen dann aber die Hutschnur platzt, weil
       ein Zweijähriger mit dem Laufrad ein bisschen quer auf dem Gehweg steht.
       
       4 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Tourismus-in-Deutschland-erholt-sich/!5915032
 (DIR) [2] https://www.tagesschau.de/wissen/gesundheit/hautkrebs-todesfaelle-statistik-100.html
 (DIR) [3] /Klimaanpassung-in-Hamburg-und-Bremen/!5942463
 (DIR) [4] /Verkehrswende-ohne-Autos/!5906715
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Saskia Hödl
       
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