# taz.de -- Carola Rackete und die Linke: Ein Hoffnungsschimmer
       
       > Mit der Nominierung von Carola Rackete und Gerhard Trabert für die
       > EU-Wahl sendet die angeschlagene Linkspartei ein Lebenszeichen.
       
 (IMG) Bild: Gerhard Trabert und Carola Rackete, Spitzenkandidat:innen der Linken zur Europawahl 2024
       
       Ohne Zweifel ist den Vorsitzenden der Linken ein Überraschungscoup
       gelungen. Mit ihrem Vorschlag, die Klimaaktivistin und [1][Seenotretterin
       Carola Rackete] sowie den Sozialmediziner Gerhard Trabert bei der EU-Wahl
       im kommenden Jahr antreten zu lassen, haben Janine Wissler und Martin
       Schirdewan ein Lebenszeichen gesendet, das der Linkspartei viele nicht mehr
       zugetraut hätten. Sie wollten ein Zeichen setzen, dass die Partei „Teil
       eines linken Pols der Hoffnung“ sein wolle, „der größer ist als sie
       selbst“, begründete Wissler das. Wenn das so ist, würde das eine
       bemerkenswerte Lernfähigkeit zeigen.
       
       Ein Grund für den Niedergang der Linkspartei ist, dass sie sich zunehmend
       selbst genug geworden ist. Je inbrünstiger sich innerparteilich gestritten
       wurde, desto stärker ging der Blick auf die gesellschaftliche Linke, auf
       soziale Bewegungen, auf die Gewerkschaften verloren.
       
       Und die verloren weitgehend ihr Interesse an der [2][Linkspartei]. So
       entfernte sie sich immer weiter von dem bei ihrer Gründung 2007
       formulierten Anspruch, eine Partei sein zu wollen, „wie es sie in
       Deutschland noch nicht gab – Linke einigend, demokratisch und sozial,
       ökologisch, feministisch und antipatriarchal, offen und plural, streitbar
       und tolerant, antirassistisch und antifaschistisch, eine konsequente
       Friedenspolitik verfolgend“.
       
       Nun greifen Wissler und Schirdewan einen schon in der Endphase der PDS
       verschüttgegangenen Politikansatz wieder auf. Auch die Linken-Vorgängerin
       hatte einst honorige Parteilose auf Wahllisten platziert, um politische
       Zeichen nach innen und außen zu setzen.
       
       ## Historische Vorbilder
       
       Beispielhaft stehen dafür die Schriftsteller Stefan Heym und Gerhard
       Zwerenz, der eine oppositioneller Sozialist in der DDR, der andere aus der
       DDR geflohener Schüler Ernst Blochs. Beide signalisierten den Willen der
       PDS, mit der SED-Vergangenheit zu brechen. Zugleich standen der vor den
       Nazis geflohene und mit der US-Armee nach Deutschland zurückgekehrte Heym
       und der aus der Wehrmacht desertierte Zwerenz für eine antifaschistische
       und antimilitaristische Tradition, der Linke auch heute noch verpflichtet
       sein sollten.
       
       Die Präsentation von [3][Rackete und Trabert] zeugt davon, dass die
       führenden Köpfe der Linken tatsächlich die Zukunft der Partei ohne Sahra
       Wagenknecht und deren Kombattant:innen planen, die sich ohnehin vor der
       EU-Wahl verabschieden werden.
       
       Nicht minder wichtig ist, dass die beiden Parteilosen glaubwürdig für ein
       gesellschaftliches Engagement stehen, das den Sinn linker Politik ganz
       praktisch sichtbar macht. Und mit ihrer Bereitschaft zur Kandidatur
       demonstrieren Rackete und Trabert, die Linkspartei noch nicht aufgegeben
       zu haben. Ein Garantie für deren Überleben ist das nicht, aber zumindest
       ein Hoffnungsschimmer.
       
       21 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Pascal Beucker
       
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