# taz.de -- Konzertempfehlungen für Berlin: Erdbeeren und Experimente
       
       > Das Festival „Durchlüften“ bietet tolle Musik an einem befremdlichen Ort
       > – umsonst und draußen. Beim Picknick-Konzert im Silent Green wird es
       > mythisch.
       
 (IMG) Bild: Das „Viertelton-Elektro-Pop-Duo“ TootArd
       
       Irgendwie fremdelt man ja immer noch mit dem Humboldtforum aka Berliner
       Schloss, auch jenseits der Diskussionen um koloniale Verstrickungen der
       hier gebündelten Museen oder dem Design der Schlosskuppel. Einfach nur,
       weil es immer noch absurd scheint, dass es da steht, wo es steht. Doch wie
       schon im letzten Jahr bietet das Umsonst- und-Draußen Festival
       „Durchlüften“ noch bis zum ersten Augustwochende ein paar gute Gründe, sich
       zumindest mal in den Innenhof zu trauen.
       
       So tritt etwa am Freitag das in den Golanhöhen beheimatete Duo TootArd auf
       (was auf arabisch „Erdbeere“ heißt): Traditionell arabische Melodien lassen
       die Brüder Hasan und Rami Nakhleh auf eingängige Hooks treffen; eine
       Hommage daran, wie auf den Tanzflächen des Nahen Ostens in den 1980er Jahre
       gefeiert wurde.
       
       Davor ist Alexis Hountondji dran, der mit mit seinem Fusionprojekt Kofi
       Afrobeat mit Jazz und Rap amalgamiert und auf Textebene allerhand Fragen
       aufwirft: nach den Verhältnis von Globalen Norden zum Süden etwa. Auch das
       Programm am Samstag mit dem introspektiven, aber bei aller Brüchigkeit gut
       souligem R&B von duendita und dem in Ghana geborenen, jazzgeprägten
       Selassie könnte durchaus hörenswert sein (21. 7., 19 Uhr, Eintritt frei,
       [1][Programm und weitere Infos gibt es hier]).
       
       Ebenfalls am Samstag gibt es wieder ein Picknick-Konzert auf der Wiese des
       immer wieder lauschigen Silent Green. Diesmal mit der DJ Daniela Huerta aus
       Mexiko, die in Berlin lebt, und sich unter dem Pseudonym Baby Vulture mit
       Mythologien auseinandersetzt. Und mit potenziell schwindelerregenden
       Klangexperimenten von Hanno Leichtmann und Valerio Tricoli.
       
       Von Leichtmann ist in der Betonhalle zudem eine Klanginstallation zu
       erleben (22. 7., 19 Uhr, Eintritt frei, um [2][Anmeldung wird gebeten]).
       Also Picknickdecke eingepackt, für das Catering sorgt die Gaststätte Mars.
       Ein Blick auf das weitere Programm lohnt – bis zum 19.8. finden noch vier
       weitere Konzerte statt.
       
       Am Montag treffen dann im Jugendwiderstandsmuseum in der Galiläakirche
       taiwanesische auf französische Elektronikmusiker:innen. Lai Tsung-Yun &
       Huang Ya-Nung, Lucia H Chung, Julien Ottavi & Jenny Pickett und Yen Tzu
       Chang stellen feuchtwarmes Schaukeln in Aussicht – zumindest ist das Ganze
       als „Subtropical OsciIIations II“ angekündigt (24. 7., 20 Uhr, Spenden
       erwünscht, [3][weitere Infos sind hier zu finden]).
       
       Am nächsten Freitag gibt es nochmal elektronisch Inspiriertes, eindeutig
       der tanzbareren Art. Und mit echten Instrumenten: nämlich von der aus
       Brüsseler Band ECHT!, die sich von Aphex Twin ebenso inspiriert fühlen wie
       von futuristischen Jazz und Retro-Funk.
       
       Der Impuls, sich auch im Angesicht der Apokalypse an Musik zu erfreuen, ist
       schon im schönen Titel ihres aktuellen Albums „Sink-Along“ angelegt. Das
       darf man dann sicher auch bei dem [4][Openair im Gretchen tun] (28.7.,
       20.30 Uhr, Tickets im VVK 19,80 Euro).
       
       19 Jul 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.humboldtforum.org/de/programm/event/open-air/durchlueften-open-air-im-schlueterhof-3-84331/
 (DIR) [2] https://bit.ly/3Js42hf
 (DIR) [3] https://widerstandsmuseum.de/kultur-am-dorfplatz/
 (DIR) [4] http://www.gretchen-club.de/detail.php?id=2505
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Stephanie Grimm
       
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