# taz.de -- Deutsche Kulturinstitute: Goethe-Institut schaut nach Osten
       
       > Die deutschen Kulturinstitute transformieren sich. Neun Büros schließen,
       > die Arbeit in Osteuropa und im Südpazifik wird ausgebaut.
       
 (IMG) Bild: Ende des internationalen Flairs: Das Goethe-Institu Murnau musste im Jahr 2009 schließen
       
       BERLIN taz | Dem Goethe-Institut habe es in den letzten Jahren an
       Handlungsspielraum gefehlt. Das bekennt dessen Generalsekretär Johannes
       Ebert bei einem Pressegespräch in Berlin am Donnerstag. Diese Beweglichkeit
       will man mit einer Reform [1][des Kulturinstituts] nun wiederherstellen.
       Dazu sollen laufende Kosten verringert, 9 der insgesamt 158 Institute
       weltweit geschlossen werden; Bordeaux, Curitiba, Genua, Lille, Osaka,
       Rotterdam, Triest, Turin, Washington und Straßburg sind betroffen.
       
       24 Millionen Euro sollen so mittelfristig eingespart werden. Dieses Geld
       wird jedoch an anderer Stelle eingesetzt. „Wir wollen Strukturkosten
       verringern, um mehr Geld in die Kulturarbeit zu investieren“, sagt Ebert.
       Laut der Präsidentin des Goethe-Instituts Carola Lentz reagiere man so auf
       den radikalen Wandel der geostrategischen Koordinaten sowie den zunehmenden
       Populismus und Nationalismus.
       
       So erklärt sich auch der vorgesehene Ausbau in Osteuropa. Geplant ist ein
       Ausbau der Präsenzen im Kaukasus, auch in der Republik Moldau will sich das
       Goethe-Institut stärker engagieren. In Polen soll neben den Instituten in
       Warschau und Krakau eine weitere Präsenz hinzukommen.
       
       Doch auch in weiter entfernt liegenden Erdteilen sind Kontaktstellen in
       Planung: im Südpazifik ebenso wie in den USA. Außer in Chicago sei man in
       den Vereinigten Staaten nur an den Küsten mit Goethe-Instituten präsent,
       sagt Ebert. Das soll sich nun mit einer weiteren Dependance in Texas und im
       Mittleren Westen ändern.
       
       ## Mehr und bessere Sprachkurse
       
       Neben geostrategischen Überlegungen steht auch die Sprachvermittlung im
       Fokus: Sprachkurse sollen „digitaler und effektiver“ gestaltet werden,
       heißt es. Im Bereich der Fachkräfteeinwanderung soll die Arbeit
       insbesondere in Ländern wie Mexiko, Brasilien und Indonesien intensiviert
       werden.
       
       Die Transformationen werden [2][im Netzwerk des Goethe-Instituts]
       voraussichtlich zum Abbau von 110 Stellen führen. Nicht alle
       Mitarbeiter:innen des Goethe-Instituts sind damit einverstanden. Bei
       der internen Verkündung der Sparmaßnahmen und Institutsschließungen am
       Donnerstagvormittag habe es Protest gegeben, sagt Axel Stein, der sich im
       Pariser Goethe-Institut um IT-Fragen kümmert.
       
       Dass in Frankreich drei Institute schließen sollen, kann Stein nicht
       nachvollziehen. „Wir haben dann in Frankreich nur mehr fünf Institute“.
       Umgekehrt unterhalte das Institut français in Deutschland 13 Standorte.
       „Das zeigt, wie unterschiedlich die beiden Länder ihre Prioritäten
       setzten“.
       
       Auch die Zentrale in München werde von Einsparungen betroffen sein, so
       Ebert. Konkreteres lasse sich aber erst Mitte des nächsten Jahres sagen,
       wenn ein entsprechender Strukturplan ausgearbeitet sei. Der nun
       beschlossenen Transformation ging eine Entscheidung des
       Haushaltsausschusses des Bundestags voraus. Dieser hatte den gesperrten
       Anteil des Budgets von 2023 in Höhe von 14 Millionen Euro freigegeben, der
       an die Vorlage eines Konzepts zur Entwicklung des Goethe-Instituts geknüpft
       war.
       
       ## Kürzungen abgewendet
       
       Im vergangenen Jahr sah der Haushaltsentwurf der Bundesregierung eine
       Kürzung beim Goethe-Institut vor. Statt 235 Millionen Euro sollte es in
       diesem Jahr nur mehr 226 Millionen Euro aus dem Etat des Auswärtigen Amtes
       geben. Auch andere Träger der deutschen Kulturpolitik im Ausland, der
       Deutsche Akademische Austauschdienst (DAAD) und die Alexander von
       Humboldt-Stiftung (AvH), waren zunächst von den Ampel-Sparplänen betroffen.
       
       Letztlich nahm der Haushaltsausschuss im Bundestag die Sparpläne [3][nach
       anhaltender Kritik zurück] und bewilligte für 2023 sogar höhere Budgets als
       im Vorjahr. Das Goethe-Institut erhielt in diesem Jahr 15,1 Millionen mehr
       als ursprünglich vorgesehen. Für 2024 sind 226 Millionen Euro eingeplant.
       
       Auch der DAAD soll im kommenden Jahr eine Kürzung des Budgets um knapp 7
       Millionen Euro hinnehmen, teilte die Bundesregierung zuletzt mit. Gegenüber
       der taz teilte der DAAD mit, er werde „die weitere Entwicklung des
       Haushaltsentwurfs im parlamentarischen Verfahren begleiten“. Heißt: Wenn
       der Bundestag die Sparpläne einmal zurücknehmen kann, dann kann dies
       vielleicht auch ein zweites Mal geschehen.
       
       29 Sep 2023
       
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