# taz.de -- Hohe Kosten für Politik-Talkshows: Reden ist teuer > Talkshows von Will oder Maischberger im öffentlich-rechtlichen Fernsehen > kosten viel Geld. Vorschlag unseres Kolumnisten: Eine kleine > Polittalk-Pause! (IMG) Bild: Teuer: Anne Will talkt über „Frieden in der Ukraine“ mit Roderich Kiesewetter und Sahra Wagenknecht Den Kolleg*innen vom Onlinedienst Business Insider, der zum [1][Axel-Springer-Imperium] gehört, ist dieser Tage mal wieder was zugeflogen. Genüsslich sezieren sie die Kosten für die Polit-Talks der [2][ARD]. Warum wird eigentlich nie was aus dem ZDF durchgestochen? „Anne Will“ kostet bis Ende 2023 demnach ’ne runde Viertelmillionen pro Ausgabe, „Hart aber fair“ ist mit 195.000 Euro pro Sendung da schon günstiger und „Maischberger“ liegt bei 140.000 Euro. Im Vergleich zum Minutenpreis beim [3][„Tatort“] ist das ein Schnäppchen. Bei „Hart aber fair“ beziehen sich die Angaben auf die Plasberg-Zeit. Wie es mit dem neuen Moderator Louis Klamroth läuft, weiß Business Insider nicht. Allerdings wird auf eine weitverbreitete Augenwischerei hingewiesen: Es hat noch nie gestimmt, dass die ARD die jeweilige Ausgabe sendefertig angeliefert bekommt und nur noch die „Play“-Taste drücken muss. Zusätzlich zu diesen nicht ganz kleinen Beträgen, die an die Produktionsfirmen von Will, Plasberg und Maischberger gehen, zahlen die Sender nochmal ordentlich bei technischen und weiteren Kosten drauf. ## Alle reden durcheinander Nun lässt sich prima infrage stellen, warum die Talks überhaupt in „Eigenregie“ ihrer Moderator*innen produziert werden und nicht von den Sendern beziehungsweise der ARD selbst. Frank Plasberg war ja anfangs noch fester Redakteur beim WDR und hat sich als letzter der Truppe selbstständig gemacht. Nur so, erzählte er mal, hätte sich das Reingequatsche des ganzen WDR-Apparats unterlaufen lassen. Und das verrät das Grundproblem der ARD. In den Sendern gibt es zu viel Meinung und alle reden durcheinander. Nach außen ins Programm schafft es diese Vielfalt aber nicht, was gerade die Gremienvorsitzendenkonferenz der ARD bemängelt. Die Chef*innen der Rundfunk- und Verwaltungsräte fordern eine „Neuausrichtung“ der Talks und kritisieren zu wenig Meinungs- und Themenvielfalt. Recht haben sie. Doch das Problem geht weiter. Da alle höchsten Wert auf Qualitä…, nee, sorry, Quote legen, wird fast jedes Thema zur Großkrise mit hoher Weltuntergangswahrscheinlichkeit zugespitzt. Da sitzt dann beispielsweise die tiefbesorgte Anne Will mit ihren Gästen am Abgrund und hat nur noch ein paar Zettel, an denen sie sich festhalten kann. Solcher Alarmismus ist kontraproduktiv in Zeiten gesellschaftlicher Spaltung und dem Primat der wirren Meinung über harte Fakten. Vorschlag: Wir machen eine kleine Polittalk-Pause. Das spart Geld, das in Dokus mit Meinungs- und Themenvielfalt gesteckt werden kann. Wenn die direkt nach dem „Tatort“ laufen, stimmen Quote und Qualität. „Nee, nee vor dem Tatort“, sagt die Mitbewohnerin. „Erst die Bildung, dann das Vergnügen!“ 22 Sep 2023 ## LINKS (DIR) [1] /Ehemaliger-Bild-Chef-gegen-NDR/!5955986 (DIR) [2] /Anchorman-Zamperoni-reist-durch-Italien/!5957976 (DIR) [3] /Tatort-Erbarmen-Zu-spaet/!5958814 ## AUTOREN (DIR) Steffen Grimberg ## TAGS (DIR) Axel Springer (DIR) Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen (DIR) Schwerpunkt Europawahl (DIR) TV Debatte (DIR) TV-Moderatoren (DIR) Hessen-Wahl (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen (DIR) Fernsehfilm (DIR) Kolumne Flimmern und Rauschen ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Populisten bei „Hart aber Fair“: Und jetzt schreien sich alle an Die Auftritte von Fabio De Masi (BSW) und Leif-Erik Holm (AfD) bei Klamroth erinnern an Trash-Talk à la „Britt“: Geschrei ohne gutes Fact-Checking. (DIR) Neue Talkshow mit Caren Miosga: Kleine Leuchte am großen Tisch In ihrer ersten TV-Talksendung plaudert Caren Miosga freundschaftlich mit Friedrich Merz. Der journalistische Blizzard kommt von einer anderen. (DIR) Letzte „Anne Will“-Sendung: Abschied ohne Tamtam Nach „Wetten, dass..?“-Moderator Thomas Gottschalk hat jetzt auch noch Talkmasterin Anne Will ade gesagt. Fehlen wird vor allem ihre Ironie. (DIR) SPD-Wahlkampfveranstaltung in Hessen: Männer über Bord Drei führende SPD-Frauen machen Wahlkampf in Hessen auf einem Boot. Eingeladen sind explizit Journalistinnen. Einige Männer schäumen vor Wut. (DIR) Magazin „Katapult“ in der Krise: Superkrasse Mega-Insolvenz Das Magazin „Katapult“ verkauft Grashalme als Rettungsaktion. Das Geld fließt auch in ihre wichtige Lokalberichterstattung in Mecklenburg-Vorpommern. (DIR) ARD-Doku „Ernstfall – Regieren am Limit“: Olaf starrt aus dem Fenster Der Produzent und Autor Stephan Lambys hat für seinen Film „Ernstfall – Regieren am Limit“ zwei Jahre lang die Ampel-Regierung begleitet – sehr nah. (DIR) Zukunft des Grimme-Instituts: Der Kaiserin neue Kleider Dem Grimme-Institut fehlt es ordentlich an Geld. Trotzdem will Direktorin Gerlach noch eine dritte Amtszeit. Chuzpe und ein Schlag ins Gesicht!