# taz.de -- Rechter Übergriff auf Unterkunft: Neonazis besetzen Flüchtlingsheim
       
       > In Dresden sind Rechtsextreme auf das Dach einer geplanten Unterkunft für
       > Geflüchtete geklettert. Es ist nicht die erste Aktion dieser Art.
       
 (IMG) Bild: Auch Rassisten können Häuser besetzen, wie hier in Dresden
       
       DRESDEN taz | Neonazis haben am frühen Samstagabend in Dresden ein Gebäude
       besetzt, in dem Geflüchtete untergebracht werden sollen. Dafür fanden sich
       laut Polizei mehrere Dutzend Personen aus dem rechten Spektrum spontan im
       Stadtteil Torna ein, unter ihnen auch Anhänger der [1][rechtsextremen
       Kleinstpartei Freie Sachsen] und der bekannte Neonazi Max Schreiber.
       
       Die Aktion könnte mit mehreren Demonstrationen von Querdenkern,
       Reichsbürgern und den „Freien Sachsen“ am Samstag in Dresden
       zusammenhängen, auf denen bereits für einen Marsch zum geplanten Heim
       geworben worden sein soll.
       
       Als etwa 100 Polizeikräfte vor dem Gebäude eintrafen, hatte ein Großteil
       der Beteiligten den Ort bereits wieder verlassen. Mindestens drei Personen
       überstiegen jedoch den Zaun zum Gelände und drangen in das Gebäude ein.
       
       Zwei von ihnen besetzten bis zur Räumung durch ein Spezialeinsatzkommando
       gegen 22 Uhr das Dach des Gebäudes. Sie zündeten Pyrotechnik und brachten
       ein Banner an, auf dem stand: „Kein Raum für Überfremdung – Remigration“.
       Beides sind gängige Schlagwörter der Rechten. Gegen einen 21- und einen
       25-Jährigen ermittelt der Staatsschutz wegen Hausfriedensbruchs.
       
       ## Sie sehen sich als „Vorbilder“
       
       Sowohl ihre Vorgehensweise als auch ein kurzes Interview, das der Sender
       Sachsen Fernsehen mit den Männern auf dem Dach geführt hat, deuten darauf
       hin, dass es sich um Mitglieder der [2][rechtsextremen Identitären
       Bewegung] und ihrem Ableger „Sachsengarde“ handelt. „Wir wollten bloß ein
       friedliches symbolisches Zeichen setzen und das Ganze verzögern, damit hier
       niemand reinkommt“, erklärte einer von ihnen. Man wolle „zeigen, dass
       Widerstand wichtig ist“.
       
       Sie hätten eigentlich bis zum 1. November auf dem Dach ausharren wollen.
       Die Polizei fand entsprechende Ausrüstung. An diesem Tag will die
       Stadtverwaltung hier 48 Asylbewerber unterbringen. Ursprünglich sollte in
       dem Gebäude am Stadtrand ein Bordell entstehen.
       
       Die Besetzung reiht sich ein [3][in die vielen rassistischen
       Demonstrationen und Übergriffe in Dresden], das von Pegida und anderen
       rechten Kräften gern als „Hauptstadt der Bewegung“ tituliert wird. Bereits
       Ende September war das Gebäude einer ehemaligen Mittelschule im nördlichen
       Stadtteil Klotzsche angegriffen worden, in dem ab dem kommenden Jahr
       Asylbewerber untergebracht werden sollten. Unbekannte hatten brennbare
       Flüssigkeit an die Außenwände geschüttet und eine Zündschnur ausgelegt.
       Diese erlosch jedoch auf halbem Wege.
       
       ## Nicht nur Neonazis in Sachsen
       
       Bei einer Demonstration der Freien Sachsen vor einer Woche war der nun auch
       in Torna beteiligte Max Schreiber als Hetzredner aufgetreten. Etwa 300
       Teilnehmer waren dann zur nahegelegenen Wohnung des sächsischen
       Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) gezogen und hatten „Kretschmer
       muss weg!“ gerufen.
       
       Allerdings fand am 22. Oktober auch eine Gegendemonstration statt. „65
       Flüchtlinge bei 21.000 Einwohnern – ich denke, das verkraftet unser
       Stadtteil“, sagte Anmelderin Rita Kunert.
       
       29 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Fluechtlingsfeindliche-Demo-in-Sachsen/!5953829
 (DIR) [2] /Die-AfD-und-die-Identitaeren/!5955016
 (DIR) [3] /Rassistische-Proteste-sind-verklungen/!5931304
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Michael Bartsch
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Schwerpunkt Rassismus
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Rassismus
 (DIR) Dresden
 (DIR) Geflüchtete
 (DIR) GNS
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Rechte Gewalt
 (DIR) Geflüchtete
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Hausprojekt in Chemnitz: Identitäre versuchen es noch mal
       
       Vor drei Jahren scheiterten die Rechtsextremen mit einem Hausprojekt in
       Halle. Nun gibt es einen neuen Versuch in Chemnitz – und erneut Gegenwind.
       
 (DIR) Geschichte der extremen Rechten: „Kein ostdeutsches Phänomen allein“
       
       Knud Andresen forscht im Projekt „Hamburg rechtsaußen“ zu rechter Gewalt.
       Dazu startet nun eine Vortragsreihe zur Geschichte des Phänomens seit 1945.
       
 (DIR) Hass auf Geflüchtete: Versuchter Brandanschlag in Dresden
       
       Unbekannte wollten in der Nacht zu Samstag eine geplante Asylunterkunft in
       Brand setzen. Es ist die dritte Attacke auf das Gebäude in einem Monat.
       
 (DIR) Wahlumfrage in Sachsen: AfD bei 35 Prozent
       
       Ein Jahr vor der Landtagswahl ist die AfD laut einer Umfrage stärkste
       Kraft. Die jetzige schwarz-rot-grüne Koalition hätte keine Mehrheit.