# taz.de -- Premier League und der Nahostkonflikt: Verbotener Davidstern
       
       > Israelische und palästinensische Symbole wurden in Englands Stadien
       > verboten. Ein jüdischer Fanklub muss sich nun selbst verleugnen.
       
 (IMG) Bild: Israelische Fahnen sind in den Stadien der Premier League zur Zeit verboten
       
       Palästinensische und israelische Fahnen sind in den Stadien der Premier
       League nicht mehr erlaubt. Die Verantwortlichen der Liga begründeten das
       Verbot [1][mit dem wiederentfachten Nahostkonflikt]. Man wolle so „das Wohl
       und die Sicherheit der Fans gewähren und Vorfälle unter ihnen vermeiden“.
       Die English Football League, welche für die drei Ligen unterhalb der
       Premier League verantwortlich ist, schloss sich der Entscheidung an.
       
       Auch der sechsfache englische Meister, der FC Chelsea London, setzte den
       neuen Erlass um und schrieb nun in einer Pressemitteilung, dass dies im
       Grunde nichts Ungewöhnliches sei. Auch bei anderen Konflikten würde man so
       handeln, da diese Symbole Unruhe und Konflikte auslösen und als provokative
       Geste verstanden werden könnten, heißt es in der Stellungnahme.
       
       Eine Fan-Gruppe des Vereins, der „Chelsea Israeli Supporters Club“, hat
       diese Anordnung in eine „verwirrende“ Lage gebracht, wie ihr Sprecher Yarin
       Levi feststellt. Gegenüber der taz erklärt er, er vermute dahinter auch
       eine [2][antisemitische Einstellung]. Seine Gruppe ist ein Zusammenschluss
       von etwa 200 Chelsea-Anhängern, von denen viele auch in Israel leben.
       
       Seit acht Jahren hängen die Israeli Supporters bei Heimspielen an der
       Stamford Bridge ihr Banner auf. Dies wurde der Gruppe nun untersagt, da auf
       dem Banner jeweils an den Außenseiten neben dem Namen der Gruppe eine
       israelische Fahne abgebildet ist.
       
       ## Islamischer Halbmond erlaubt
       
       Pragmatisch mit den Regeln der Premier League umgehend, schlugen die Fans
       ein neues Design vor, auf dem die israelischen Fahnen durch einen einzigen
       Davidstern als Symbol ersetzt werden sollten. Der FC Chelsea ließ diesen
       Vorschlag von der Premier League prüfen. Die Premier League erklärte, dass
       auch der Davidstern vom Verbot betroffen sei.
       
       „Das war für mich eine Ansage, dass wir weder als israelisch noch als
       jüdisch erkennbar sein dürfen, sondern nur noch als Chelsea-Fans. Wir sind
       gezwungen, unsere Identität, und der Davidstern ist ein Teil davon, zu
       verstecken“, sagt Levi. Das Symbol des islamischen Halbmonds hingegen sei
       nicht verboten worden, führt er an. Zudem seien die neuen Regeln
       widersprüchlich. Die „Jewish Gooners“, der jüdische Fanklub von Arsenal
       London, dürfte weiterhin in ihrem Emblem und somit auf ihrem Banner einen
       Davidstern abbilden.
       
       Bei den Hamas-Terrorangriffen am 7. Oktobers sind auch vier Mitglieder des
       Chelsea Israeli Supporters’ Clubs ermordet worden. Für Levi ist das Hin und
       Her der Premier League mit dem Banner auch angesichts dieser Opfer äußerst
       unbefriedigend. Der FC Chelsea, so hebt er hervor, hätte sich aber besser
       als die Premier League verhalten und mehr Mitgefühl in seinen öffentlichen
       Statements als andere Klubs nach den Terrorattacken gezeigt.
       
       Der FC Chelsea hatte in der Ära, als [3][der jüdisch-russische Oligarch
       Roman Abramowitsch] den Verein übernahm, beispielhafte Maßnahmen gegen
       Antisemitismus in seiner Fanszene und im englischen Fußball eingeleitet.
       Diese Initiativen würden bis heute wirken, sagt Levi. Abramowitsch war nach
       dem Ausbruch des russischen Krieges gegen die Ukraine von Großbritannien
       gezwungen worden, seine Anteile am Klub zu verkaufen. „Wir fragen uns“,
       erzählt Levi, „ob unter Abramowitsch die Entscheidungen der Premier League
       anders gefallen wären.“
       
       Inzwischen hätte man sich mit dem Klub auf eine Übergangslösung geeinigt.
       Chelsea begleicht die Kosten für ein neues Banner ohne Fahne und
       Davidstern. Zu sehen ist nun nur noch der Chelsea-Löwe nebst der
       Aufschrift: „Chelsea Israeli Supporters Club“. Levi sagt: „Wenn die
       Verfügung wieder aufgehoben wird, sollen wir wieder unseren bisherigen
       Banner aufhängen dürfen.“
       
       1 Nov 2023
       
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