# taz.de -- Berlins Müll und warum Glas mit Klas heißt: Giffey gewohnt alliterarisch
       
       > Die Wirtschaftssenatorin kleidet sich orange und legt Hand an einen
       > Müllcontainer. Dass es mehr Geld für die BSR gibt, begründet sie mit den
       > vier „K“.
       
 (IMG) Bild: Damit Giffey das nicht jeden Tag machen muss, gibt es mehr Geld für die BSR
       
       Vielleicht bin ich einfach kein Saubermann. Normalerweise mache ich mir
       keine Gedanken darüber, ob Berlin dreckig ist oder nicht. Wenn auf dem
       Radweg Scherben liegen, denke ich nicht an Berlin. Eher wünsche ich die
       Touris zum Teufel, die selbst zum Saufen zu blöde sind. Und wenn sich meine
       innere Stimme dann zu Wort meldet und zu bedenken gibt, es könnte auch ein
       Nachbar gewesen sein, denke ich: Gut, dass es die [1][BSR] gibt, und
       vertraue meinen unplattbaren Reifen.
       
       Manchmal aber kann man gar nicht anders, als sich Gedanken über Berlin und
       seine Sauberkeit zu machen. Der Dienstag war so ein Tag. Ich war zwar nicht
       dabei, habe aber ein Foto gesehen. Es zeigt Franziska Giffey, wie sie in
       oranger Montur Hand an einen Müllcontainer legt. Damit sie das nicht noch
       öfter selber machen muss, hat sie der Stadtreinigung eine zweistellige
       Millionensumme zusätzlich in Aussicht gestellt. Zur Begründung sagte sie:
       „Wir haben nach wie vor ein Sauberkeitsproblem in der Stadt.“
       
       Stimmt das also wirklich? Berlin ist dreckig? Vielleicht nehme ich das nur
       nicht wahr, weil ich in Pankow lebe und in Brandenburg. Und nicht, wie
       viele meiner Kolleginnen und Kollegen, in Kreuzberg oder Neukölln.
       „Natürlich ist Berlin dreckig“, sagt einer wie aus der Pistole geschossen.
       
       Natürlich ist Berlin dreckig. Auch auf dem Land höre ich das oft. Und so
       wie manche dabei gucken, werde ich den Verdacht nicht los, dass sie nicht
       nur die Straßen meinen und den Sperrmüll, der sich auf den Gehwegen türmt,
       sondern auch die, die auf den Straßen und Gehwegen unterwegs sind.
       
       ## Im Wahlkampf fünf „B“
       
       Franziska Giffey traue ich so einen fiesen Gedanken nicht zu. Sie macht
       ihren Job, so wie der Müllmann, der ebenfalls Hand an den Container legt.
       Und sie macht ihn gewohnt alliterarisch. Als Wahlkämpferin hatte sie gerne
       von den fünf „B“ gesprochen, für die sie stehe. Vom Bauen war die Rede, von
       Bildung und auch von Bester Wirtschaft. Letzteres, weil Wirtschaft halt
       partout nicht mit einem „B“ anfangen will.
       
       Am Dienstag spricht Giffey nun von den vier „K“ beim Berliner Müll. Sie
       nennt Kippen, Kronkorken, Kot und Kartons. Klas sagt sie nicht, was ich
       etwas schade finde, weil sie mich offenbar nicht abholen will bei meinem
       Groll gegen Touris. Andererseits wollte Giffey mal Lehrerin werden, da
       verbietet es sich natürlich, nicht Glas zu sagen. Ich würde ja auch nicht
       Kiffey sagen.
       
       Natürlich hat die Sache einen ernsten Hintergrund. Die BSR bekommt mehr
       Geld, weil sie bald auch mehr wegräumen soll. Den Sperrmüll zum Beispiel.
       Andernorts wird der umsonst abgeholt, in Berlin muss man ihn zum
       Wertstoffhof bringen. Wehe, man hat dafür kein Auto zur Hand.
       
       Vielleicht ist Berlin ja gar nicht dreckig. Vielleicht war die BSR bislang
       nur arm.
       
       1 Nov 2023
       
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