# taz.de -- Ausbau der A 100: Mit 200 Sachen zurück in die 50er
       
       > Vor 70 Jahren stand die A 100 in Berlin für Zukunft. Heute sollte die
       > Politik die Ausbaupläne verwerfen – und auf klimafreundliche Alternativen
       > setzen.
       
 (IMG) Bild: Protest der Fridays For Future Bewegung gegen den Weiterbau der A100 in Berlin im Februar 2023
       
       BERLIN taz | Wer mit dem Auto aus Neukölln nach Lichtenberg oder Pankow
       will, quält sich meist im Stop-and-go durch verstopfte Straßen. Denn dort,
       im Südosten Berlins, endet heute die A 100. Ab dem kommenden Jahrzehnt soll
       es auf der Stadtautobahn flüssig bis zur Storkower Straße gehen. Aber der
       Ausbau gefährdet Wohn- und Freiräume – und er zieht enorme Klimafolgen nach
       sich.
       
       In den 1950er Jahren war die A 100 mal eine Zukunftsvision. Als [1][Berlin
       nach dem Zweiten Weltkrieg] vielerorts zerstört war, überlegten
       Stadtplaner, wie die moderne Metropole aussehen sollte: umschlossen von
       einem Autobahnring. Dem kam aber der Bau der Berliner Mauer zuvor und der
       Ring wurde nur ein halber. Nach der Wende einigte man sich schnell auf den
       Weiterbau, und auch die vergangenen Jahre machten deutlich, dass eine
       andere Verkehrslösung hermuss: Mit der steigenden Einwohner*innenzahl
       nahm auch die Anzahl der Autos zu. Das führte zu immer mehr Staus.
       
       Der A 100-Ausbau soll also Entlastung bringen. Das erste Teilstück bis zum
       Treptower Park wird bereits gebaut, das zweite ist fest im
       Bundesverkehrswegeplan vorgesehen. Dafür hat das FDP-geführte
       Bundesverkehrsministerium auch die Mehrheit hinter sich – 54 Prozent der
       Berliner*innen waren laut einer Umfrage zuletzt für das
       Autobahnprojekt. Und mit CDU-Bürgermeister Kai Wegner sitzt seit diesem
       Frühjahr auch im Roten Rathaus wieder ein Unterstützer.
       
       Den Bau lässt sich der Bund einiges kosten: Für die rund 7 Kilometer bis
       zur Storkower Straße müsste er wohl an die 2 Milliarden Euro ausgeben. Der
       veranschlagte Kostenrahmen wurde dabei [2][immer wieder gesprengt].
       
       ## Schule, Wohnhäuser und Clubs würden platt gemacht
       
       Nicht in eine Summe pressen lässt sich, was vielen Menschen wohl weit
       teurer ist: Wenn man die Autobahn quer durch die Stadt prügelt, müssen
       dafür mehrere Häuser weichen – wahrscheinlich eine Schule, Wohngebäude,
       mehrere Clubs. Noch beunruhigender sind die möglichen Klimafolgen.
       
       Denn der Ausbau der A 100 würde Unmengen an Zement verschlingen und der
       setzt in der Herstellung viel CO2 frei. Zudem zeigen Modelle, dass Menschen
       häufiger ins Auto steigen, wenn das Straßennetz gut ausgebaut ist. Anstatt
       durch vermeintlich flüssigeren Verkehr Abgase einzusparen, würde [3][der
       Ausstoß im Gegenteil sogar zunehmen].
       
       Abgase und Klimawandel spielten in den Zukunftsvisionen der Fünfzigerjahre
       noch keine Rolle. Heute ist aber klar, dass die Erderwärmung unsere größte
       Herausforderung ist.
       
       Statt das anzuerkennen und ihren Wähler*innen zu erklären, beharren CDU
       und FDP auf siebzig Jahre alten Plänen, wonach das Auto des Menschen bester
       Freund ist. Sie täten besser daran, eine zeitgemäße Lösung zu finden.
       
       26 Oct 2023
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Sarah Vojta
       
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