# taz.de -- Islamverbände und der 7. Oktober: Nicht von oben herab
       
       > Regierungspolitiker produzieren mit ihren Vorwürfen gegen deutsche
       > Islamverbände Misstrauen. Was tun sie eigentlich für den Zusammenhalt?
       
 (IMG) Bild: Sollen sich Muslime besonders deutlich extra gegen Antisemitismus aussprechen? Moschee vor Kölner Dom
       
       Man kann den großen Islam-Verbänden in Deutschland viel vorwerfen. Sie sind
       konservativ, schwerfällig und wirken an ihrer deutschen Umwelt oft
       desinteressiert. Viele haben ihre Wurzeln in der Türkei; der
       [1][Ditib-Verband] untersteht sogar der türkischen Regierung. Dass der Chef
       der Religionsbehörde in Ankara, Ali Erbas, Israel in einer Predigt als
       einen [2][„rostigen Dolch“ im Herzen der islamischen Welt bezeichnet hat],
       ist alarmierend.
       
       Denn Erbas ist der oberste Vorgesetzte der Imame, die in den Hunderten von
       Ditib-Moscheen in Deutschland predigen. Zu eigen gemacht hat sich die Ditib
       diese Aussagen zwar nicht, distanziert hat sie sich von ihrem obersten
       Dienstherrn aber auch nicht.
       
       Was man den Islam-Verbänden aber nicht vorwerfen kann, ist, dass sie den
       Terror der Hamas gutheißen würden. Tatsächlich haben die großen
       Dachverbände sogar erstaunlich schnell reagiert und schon am 8.Oktober eine
       erste Erklärung abgegeben, in der sie die Gewalt verurteilten und vor einer
       Eskalation warnten. In vielen Freitagspredigten wurden ähnliche Töne
       angeschlagen. Wenn Politiker von Cem Özdemir über Volker Beck bis Jens
       Spahn den Islamverbänden vorwerfen, sie hätten den Terror der Hamas nicht
       klar genug verurteilt, dann ist das Populismus, der Misstrauen sät.
       
       Wenn [3][Vizekanzler Robert Habeck Muslimen indirekt droht], sie könnten
       ihren Anspruch auf Toleranz verwirken, wenn sie sich nicht so verhalten,
       wie er es von ihnen erwartet, dann fühlen sich viele davon tatsächlich
       bedroht. Und wenn Innenministerin Nancy Faeser von Muslimen jetzt fordert,
       sich noch klarer gegen Antisemitismus zu stellen, dann befördert sie jenen
       Generalverdacht, dem sie angeblich entgegentreten will.
       
       Besser wäre es, die Bundesregierung würde selbst mehr tun, um den
       gesellschaftlichen Zusammenhalt zu fördern. Das hieße, Muslime nicht nur
       von oben herab zu belehren und ihnen Bekenntnisse abzuverlangen, sondern
       sie als gleichberechtigte Bürger zu begreifen und auch auf ihre Sorgen und
       Ängste einzugehen.
       
       21 Nov 2023
       
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