# taz.de -- Grüne Berlin: Parteichef Ghirmai tritt erneut an
       
       > Philmon Ghirmai vom linken Parteiflügel der Grünen will auch in den
       > nächsten zwei Jahren an der Spitze des Landesverbandes stehen.
       
 (IMG) Bild: Der schwarz-roten Koalition entgegenstellen: Grünen-Landeschef Philmon Ghirmai
       
       BERLIN taz | Der bisherige Grünen-Landeschef Philmon Ghirmai hat der taz
       bestätigt, dass er erneut für einen der beiden Plätze im Vorstand
       kandidieren wird. Der 39-Jährige vom linken Parteiflügel steht seit Ende
       2021 zusammen mit Susanne Mertens vom Realo-Flügel [1][an der Spitze der
       Grünen Berlin].
       
       Am 9. Dezember werden die Hauptstadt-Grünen auf ihrem Parteitag auch einen
       neuen Landesvorstand wählen. Ghirmai sagte am Mittwoch zur taz, er wolle
       auch in Zukunft als Landesvorsitzender seinen Teil dazu beitragen, „dass
       wir die verlässliche Stimme für soziale Gerechtigkeit, echten Klimaschutz
       und gegen Diskriminierung sind“.
       
       Angesichts der Politik des seit April amtierenden Senats aus CDU und SPD
       brauche Berlin gerade jetzt eine Partei wie die Grünen, die sich, so
       Ghirmai weiter, „der schwarz-roten Koalition entgegenstellt, wenn diese die
       Verkehrswende ausbremst, am sozialen Fundament der Bezirke spart oder aber
       sich weigert, etwas gegen die eklatant steigenden Mieten in unserer Stadt
       zu tun“.
       
       Die Wiederwahl des im links tickenden Grünen-Kreisverband Neukölln
       verwurzelten Politikwissenschaftlers gilt als sehr wahrscheinlich. Bislang
       ist für die traditionell mit einer Person aus dem linken und einer Person
       aus dem realpolitischen Flügel besetzte Doppelspitze der Grünen keine
       weitere Kandidatur seitens der Parteilinken bekannt.
       
       ## Zwei Kandidatinnen auf der Realo-Seite
       
       Anders sieht es auf der Realo-Seite aus. Hier hatte vor gut zwei Wochen
       Tanja Prinz aus dem Grünen-Kreisvorstand Tempelhof-Schöneberg erklärt, für
       den Posten der Parteichefin ihren Hut in den Ring werfen zu wollen. Eine
       Kampfansage an [2][Amtsinhaberin Susanne Mertens], die erneut antreten
       will, wie sie der taz bestätigte.
       
       Nicht zuletzt auf Seiten der Parteilinken betrachtet man Tanja Prinz'
       Ankündigung mit Argwohn. Anders als Mertens, die dem auch für Bündnisse mit
       der Linkspartei offenen gemäßigten Realo-Flügel zugerechnet wird, gilt
       Prinz als Vertreterin der radikalen Realos.
       
       In ihrer per Videobotschaft verbreiteten Bewerbung warb Prinz für „eine
       Partei, die bündnisfähig ist“, für eine „eigenständige Partei“, die 2026
       wieder im Senat vertreten ist. Bündnisfähig, sagt ein Mitglied des
       Abgeordnetenhaus vom linken Parteiflügel zur taz, bedeute für Prinz vor
       allem „Öffnung Richtung CDU und FDP“ und eine Absage an Rot-Grün-Rot.
       
       Tatsächlich hatte sie sich schon auf dem Landesparteitag der Grünen Mitte
       März hierfür ausgesprochen. Kurz zuvor hatte die SPD in den
       Koalitionsverhandlungen die Tür für eine Fortsetzung von Rot-Grün-Rot
       [3][mit einem giftigen Papier] gegen die bisherigen Partner zugeschlagen.
       „Wir sind noch nicht Opposition“, hatte Prinz damals die Hoffnung auf
       Schwarz-Grün noch nicht begraben. Es kam anders.
       
       Der alte und wohl auch neue linke Parteichef Philmon Ghirmai wollte sich
       auf Nachfrage zu den anderen Kandidaturen nicht äußern. Dem Vernehmen nach
       gibt es zum Ende der Woche ein realointernes Treffen, auf dem sich der
       Parteiflügel für eine der beiden Kandidatinnen entscheiden will.
       
       15 Nov 2023
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) Rainer Rutz
       
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