# taz.de -- Gastbeitrag von Klaus Lederer: Die Friedrichstraße braucht die ZLB
       
       > Die unausgesprochene Vision einer neuen Heimat für Wissen und Begegnung
       > inmitten Berlins pulsierender Friedrichstraße.
       
 (IMG) Bild: Die ZLB ist nicht mehr nur Büchersammlungen, sondern Bildungsorte ohne Konsumzwang
       
       Geheimnisse bleiben in der Berliner Kultur nie lange geheim. Man kennt sich
       und ist gesprächig. Aber eine Idee konnte mehr als ein halbes Jahr
       untersucht und geprüft werden, ohne dass es öffentlich wurde – obwohl viele
       Menschen darum wussten. Vermutlich lag das daran, dass alle, die von der
       Idee hörten, begeistert, fasziniert und überzeugt waren.
       
       Es geht um die Chance, die Zentral- und Landesbibliothek, seit mehr als 100
       Jahren auf der Suche nach einem richtigen Domizil, in der
       [1][Friedrichstraße] zu etablieren. Ich erfuhr im Frühjahr von dem
       Vorschlag eines Umzugs in das Quartier 207, in dem derzeit noch das
       Kaufhaus Galeries Lafayette untergebracht ist. Sofort hatte ich das Bild
       eines großartigen Ortes der Begegnung und des kollektiven und individuellen
       Lernens vor Augen. Es ist, als hätte Jean Nouvel das Gebäude für eine
       Bibliothek geplant: lichte Glasfassaden, räumliche Transparenz im Innern –
       Bibliotheken brauchen das. [2][Die Bibliotheksmenschen sind nach tieferer
       Prüfung von Gebäudestruktur und Nutzungsmöglichkeiten begeistert.] Es wäre
       eine nachhaltige Alternative zu einem Neubau, der viel Zeit bräuchte und
       mit Sicherheit viel teurer würde. Ein idealer Ort ist gefunden.
       
       Während meiner Jahre als Kultursenator habe ich mich für die Stärkung der
       öffentlichen Bibliotheken eingesetzt. Sie sind schon lange nicht mehr nur
       Büchersammlungen, sondern Bildungsorte ohne Konsumzwang, niedrigschwellige
       Treffpunkte und vielseitige „Wohnzimmer“ der Stadtgesellschaft. Sie sind
       die meistgenutzten Kulturorte Berlins. In Skandinavien, Großbritannien und
       den Niederlanden erfahren sie eine selbstverständliche Wertschätzung, die
       ich mir für Berlin auch wünsche.
       
       Ende August hat Kultursenator Joe Chialo (CDU) die Idee im Abgeordnetenhaus
       öffentlich gemacht, nun ist sie Stadtgespräch. Es gibt Kritik, aber auch
       viel Unterstützung – und viele Spekulationen. Dass Chialo für dieses
       Projekt kämpft, unterstützen die Linksfraktion und ich im Parlament von
       ganzem Herzen. Es ist die einmalige Chance, der Friedrichstraße einen
       Kulturmagneten zu verschaffen. Und zu beweisen, dass ökologische
       Infrastrukturentwicklung in der Bundeshauptstadt funktioniert.
       
       Die Umwidmung eines kommerziellen Ortes in ein öffentliches Mekka für
       Berlins Bevölkerung kann auch ein Zeichen der Hoffnung sein. Natürlich ist
       es viel Geld, das investiert werden müsste. Aber es lohnt sich. [3][Es
       lohnt, öffentliche Bibliotheken zu stärken], indem ihr „Anker“ endlich ein
       modernes Domizil erhält. Es lohnt, diesen aus Ost-, West-, Nord- und
       Südberlin gut erreichbaren Ort für unsere ZLB zu entwickeln. Damit die
       Mitarbeitenden sich endlich wieder ganz auf das konzentrieren können, was
       sie perfekt beherrschen: gute und moderne Bibliotheksarbeit. Es lohnt vor
       allem, weil es um die Menschen geht, die unsere Bibliotheken nutzen: So
       vielfältig wie Berlin, die mit schmalem und dickem Geldbeutel, Ältere und
       Jüngere, Gebildete und diejenigen, die auf dem Weg dahin sind.
       
       4 Dec 2023
       
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