# taz.de -- Sacharow- und Nobelpreis für Iranerinnen: Schlag ins Gesicht der Mullahs
       
       > In Europa gehen wichtige Würdigungen an Narges Mohammadi und die Familie
       > von Jina Mahsa Amini. Die Angst der Mullahs zeigt den Wert dieser Preise.
       
 (IMG) Bild: In Abwesenheit geehrt: Narges Mohammadi. Davor ihre Kinder Ali und Kiani Rahmani
       
       Am diesjährigen Tag der Menschenrechte wird der Friedensnobelpreis in Oslo
       verliehen. Doch die Preisträgerin Narges Mohammadi kann die Auszeichnung
       nicht persönlich in Empfang nehmen, sie befindet sich im berüchtigten
       Evin-Gefängnis von Teheran. Dort tritt sie in einen eintägigen
       Hungerstreik.
       
       Sie schließt sich damit ihren Mitinsassinnen Fariba Kamalabadi und Mahvash
       Sabet an, zwei Angehörigen der religiösen Minderheit der Baha’i. Deren
       Anhänger*innen erleben aktuell wieder eine heftigere Verfolgungswelle
       durch das Regime. Dass Mohammadi an diesem Tag [1][erneut ihre Gesundheit
       riskiert], um auf Missstände hinzuweisen, bestätigt, dass ihr der
       Friedensnobelpreis 2023 zu Recht verliehen wurde.
       
       Doch nicht nur Narges Mohammadi wird dieser Tage geehrt. Der Sacharow-Preis
       des Europäischen Parlaments soll in diesem Jahr an Jina Mahsa Amini und die
       „Frau, Leben, Freiheit“-Bewegung in Iran gehen. Die junge Kurdin wurde im
       September 2022 von der iranischen Sittenpolizei wegen eines angeblich
       falsch sitzenden Kopftuchs zu Tode geprügelt. Damit löste sie die größte
       Protestbewegung im Land unter dem Motto „Frau, Leben, Freiheit“ aus.
       
       Ihre Familie sollte den Preis nun stellvertretend für sie in Empfang
       nehmen. Doch trotz gültiger Visa wurde ihnen von den Machthabern Irans die
       Ausreise nach Frankreich verwehrt. An ihrer Stelle soll der Anwalt Saleh
       Nikbacht den Preis in Empfang nehmen, der in Frankreich lebt.
       
       Die Islamische Republik zeigt damit erneut, wie sehr sie solche Preise für
       die iranische Zivilgesellschaft fürchtet. [2][Die Würdigungen] sind also
       nicht nur Symbolik, wie Kritiker behaupten. Sie sind eine konkrete
       Unterstützung des Freiheitskampfes der Menschen, eine Bestätigung für den
       Mut – und ein Schlag ins Gesicht der Mullahs.
       
       Während sich Mohammadi an ihrem „großen Tag“ im Gefängnis im Hungerstreik
       befindet und Aminis Familie nicht ausreisen darf, um die Ehrung ihrer
       ermordeten Tochter in Empfang zu nehmen, sitzen die Vertreter der
       Islamischen Republik in wichtigen UN-Gremien, sitzen dem UN-Sozialforum vor
       und reisen derzeit nach Genf, um am Flüchtlingsforum der UNHCR
       teilzunehmen. Absurder geht es wohl kaum.
       
       Mit dem Friedensnobelpreis und dem [3][Sacharow-Preis] gehen in diesem Jahr
       zwei der höchsten politischen Auszeichnungen an die Menschen in Iran. Ihr
       Kampf wird gesehen und gewürdigt. Nun ist es an der Zeit, dass auch
       westliche Regierungen diesen Kampf würdigen und ihre Unterstützung für die
       Machthaber der Islamischen Republik beenden und sich damit endlich auf die
       Seite der Zivilgesellschaft stellen.
       
       10 Dec 2023
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Daniela Sepehri
       
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