# taz.de -- Sacharow-Preis für Protestbewegung: Solidarität mit den Frauen in Iran
       
       > Die Familie der getöten Iranerin Jina Mahsa Amini durfte nicht ausreisen,
       > um den Sacharow-Preis in Straßburg zu empfangen. Die EU würdigt die
       > Bewegung.
       
 (IMG) Bild: Grüße an Jina Mahsa Amini an ihrem Todestag im September in Hamburg
       
       BERLIN taz | Der diesjährige Sacharow-Preis für geistige Freiheit des
       Europäischen Parlaments wurde an Jina Mahsa Amini und die „Frau, Leben,
       Freiheit“-Bewegung in Iran verliehen. Die Familie Aminis sollte den Preis
       in Straßburg entgegennehmen, doch am Flughafen wurden die Eltern und der
       Bruder an [1][der Ausreise gehindert] und ihre Pässe wurden beschlagnahmt.
       Lediglich der Anwalt der Familie Saleh Nikbakht durfte ausreisen und hat
       die posthume Ehrung Aminis stellvertretend für die Familie
       entgegengenommen.
       
       Roberta Metsola, die Präsidentin des Europäischen Parlaments, erklärt, dass
       der Preis all [2][die mutigen jungen Männer und Frauen in Iran ehrt], die
       trotz des wachsenden Drucks seitens der Regierung weiterhin auf Wandel
       drängen. „Bitte wisst, dass ihr nicht allein seid und dass dieses Haus euer
       Zuhause ist und dass euer Mut gewinnen wird, denn eure Sache ist richtig“,
       sagte sie in ihrer Ansprache bei der Verleihung des Sacharow-Preises.
       
       Nikbakht, der Anwalt der Familie Aminis, betont, dass er nicht frei
       sprechen kann, da er nach der Verleihung nach Iran zurückreist. „Ich muss
       aufpassen, was ich sage“, erklärt er. Er wurde im Oktober 2023 aufgrund
       seiner Interviews zum Fall Aminis wegen „Propaganda gegen den Staat“ zu
       einem Jahr Haft und zwei Jahren Internetverbot verurteilt. Im Europäischen
       Parlament verliest er die Nachricht von Jina Mahsa Aminis Mutter, Mozhgan
       Eftekhari. „Ich wünschte, ich könnte anwesend sein, um alle Frauen meines
       Landes zu repräsentieren und meinen Dank für den Preis auszusprechen“,
       heißt es in dieser Nachricht. „Jina ist die Verkörperung des Lebens. Ihr
       Name wurde zum Code der Freiheit.“ Vom Europäischen Parlament gab es
       Standing Ovations für die Ansprache.
       
       Mit Jina Mahsa Amini wurden zwei weitere Frauen als Repräsentantinnen der
       Bewegung „Frau, Leben, Freiheit“ geehrt: Afsoun Najafi und Mersedeh
       Shahinkar, zwei iranische Frauen im Exil, die in Abwesenheit in Iran
       verurteilt wurden. Najafi ist die Schwester von [3][Hadis Najafi], einer
       22-Jährigen, die bei Protesten in der iranischen Stadt Karaj von
       Basidsch-Milizen erschossen wurde. Sie war das erste Todesopfer der
       Proteste dieser Stadt. Seitdem setzt sich ihre Schwester Afsoun für
       Gerechtigkeit ein und wird dafür vom iranischen Regime kriminalisiert.
       
       Auch Shahinkar hat an den [4][Protesten im Herbst 2022] teilgenommen. Dabei
       hat die 34-jährige Mutter ihr rechtes Auge verloren, nachdem auf sie
       geschossen wurde. Mittlerweile lebt sie im Exil in Deutschland und macht
       sich für die Menschenrechte in Iran stark. „Ich will der Welt zeigen, dass
       wir Frauen in Iran Gefangene unserer eigenen Regierung sind, die uns seit
       Jahren tötet, aber sich vor niemandem auf der Welt rechtfertigen muss“,
       erklärt sie bei der Pressekonferenz des Europäischen Parlaments zur
       Preisverleihung.
       
       In Deutschland wird die Verleihung des Sacharow-Preises unter anderem von
       der Vorsitzenden des Menschenrechtsausschusses im Bundestag, Renata Alt,
       begrüßt. [5][Auf X schreibt sie]: „Die Verleihung des Sacharow-Preises an
       Jina Mahsa Amini zeigt die Solidarität der EU mit der Protestbewegung im
       Iran. Freiheit und Menschenrechte haben aber nur eine Chance, wenn
       Terrorismus ernsthaft bekämpft wird. Die Revolutionsgarden müssen auf die
       Terrorliste der EU!“
       
       Der Menschenrechtspreis der EU ehrt Einzelpersonen und Organisationen, die
       sich für die Verteidigung der Menschenrechte und die Meinungsfreiheit
       eingesetzt haben. Bisher wurde er unter anderem an Nelson Mandela, Reporter
       ohne Grenzen und die iranische Menschenrechtsverteidigerin Nasrin Sotudeh
       verliehen.
       
       12 Dec 2023
       
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 (DIR) Daniela Sepehri
       
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