# taz.de -- Schweizer stimmen über Importverbote ab: Stopfleber immer noch beliebt
       
       > „Foie gras“ gilt als Luxusfood und wird tierquälerisch erzeugt. Das ist
       > in der Schweiz verboten. Eingeführt werden darf die Leber trotzdem –
       > noch.
       
 (IMG) Bild: Sollen „gestopft“ werden: Gänse in Prats de Carlux, Frankreich
       
       BERN/BERLIN afp/taz | Die Schweizer sollen in einer Volksabstimmung über
       Importverbote für Stopfleber und Pelze entschieden. Die
       Tierschutzorganisation Alliance Animale Suisse (AAS) teilte am Donnerstag
       mit, dass sie die nötigen mehr als 100.000 gültigen Unterschriften
       gesammelt und eingereicht habe.
       
       Stopfleber ist in der Küche auch als „Foie gras“ bekannt und bezeichnet
       eine vergrößerte Fettleber von Enten und Gänsen. Tierschutzorganisationen
       wie [1][Peta weisen daraufhin, dass den Tieren dazu mittels Rohren täglich
       rund ein Kilogramm Maisbrei eingeflößt wird – das sogenannte Stopfen].
       Dadurch werde die Leber auf das etwa Zehnfache vergrößert. Viele Vögel
       würden schon bei der qualvollen Prozedur verletzt oder getötet.
       
       Für ein Importverbot von Stopfleber kamen laut AAS 106.448 Unterschriften
       zusammen, für ein Pelzverbot 116.140. Die Regierung muss die Unterschriften
       nun überprüfen und dann einen Abstimmungstermin festlegen.
       [2][Volksabstimmungen als Mittel der direkten Demokratie] sind in der
       Schweiz traditionell ein wichtiges Instrument des politischen Systems. Fast
       die Hälfte aller weltweit abgehaltenen Referenden finden hier statt.
       [3][Unumstritten sind sie aber nicht].
       
       In der Schweiz sind die Stopfmast von Enten und Gänsen sowie die Produktion
       von Stopfleber seit mehr als 40 Jahren verboten – länger als in der EU, wo
       das Qualprodukt seit 1999 nicht mehr hergestellt werden darf. Nur
       [4][Frankreich verschaffte sich eine Ausnahmestellung, indem es „Foie gras“
       zum nationalen Kulturerbe erklärte] und damit die Tierschutzvorschriften
       umging.
       
       ## Bremsende Standortdebatte
       
       Das Schweizer Verbot umfasst allerdings nicht den Import. Und so gilt
       Stopfleber zu Festtagen vor allem in der französischsprachigen Westschweiz
       als beliebtes Gericht. Die [5][Initiative „Ja zum Importverbot von
       Stopfleber“] will nun per Volksabstimmung die Schweizer Verfassung ändern,
       um einen Einfuhrstopp durchzusetzen.
       
       Das Schweizer Parlament hatte erst im September gegen ein Importverbot
       gestimmt. Hersteller müssen stattdessen künftig Angaben zu ihren
       Produktionsbedingungen auf der Verpackung machen. Ein striktes Aus für die
       Einführung von Stopfleber könnte nach Einschätzung der Abgeordneten dazu
       führen, dass die Menschen für den Kauf nach Frankreich fahren und so den
       Schweizer Händlern schaden.
       
       ## 412.000 Vögel für Schweizer Gourmets
       
       Mit jährlich 200.000 Kilogramm importierter Gänseleber sei die Schweiz
       einer der Hauptimporteure von Stopfleber, kritisierten die Tierschützer.
       Jedes Jahr würden allein für den Schweizer Markt 400.000 Enten und 12.000
       Gänse getötet. Es könne nicht sein, „dass den Schweizer Produzenten unter
       Strafandrohung verboten wird, Stopfleber zu produzieren, diese aber von
       ausländischen Produzenten hergestellt und importiert werden darf“.
       
       Nach Angaben der zweiten Initiative „[6][Ja zum Importverbot für
       tierquälerisch erzeugte Pelzprodukte]“ werden in die Schweiz jährlich 350
       Tonnen Pelze importiert. Dafür müssten rund 1,5 Millionen Tieren
       geschlachtet werden. Mehr als die Hälfte der importierten [7][Pelze stamme
       aus China, wo die Tiere „schrecklichen Haft- und Tötungsbedingungen“]
       ausgesetzt seien und teilweise noch lebend gehäutet würden.
       
       29 Dec 2023
       
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