# taz.de -- Kurzsichtige Medienberichte über Iran: Verteufelte Iraner*innen > Für die deutschen Medien ist die iranische Gesellschaft nichts weiter als > eine Projektionsfläche. Wie sonst wurden aus Feminist:innen > Islamist:innen? (IMG) Bild: Straßenszene in Teheran, Juni 2023 Liebe deutsche Medienmacher*innen und Politiker*innen, bitte entscheidet euch! Sind wir Iraner*innen jetzt Terroristen oder nicht? Denn die Verwirrung wird mit jeder neuen Schlagzeile größer und schließlich müssen meine Kinder wissen, was aus ihnen mal werden soll. Was sind wir also? Vorbildliche Feminist*innen? Kopftuchhassende Islamfeinde? Oder doch fanatisch Religiöse aus dem Mittleren Osten? Nach all den „Frau, Leben, Freiheit“-Rufen, dem Haareabschneiden und leeren Versprechen ist es erstaunlich zu sehen, wie schnell sich Narrative ändern. Sobald die Möglichkeit verpufft, unterdrückte Frauen durch ein westliches Hilfsprojekt zu befreien, wird die alte Route eingeschlagen. Seit dem [1][IS-Anschlag in Kerman] ist es nämlich wieder en vogue, Nahaufnahmen von Israel und Amerika verteufelnden Iraner*innen auf allen deutschen Medien abzuspielen. Ein ZDF-Beitrag zeigt etwa einen Mob wütender Männer, die [2][den Hassreden Chomeinis] zujubeln. Grund für die erschreckenden Nahaufnahmen ist die bis dahin noch nicht aufgeklärte [3][Explosion in Kerman]. Die „Tagesschau“ vermeldet, dass, „egal ob Opposition oder nicht“, alle den ermordeten Offizier verehren. Dass beim letzten Todestag Soleimanis Menschen „Koteletts“ verteilten und seinen Tod feierten, wurde vergessen. Auch unzählige Proteste, die sich gegen die Israel-Politik Chomeinis wandten, bleiben außen vor. Die iranische Bevölkerung hat sich von überraschend feministisch zu rückständig islamistisch verwandelt. ## Weder fundamentalistisch noch regimeverherrlichend Geschichten wie die von Roya Heshmati gehen unter. Die Aktivistin wurde zu 74 Peitschenhieben verurteilt, der Grund: Sie wollte den Hidschab nicht tragen. Geschichten wie die der Aktivistin gefährden die deutsche Außenpolitik, etwa die kürzlich beschlossene Aufhebung des Abschiebestopps nach Iran, verweist sie doch auf einen weiterführenden Kampf, der weder fundamentalistisch noch vor allem regimeverherrlichend ist. Mehr als ein Jahr „Jin, Jiyan, Azadi“ ist die iranische Bevölkerung hierzulande nichts weiter als eine Projektionsfläche. 9 Jan 2024 ## LINKS (DIR) [1] https://www.msn.com/de-de/nachrichten/politik/anschlag-in-kerman-die-neue-gefahr-durch-den-is/ar-AA1mwrJh (DIR) [2] /Irans-Repressionsapparat/!5898561 (DIR) [3] /Brandherd-Naher-Osten/!5983659 ## AUTOREN (DIR) Leyli Nouri ## TAGS (DIR) Proteste in Iran (DIR) Schwerpunkt Iran (DIR) Qasim Soleimani (DIR) Fundamentalismus (DIR) Verhältnis Iran - Israel (DIR) Feministinnen (DIR) Kopftuch (DIR) Folter (DIR) Abschiebung (DIR) Schwerpunkt Berlinale (DIR) Schwerpunkt Iran (DIR) Schwerpunkt Iran (DIR) Proteste in Iran (DIR) Schwerpunkt Nahost-Konflikt (DIR) Proteste in Iran (DIR) Proteste in Iran ## ARTIKEL ZUM THEMA (DIR) Iranischer Spielfilm „My Favourite Cake“: Ein letzter Biss vom Kuchen In „My Favourite Cake“ begibt sich eine Seniorin auf Partnersuche. Das iranische Regime ließ die Filmemacher nicht zur Berlinale reisen (Wettbewerb). (DIR) Iran und Pakistan beschießen sich: Raketen vermeintlicher Stärke Bei der Eskalation der letzten Tage sind vor allem Kinder gestorben, heißt es. Doch zum Krieg der Nachbarländer sollte es nicht kommen. (DIR) Meinungsfreiheit in Iran: Längere Haft für Menschenrechtlerin Friedensnobelpreisträgerin Narges Mohammadi soll 15 Monate länger in Haft bleiben. Behörden erheben Vorwürfe gegen freigelassene Journalistinnen. (DIR) Nahid Taghavi aus Haft entlassen: Zuckerbrot und Peitsche Nahid Taghavi ist aus dem berüchtigten Evin-Gefängnis entlassen worden. Mit der Entlassung der Deutschen will der Iran Deutschland milde stimmen. (DIR) Brandherd Naher Osten: Türkei hat Mossad-Spitzel im Visier Der IS reklamiert den Anschlag im Iran für sich. Doch in der Region wächst das Misstrauen gegenüber Israel – auch in der Türkei. (DIR) Explosionen bei Gedenkfeier in Iran: Tote nahe General Soleimanis Grab Bei einer Feier zum Todestag des iranischen Generals Soleimani sterben mehr als 100 Menschen durch Explosionen. Laut Regime war es Terror. (DIR) Terrorlistung von Irans Revolutionsgarde: Hinters Rechtsgutachten geduckt Irans Revolutionsgarde könne nicht auf die EU-Terrorliste, sagt das Außenministerium und verweist auf eine Verschlusssache. Der taz liegt sie vor: So steht es da nicht.