# taz.de -- Geld für den Klimaschutz: Macron will neue Klimafinanzierung
       
       > Um die Erderhitzung zu bekämpfen, muss auch die Weltbank umstrukturiert
       > werden. Frankreichs Präsident hat dafür Ideen.
       
 (IMG) Bild: Emmanuel Macron spricht auf der Weltklimakonferenz in Dubai am 1. Dezember 2023
       
       CHIANG MAI taz | „Die Säulen der grünen Weisheit“. Das ist der Titel eines
       aktuellen Artikels von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron, erschienen in
       der französischen Zeitung Le Monde. Passender – wenn auch trockener – wäre
       gewesen: „Erforderliche Reformen der internationalen Finanzarchitektur zur
       Begrenzung der Klimaerwärmung auf 1,5 Grad“. Denn ohne Reformen lässt sich
       das Pariser Klimaziel nicht erreichen.
       
       Bei der 28. UN-Klimakonferenz (COP28) vergangenes Jahr in Dubai wurde etwa
       beschlossen, dass die Kapazität der Erneuerbaren bis 2030 global
       verdreifacht werden soll. In den Industriestaaten und China ist das dank
       niedriger Kapitalkosten ehrgeizig, aber machbar. In ärmeren Ländern dürfte
       dieses Ziel allerdings an den dort exorbitanten Zinssätzen scheitern.
       Macron schreibt daher im Hinblick auf diese Staaten: „Wir müssen
       Bedingungen schaffen, die es ihnen ermöglichen, ihre Klimaschutz- und
       Anpassungsbemühungen zu finanzieren.“
       
       Und weiter: „Das bedeutet, dass man für gefährdete Länder das tun sollte,
       was reiche Länder während der Coronapandemie für sich selbst getan haben:
       eine unkonventionelle Fiskal- und Geldpolitik verfolgen.“ Dazu gehören
       weitere Reformen der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF),
       die vor 80 Jahren bei einer Konferenz im US-Naturpark Bretton Woods
       gegründet wurden. In diesen Institutionen sind [1][die Entwicklungsländer
       untervertreten].
       
       Macron fordert daher: „Wir müssen die Bretton-Woods-Gouvernanz überarbeiten
       und die Schwellenländer auffordern, ihren Teil der Verantwortung für die
       Finanzierung globaler öffentlicher Güter zu übernehmen“ – öffentlicher
       Güter wie dem Klimaschutz. Zudem müssten IWF und Weltbank mehr Geld
       bekommen.
       
       ## Macron zieht Steuer auf Flugbenzin in Betracht
       
       Im vergangenen Juni organisierte Macron einen Finanzgipfel in Paris, auf
       der COP28 schob Frankreich zwei weitere Initiativen an. Bei der ersten geht
       es um Schulden: 60 Prozent der Länder mit niedrigem Einkommen und ein
       Viertel der Länder mit mittlerem Einkommen [2][haben eine Schuldenkrise
       oder sind kurz davor], sagt der IWF. Das macht es diesen Ländern noch
       schwerer, in den Klima- und Naturschutz zu investieren. Daher hat
       Frankreich zusammen mit Kenia und Kolumbien eine Expertengruppe zu
       „Schulden, Natur und Klima“ einberufen. Diese untersucht etwa, wie sich
       klimafreundliches Wachstum anregen lässt.
       
       Die zweite Initiative betrifft Steuern. Mit der Erwärmung steigt der
       Finanzbedarf für die Anpassung an den Klimawandel und für Unterstützung im
       Fall von Schäden und Verlusten durch Unwetter und den steigenden
       Meeresspiegel. Doch die Haushaltsmittel der Industriestaaten sind begrenzt,
       in Zukunft vielleicht auch die der wohlhabenden Entwicklungsländer. Eine
       Lösung können hier neue Steuern sein, etwa auf Schiffsdiesel oder
       Flugbenzin. Denkbar ist auch eine Abgabe auf Kohle, Öl und Gas.
       
       In seinem Artikel fordert Macron zudem einen Markt für freiwillige
       CO2-Kompensationen: „Wir müssen einen internationalen Kohlenstoff- und
       Biodiversitätsmarkt schaffen, der es öffentlichen und privaten Akteuren
       ermöglicht, einen [3][freiwilligen Emissionshandel] zu organisieren, der
       auf ausreichend ehrgeizigen Kriterien basiert, um Greenwashing zu
       vermeiden.“ Zentral ist hier der letzte Nebensatz.
       
       International herrscht weitgehend Einigkeit, dass durch freiwillige
       Kompensationszahlungen viel Geld zusammenkommen könnte, zum Beispiel für
       den Schutz der Wälder. Die Projekte, die es schon gibt, halten aber oft
       ihre Versprechen nicht: So wurden etwa CO2-Zertifikate für den Schutz von
       Wäldern vergeben, die gar nicht gefährdet waren.
       
       ## Große Summen für Natur- und Klimaschutz
       
       Eine Reform von Weltbank und IWF, ein besseres Management von
       Schuldenkrisen und eine globale Abgabe etwa auf fossile Energien: Damit
       würde die globale Finanzarchitektur so weitreichend umstrukturiert wie in
       Bretton Woods vor 80 Jahren. Zudem würden große Summen für den Natur- und
       Klimaschutz freigemacht.
       
       Ob dies gelingt, zeige sich schon dieses Jahr beim Treffen der G20 in Rio
       de Janeiro, sagt Michael Jacobs vom britischen Thinktank ODI. Alle diese
       Initiativen hätten „ihren eigenen institutionellen Weg, aber der
       brasilianische G20-Gipfel im November 2024 ist der Ort, an dem sie
       zusammengeführt werden sollen“.
       
       Zudem bestehe die Chance, die Finanzreformen mit den Klimaverhandlungen zu
       verzahnen: „Da die COP30 im Jahr 2025 ebenfalls in Brasilien stattfinden
       wird, bietet sich die Gelegenheit, um größere und bessere Finanzströme in
       eine klimaresistente und nachhaltige Entwicklung zu lenken“, so Jacobs. Ob
       damit schon die „Säulen der grünen Weisheit“ gebaut sind, ist nicht gesagt.
       Ein solides Fundament wäre es aber allemal.
       
       10 Jan 2024
       
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       ## AUTOREN
       
 (DIR) Christian Mihatsch
       
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