# taz.de -- Republikanische Vorwahlen in den USA: Jedenfalls eher Trump als Biden
       
       > In Iowa beginnen am Montag die republikanischen Vorwahlen. Trump liegt
       > vorne. Aber bei manchen jungen Konservativen kommt er nicht gut an.
       
 (IMG) Bild: Ex-Präsident Donald Trump führt auch in Iowa in den Umfragen zu den republikanischen Vorwahlen haushoch
       
       SIOUX CITY taz | Der US-Bundesstaat Iowa wird an diesem Montag wieder die
       Augen der Welt auf sich ziehen, wenn dort die ersten [1][Vorwahlen der
       Republikaner] den Auftakt geben zur Bestimmung des nächsten
       Präsidentschaftskandidaten. Der im Mittleren Westen der USA gelegene
       Bundesstaat mit seinen knapp 3,2 Millionen Einwohnern wird einen ersten
       Anhaltspunkt darüber geben, ob Ex-Präsident Donald Trump wirklich der
       unangefochtene Favorit auf die Nominierung seiner Partei ist, wie es alle
       Umfragen seit Monaten suggerieren.
       
       „Hauptsache, der aktuelle Präsident erhält keine weiteren vier Jahre.
       Allein das wäre meiner Meinung nach schon ein Sieg“, sagte Jon Groskreutz,
       der in dem kleinen Ort Orange City lebt. Der 61 Jahre alte Familienvater
       stach aus der Menge heraus, da er bei Temperaturen von rund um den
       Gefrierpunkt und einem pfeifenden Wind nur ein kurzärmliges T-Shirt trug.
       Großkreutz arbeitet als Physiotherapeut in einer örtlichen Praxis. Nebenbei
       ist er auch als Assistenztrainer für die Ringermannschaft an der
       christlichen Northwestern University tätig.
       
       Aktuell habe er noch keinen Favoriten unter den republikanischen
       Kandidaten. Auch einer zweiten Amtszeit von Trump steht er offen gegenüber.
       Genau das wollen derzeit laut Umfragen rund 54 Prozent der wahrscheinlichen
       Wahl-Teilnehmer.
       
       Gefragt, was er sich von einem zukünftigen Präsidenten erwartet, sagt
       Groskreutz, dass er jemanden will, der die Grenzen sichert, gefährliche und
       kriminelle Menschen nicht in das Land lässt und den Staatshaushalt
       ausgleicht, um die Staatsverschuldung unter Kontrolle zu bringen. Auch
       viele andere konservative Wähler in Iowa haben diese oder ähnliche Themen
       auf ihrer Prioritätenliste.
       
       ## Konservatives Hauptthema Grenzschutz
       
       Und diese finden natürlich auch im Wahlkampf immer wieder Erwähnung. Trump
       versprach erst kürzlich die „größte Abschiebungskampagne in der
       amerikanischen Geschichte“. Floridas Gouverneur [2][Ron DeSantis] will das
       US-Militär an die Südgrenze mit Mexiko schicken und der Unternehmer Vivek
       Ramaswamy will das allgemeine Recht auf US-Staatsbürgerschaft durch die
       Geburt im Land abschaffen.
       
       Grenzsicherheit und Immigration beschäftigen das ganze Land, auch im 2.000
       Kilometer von der US-Südgrenze entfernten Iowa, wo knapp 90 Prozent der
       Bevölkerung weiß sind. Aber die von vielen Republikanern verbreitete
       Behauptung, Migration führe zu steigender Kriminalität und wirtschaftlichen
       Problemen, finden auch dort Anklang.
       
       „Viele Menschen haben erkannt, dass Trump vielleicht nicht gerade beliebt
       war, doch dass seine Politik die richtige war. Ich wünsche mir jemanden,
       der dieselbe Politik betreibt. Ich wünsche mir jemanden, dessen Politik
       amerikanische Werte verkörpert“, sagt Groskreutz. So denken immer mehr
       Konservative.
       
       Und diese konservativen Wähler dominieren in Iowa, besonders in Landkreisen
       wie Sioux County, der sich im äußersten Nordwesten des Staates an der
       Grenze zu South Dakota befindet. Der Landkreis mit etwa 35.000 Einwohner
       lebt von der Landwirtschaft. Kerzengerade Highways und Kreuzungen im
       90-Grad-Winkel unterbrechen alle paar Meilen die fruchtbaren Anbaufelder.
       
       ## Zweifel an Trump unter christlichen Studierenden
       
       Sioux Center, die größte Stadt im Landkreis, ist gleichzeitig der Sitz der
       Christlichen Dordt University. Die Hochschule gilt laut einem Ranking des
       Wall Street Journal als eine der besten christlichen Universitäten im
       ganzen Land. Es ist auch der Ort, an dem Trump während seines Wahlkampfs
       einen seiner bekanntesten Sätze sagte: „Ich könnte in der Mitte der Fifth
       Avenue stehen und jemanden erschießen und ich würde trotzdem keine Wähler
       verlieren. Es ist unglaublich“, sagte Trump während einer
       Wahlkampfveranstaltung in Sioux City im Januar 2016.
       
       Er gewann den Landkreis 2016 und 2020 mit über 82 Prozent, sein jeweils
       bestes Ergebnis in Iowa. Gleichwohl scheinen junge Wähler auf dem Campus
       der Dordt University durchaus geneigt, dieses Jahr ihre Stimmen anderweitig
       zu vergeben. „Trump ist wie eine tickende Zeitbombe. Du weißt nie, was dich
       erwartet“, sagt der 20 Jahre alte Student Carter King, der ursprünglich aus
       dem texanischen Austin kommt. Für ihn sei es schwierig, Trumps Verhalten
       mit seinen christlichen Werten zu vereinen. „Mein Glaube ist das Wichtigste
       für mich. Es ist das Erste, das ich anderen über mich erzähle“, sagt King.
       
       Anderen Dordt-Studenten geht es ähnlich. „Unser Land braucht einen
       Präsidenten, der auch bereit ist, mit der anderen Seite zu arbeiten und
       Kompromisse einzugehen“, sagt Philip Shippy der im dritten Jahr
       Kommunikationswissenschaften studiert. Er kann Trumps Art einfach nicht
       leiden.
       
       Allerdings kann Trump hier, unter konservativen Christen, mit einem Thema
       punkten, das viele republikanische Kandidaten an anderen Stellen des Landes
       [3][lieber gar nicht ansprechen]: Abtreibung. Trumps Berufungen zum Supreme
       Court haben maßgeblich dazu beigetragen, dass das [4][Recht auf Abtreibung
       nach fast 50 Jahren im Jahr 2022 gekippt] wurde.
       
       ## Streitthema Recht auf Abtreibung
       
       Da nun die einzelnen Bundesstaaten darüber entscheiden können,
       Abtreibungsgesetze zu erlassen, hoffen viele christlich-konservative
       US-Amerikaner, dass sich der republikanische Präsidentschaftskandidat für
       ein landesweites Abtreibungsverbot einsetzen würde.
       
       „Ich bin eine Christin. Ich glaube, dass jedes Leben heilig ist und ein
       Leben beginnt für mich mit der Befruchtung“, sagt die 74-jährige Rentnerin
       Margene Eckhoff, die mit ihrem Mann vor einem Wahllokal in Sioux County mit
       der taz sprach. Auch für die junge Studentin Caeleigh Whitt ist Abtreibung
       ein wichtiges Thema. Doch sie findet die politische Diskussion zum Thema
       eher abstoßend.
       
       „Ich denke, dass solche Themen nicht zu einem Wettbewerb verkommen sollten.
       Es geht schließlich hier um echte Menschen“, sagte die 19-Jährige. Wenn
       Kandidaten für ein Verbot ab der 6., 12. oder 15. Schwangerschaftswoche
       plädieren, dann geht es den meisten dabei nicht um die betroffenen
       Personen, glaubt sie.
       
       „Geht es dir wirklich um das Wohl des Kindes und der Mutter oder willst du
       einfach nur so viele Stimmen wie möglich holen? Das ist es, was ich von den
       Kandidaten wissen will. Und wenn sie für ein vollkommenes Abtreibungsverbot
       sind, dann will ich wissen, in welche anderen Hilfsangebote sie investieren
       wollen?“, erklärt Whitt, die ursprünglich aus China stammt und als Kind
       adoptiert wurde.
       
       15 Jan 2024
       
       ## LINKS
       
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       ## AUTOREN
       
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