# taz.de -- Hamburgs Umgang mit dem jüdischen Leben: Notorische Schieflage
       
       > Dem oft angestimmten Lied von der Vielfalt zum Trotz: Hamburgs liberale
       > jüdische Gemeinde beklagt, dass sie in der Politik kein Gehör findet.
       
 (IMG) Bild: Wer repräsentiert die Jüdinnen und Juden der Stadt? Davidstern auf dem Dach der (orthodoxen) Synagoge Hohe Weide in Hamburg
       
       Es ist kein gutes Zeichen, wenn sich ein Text im Februar 2024 genauso
       betiteln lassen kann wie rund anderthalb Jahre früher. [1][„Liberale
       fordern mehr Respekt“], so stand es im September 2022 schon in dieser
       Zeitung, und gemeint war Hamburgs liberale jüdische Gemeinde.
       
       Deren Vorstand erklärte, auch damals schon nicht zum ersten Mal, dass sie
       sich vom Senat nicht ebenbürtig behandelt vorkomme mit der größeren
       Jüdischen Gemeinde. Dass sich daran nichts geändert zu haben scheint, wirft
       kein gutes Licht auf das auch in Hamburg so gerne angestimmte Lied von der
       Vielfalt wieder erblühenden jüdischen Lebens.
       
       Neuerlich beklagte am gestrigen Montag der Vorstand des liberalen
       [2][„Israelitischen Tempelverbands zu Hamburg von 1817“], dass er kaum
       Gehör finde, mitunter nicht mal Antwort erhalte aus dem Rathaus. Dahinter
       steht die anhaltende Nichtanerkennung der Liberalen als Teil des Hamburger
       Judentums, und die ist kein bloßer Ausrutscher, so scheint es zunehmend.
       
       Wieder und wieder hat sich die Stadt zum Erhalt des jüdischen Lebens
       bekannt, seiner Stärkung, seiner Sichtbarkeit. Konkreteste Folge ist der
       geplante [3][Synagogen-Wiederaufbau auf dem ehemaligen Bornplatz]: Dort
       soll die größere Einheitsgemeinde wieder eine Heimstatt erhalten, dafür
       sind dreistellige Millionenbeträge zugesagt, von Stadt und Bund, demnächst
       geht es dort um die konkrete Gestaltung dessen, was da gebaut wird.
       
       Dagegen erheben die Liberalen keine Einwände – aber dagegen, dass sie
       selbst hingehalten werden. Währenddessen bröckelt in einem Hinterhof in der
       Hamburger Neustadt eine für ihre Identität wichtige Immobilie weg, und
       [4][oben drüber kreisen schon die Immobilienunternehmer]. Und die treffen
       in Hamburg verdächtig selbstverständlich auf offene Ohren und Türen.
       
       6 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] /Innerjuedische-Debatte-in-Hamburg/!5883449
 (DIR) [2] https://www.itvhh.org/
 (DIR) [3] /Buch-zur-Hamburger-Synagogen-Debatte/!5981796
 (DIR) [4] /Baustopp-fuer-Wahrzeichen-in-Hamburg/!5973711
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Alexander Diehl
       
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