# taz.de -- Kinoempfehlungen für Berlin: Der große Knall
       
       > „Babylon“ erzählt vom Alltagsrassismus der Thatcher-Ära. „Space Cowboys“
       > von alten Männern im Weltall. Und „Raus aus dem Teich“ von taffen Tieren.
       
 (IMG) Bild: „Babylon“ (1980), Regie: Franco Rosso
       
       Mein erster Aufenthalt in London fand im Sommer 1981 statt: Bed & Breakfast
       bei einer Familie im südöstlichen Stadtteil Streatham. Zur Innenstadt und
       wieder zurück fuhr man mit dem Bus unter anderem quer durch Brixton. Nur
       irgendwann dann tatsächlich nicht mehr, der Bus machte einen riesigen
       Umweg. Denn in Brixton fanden seinerzeit sogenannte Rassenkrawalle statt –
       der ganze Stadtteil war mit Brettern zugenagelt, und der Verkehr wurde
       umgeleitet. Das war dann schon ziemlich verstörend.
       
       Diese Stimmung beschreibt der ein Jahr zuvor entstandene Film „Babylon“ von
       Franco Rosso vortrefflich: In der Community westindischer Migranten
       spielend, erzählt „Babylon“ vordergründig von dem DJ (Brinsley Forde,
       Mitglied der populären Reggaeband Asward) eines Sound Systems, der sich auf
       einen „Battle“ mit rivalisierenden Musikern vorbereitet, sich vor allem
       aber mit dem institutionalisierten Alltagsrassismus im England der
       Thatcher-Ära auseinander setzen muss – Polizeibrutalität inklusive.
       
       Damals hatte die Polizei die Möglichkeit, jeden Menschen, den sie irgendwie
       – auch aufgrund der Hautfarbe – „verdächtig“ fand, auf der Straße zu
       kontrollieren und präventiv einzusperren. Kein Wunder, dass sich da eine
       Wut aufstaute, die nur noch einen Auslöser für den großen Knall benötigte.
       
       Kurzzeitig als authentisches Zeitporträt gefeiert, verschwand der Film
       aufgrund seines kontroversen Themas sehr schnell in der Versenkung und
       wurde erst vor ein paar Jahren wieder für den Verleih zugänglich gemacht
       (25.1., 27.1., 22 Uhr, [1][Sputnik Kino], 28.1. 19 Uhr, 20.30 Uhr,
       [2][Filmrauschpalast]).
       
       Das Animationsstudio Illumination bescherte uns unter anderem Filme wie
       „Ich – Einfach unverbesserlich“ und „Minions“ samt Sequels – stets mit
       großem Erfolg an der Kinokasse, künstlerisch hingegen von recht gemischter
       Qualität. „Raus aus dem Teich“ (Originaltitel: „Migration“) ist das
       aktuelle Angebot des Studios in Sachen Familienunterhaltung und schlägt
       sich in diesem Kontext durchaus wacker.
       
       Was an dem Film der Regisseure Benjamin Renner und Guylo Homsy über eine
       Entenfamilie gefällt, die sich – bislang vom überfürsorglichen und
       ängstlichen Vater gehindert – erstmals auf den Weg gen Süden nach Jamaica
       macht, ist der schwarze Humor, mit dem hier die Abenteuer der verschiedenen
       Reiseetappen geschildert werden.
       
       Mit spitzschnäbeligen Reihern im Sumpf, einer taffen Gang von Straßentauben
       in New York sowie einem fiesen Koch, dessen Spezialität Ente à l'Orange ist
       (25.1.-31.1., 15 Uhr, [3][Hackesche Höfe], 27.1., 14.15 Uhr, 28.1. 13.15
       Uhr, [4][Union Filmtheater], 27.1-28.1., 13 Uhr, [5][Eva Lichtspiele]).
       
       Clint Eastwood assoziiert man nicht unbedingt mit Weltraumabenteuern, doch
       auch ein solches hat der Regisseur bereits inszeniert: „Space Cowboys“
       (2000) erzählt vom Ausflug eines Altherren-Teams ehemaliger Testpiloten
       (Eastwood, Tommy Lee Jones, Donald Sutherland, James Garner) ins All, an
       dessen Ende Eastwood sogar einen beschädigten Spaceshuttle wieder sicher
       zur Erde zurückbringen muss!
       
       Lakonisch und ziemlich amüsant jongliert der Regisseur hier mit den
       Versatzstücken des Weltraum-Genres und hält dabei souverän die Balance
       zwischen Dramatik und Komik. Zu sehen als 35mm-Kinospecial in den Hackesche
       Höfe Kinos (28.1., 22 Uhr, [6][Hackesche Höfe Kinos]).
       
       25 Jan 2024
       
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