# taz.de -- Künftige Gestalt des Molkenmarkts: Schön und bezahlbar? Es geht beides
       
       > Der schwarz-rote Senat muss auch bei höheren Kosten sicherstellen, dass
       > nicht nur Reiche schön wohnen. Da ist vor allem die SPD in der Pflicht.
       
 (IMG) Bild: Wenn es am Molkenmarkt jemals wieder schön sein sollte, darf dieses schöne Bauen in Mitte nicht nur den Reichen zugute kommen
       
       Architektur hat etwas von Fußball: Man braucht keine akademisch fundierte
       Ahnung, um eine ganz klare Meinung davon zu haben. So wie auf den Tribünen
       und vor hunderttausenden Bildschirmen ebenso viele und noch mehr Trainer
       ohne jegliche Lizenz, aber mit scharfen Analysen unterwegs sind, passiert
       das beim Anschauen von Bauwerken. Das ist auch überhaupt nicht verwerflich:
       So wie noch so tolle Trainererklärungen zu Strategie, Holding Six und
       falscher Neun kein schlechtes Spiel schönreden können, wird eine graue
       Fassade an einem trüben Februarmorgen nicht durch noch so viele
       Architekturtheorien farbiger.
       
       Deshalb kommt auch dieser Kommentar guten Gewissens von einem Fachfremden,
       der schlicht nicht wahrhaben will, dass das von ihm als schön Wahrgenommene
       nicht bezahlbar sein soll. Falls es tatsächlich so ist, dass die hier mal
       unter „historisierend schön“ gefasste Planung des Molkenmarkts gemäß dem
       nun vorliegenden Gestaltungshandbuch (siehe rechts) tatsächlich im Budget
       keinen Platz für bezahlbare Wohnungen lässt, so heißt das mitnichten, dass
       beides nicht miteinander zu vereinbaren ist.
       
       Natürlich lässt sich das [1][von der Senatsbaudirektorin] genauso wie vom
       Schreiber dieser Zeilen als schön empfundene Bauen mit Simsen, kleinen
       Elementen jenseits glatter Fassaden mit Bezahlbarkeit verbinden. Das muss
       sogar sein, wenn man zwei große Ziele vereinen will: zum einen an einer
       zentralen Innenstadtlage schön zu bauen, zum anderen aber nicht nur die
       ohnehin schon Reichen und Schönen in den Genuss dieser Schönheit kommen zu
       lassen. Und zwar, indem man sich die Sache im Zweifelsfall einfach etwas
       mehr als vorgesehen kosten lässt.
       
       Einfach? Angesichts einer Haushaltslage, [2][in der von nötigen
       Milliardeneinsparungen die Rede ist]? Ja – zumindest genauso einfach, wie
       einfach mal mehr als 300 Millionen Euro jährlich in ein vielfach als
       überflüssig betrachtetes 29-Euro-Ticket fließen sollen. Tatsächlich ist
       weder das eine noch das andere einfach.
       
       Aber nur weil das 29-Euro-Ticket unverständlicherweise [3][Großthema der
       SPD im Abgeordnetenhauswahlkampf 2023] war, muss Unverständliches nicht
       Wirklichkeit werden. Damit aber wären ein paar hundert Millionen frei, die
       fest gebunden schienen und nicht als Kürzungsmasse in Sachen
       Milliardeneinsparungen galten. Ein Teil davon ließe sich dazu verwenden,
       dass am Molkenmarkt auch weniger Begüterte nicht nur wohnen, sondern auch
       schöner wohnen könnten. Ganz einfach so.
       
       22 Feb 2024
       
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