# taz.de -- Seenotrettung im Mittelmeer: „Sea-Watch 5“ festgesetzt
       
       > Italien hat die „Sea-Watch 5“ festgesetzt, nachdem es 56 Menschen
       > gerettet und an Land gebracht hat. Davor war ein 17-Jähriger an Bord
       > gestorben.
       
 (IMG) Bild: Auch dem deutschen Rettungsschiff „Sea-Eye 4“, hier auf einem Bild vom April 2021, droht in Italien womöglich die Festsetzung
       
       FRANKFURT A.M./REGGIO CALABRIA epd/dpa | Nach der Rettung von 56 Menschen
       aus Seenot im Mittelmeer ist die [1][„Sea-Watch5“] in Italien festgesetzt
       worden. Die Behörden hätten eine Festsetzung für 20 Tage angeordnet, teilte
       die Betreiberorganisation Sea-Watch am Samstagabend im sozialen Netzwerk X
       mit. Das Schiff habe nach politischem und medialem Druck am Freitag in
       Pozzalla auf Sizilien anlegen können, nachdem Italien ihm zuvor den mehr
       als 1.500 Kilometer entfernten Hafen von Ravenna zugewiesen habe.
       
       Die Begründung für die Festsetzung wies Sea-Watch zurück. „Die Festsetzung
       der ‚Sea-Watch 5‘ ist ein rein politisches Manöver“, erklärte Sprecher
       Oliver Kulikowski. „Italien scheint jedes Mittel recht zu sein, um von
       seiner unterlassenen Hilfeleistung abzulenken.“ Sea-Watch kündigte an, die
       Entscheidung gerichtlich anzufechten.
       
       Die Helfer hatten zuvor den Tod eines 17-Jährigen an Bord des Schiffes
       beklagt, der am Mittwoch aus Seenot gerettet worden war. Italien, Malta und
       Tunesien hätten trotz entsprechender Bitten keine medizinische Evakuierung
       eingeleitet. Vier weitere Personen in kritischem Zustand seien erst nach
       neun Stunden aufs italienische Festland gebracht worden.
       
       ## „Sinnfreie Anweisung“
       
       Unterdessen brachte die [2][„Geo Barents“] in der Nacht zum Sonntag 132
       Gerettete nach Civitavecchia nördlich von Rom. Ebenso viele weitere müssten
       aber auf Anweisung der italienischen Behörden an Bord bleiben und dürften
       erst in Genua in Norditalien an Land gehen, erklärte die
       Betreibberorganisation „Ärzte ohne Grenzen“. Diese sinnfreie Anweisung
       zwinge unter anderem Kinder unter drei Jahren und zwei Personen, die
       dringend medizinische Versorgung bräuchten, bei rauem Seegang zum Verbleib
       an Bord.
       
       Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten weltweit. 2023
       kamen laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) mehr als
       3.000 Menschen bei der Überfahrt ums Leben oder sie werden vermisst. Seit
       Beginn dieses Jahres sind es demnach bereits mehr als 250. Die Dunkelziffer
       liegt vermutlich weit höher.
       
       Die deutsche [3][Hilfsorganisation Sea-Eye] brachte derweil 144
       Bootsflüchtlinge aus dem Mittelmeer in den Hafen der süditalienischen Stadt
       Reggio Calabria. Das Schiff „Sea-Eye 4“ landete am Sonntag nach einem
       zweieinhalbwöchigen Einsatz in der Stadt an der Meerenge zwischen Sizilien
       und dem italienischen Festland. Nach Angaben eines Sprechers stammen die
       meisten Migranten aus Syrien und Somalia. Sie waren in den vergangenen
       Tagen aus Booten aufgegriffen worden, die sich aus Afrika auf den
       gefährlichen Weg übers Mittelmeer nach Europa gemacht hatten.
       
       Die italienischen Behörden prüfen nun das weitere Vorgehen. Insgesamt
       handelt es sich um Migranten aus 14 Ländern. Die Flüchtlinge sollen nach
       Angaben der zuständigen Präfektur auf verschiedene Aufnahmezentren verteilt
       werden. Zudem geht es um die Frage, ob das Schiff im Hafen festgesetzt
       wird, wie es bei früheren Einsätzen bereits häufiger geschah. Ursprünglich
       hatten die italienischen Behörden der „Sea-Eye 4“ die viel weiter entfernte
       Stadt Ancona an der Adria als Hafen zugewiesen.
       
       10 Mar 2024
       
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