# taz.de -- Brandenburgs Agrarminister Axel Vogel: Grüner bei rechtsoffenen Bauern
       
       > Brandenburgs Agrarminister kooperiert mit den Freien Bauern. Die Gruppe
       > toleriert eine rechtsextreme Parole und Fahnen einer antisemitischen
       > Bewegung.
       
 (IMG) Bild: … wird Sturm ernten: Am Brandenburger Tor in Berlin demonstrierten die „Freie Bauern“ im Januar auch
       
       BERLIN taz | Brandenburgs grüner Agrarminister Axel Vogel arbeitet mit
       Bauernlobbyisten zusammen, deren Verhalten gegenüber Rechtsextremen
       umstritten ist. Der Politiker habe bei einem Hofbesuch „mit ebenfalls
       vertretenen Vorstandsmitgliedern des Bauernbundes Brandenburg
       übereinstimmende Positionen zur angepassten klimafreundlichen
       Grünlandnutzung auf Moorstandorten festgestellt und auch öffentlich
       kommuniziert“, teilte sein Ministerium auf Anfrage der taz mit. Vogel habe
       auch an Mitgliederversammlungen des Verbands teilgenommen.
       
       Der Bauernbund ist aber nach eigenen Angaben [1][„Herz“], „[2][treibende
       Kraft]“ und Gesellschafter der nicht gemeinnützigen Lobbyfirma Freie Bauern
       Deutschland GmbH. Die gemeinnützige Londoner Denkfabrik Institute for
       Strategic Dialogue wirft den Freien Bauern in einer im Februar
       veröffentlichten [3][Studie] zum Beispiel ihre Position zur schwarzen Fahne
       mit weißem Pflug und blutroten Schwert der gewalttätigen Landvolk-Bewegung
       aus den 1920er Jahren vor. „Die Bewegung und das Emblem stehen historisch
       betrachtet für eine nationalistische ‚Blut und Boden‘-Ideologie, die
       antisemitische und antidemokratische Haltungen propagiert“, so die Analyse.
       Dennoch erklärten die Freien Bauern 2020, wenn heute bei Bauernprotesten
       die Landvolkfahne gezeigt werde, brauche sich „[4][niemand dafür zu
       schämen]“.
       
       Das Institut kritisierte auch „populistische und verschwörungsideologische
       Gesinnungen“ auf einer Kundgebung der Freien Bauern in Berlin. Anthony Lee,
       Sprecher des Vereins Landwirtschaft verbindet Deutschland (LSV) und
       Europawahlkandidat der Freien Wähler, habe in seiner Rede bei der
       Versammlung im Januar die deutsche Gesellschaft als „krank“ bezeichnet und
       die Medien beschuldigt, „Hetze“ gegen Landwirte zu schüren. „Er wiederholte
       Weltuntergangsszenarien, die typisch für rechtspopulistische Rhetorik
       sind,“ so die ExpertInnen. Die taz hatte bereits berichtet, dass Lee bei
       der Demonstration [5][wahrheitswidrig behauptete], Deutschland zahle „10
       Milliarden Euro für den Aufbau eines Katasteramts in Kolumbien“. Das
       Entwicklungsministerium hatte das dementiert.
       
       ## Verschwörungsideologien und „Klimaskepsis“
       
       Bei einer Veranstaltung unter führender Beteiligung von bekannten Freien
       Bauern im September 2023 [6][mit radikalen Rechten wie
       Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen] und dem Autor Markus Krall
       wurden Verschwörungsmythen propagiert und der menschengemachte Klimawandel
       geleugnet. Bei einer unter anderem von den Freien Bauern organisierten
       Kundgebung in Hannover am 7. Februar durfte auch ein AfD-Politiker eine
       Rede halten. Mehrmals ließ sich der Verband von der zumindest in großen
       Teilen rechtsextremen Partei als Sachverständiger zu Bundestagsanhörungen
       holen.
       
       Ein führender Mitarbeiter des Bauernbunds und der Freien Bauern, Reinhard
       Jung, tolerierte auch, dass bei einer Demo der Freien Bauern im Januar in
       Berlin zwei Protestierende ein Banner mit der rechtsextremen Aufschrift
       „Eure Demokratie ist unser Volkstod“ zeigten. Dazu befragt, sagte Jung der
       taz vor Ort: „Wenn da irgendein Hansel mit einem Plakat rumsteht … Ich
       werde ja jetzt nicht jedes Plakat kontrollieren.“
       
       In Niedersachsen weigerten sich die Freien Bauern mehr als 6 Wochen lang,
       eine Erklärung zu unterzeichnen, die Proteste mit Galgen und vor
       Politiker-Privathäusern verurteilt. Erst nach öffentlichem Druck, unter
       anderem durch den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil
       (SPD), [7][unterschrieben sie die Erklärung] schließlich. Die ökologisch
       orientierte Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft kritisierte das
       als „unglaubwürdig“.
       
       Zudem stellten die Freien Bauern agrarpolitisch radikale Forderungen auf
       wie die „[8][Rücknahme aller Dünge-, Pflanzenschutz- und
       Tierhaltungsregeln, die uns seit 2017 ideologisch bevormunden“]. Jung
       kritisierte als Bauernbund-Geschäftsführer angeblichen „[9][Ökoterror]“.
       
       ## Ministerium fordert Demokratiebekenntnis
       
       Zu solchen Vorwürfen von der taz befragt, argumentiert das Agrarministerium
       in Potsdam, es arbeite nicht mit „dem Bundesvorstand“ der Freien Bauern
       zusammen. „Anders ist es mit dem Bauernbund Brandenburg“.
       
       Doch die Freien Bauern können als GmbH gar keinen „Bundesvorstand“ haben,
       wie man ihn von Vereinen kennt. Die Firma hat laut Handelsregister nur
       Geschäftsführer.
       
       In Wirklichkeit sind Bauernbund Brandenburg und Freie Bauern kaum zu
       unterscheiden: Bauernbund-Präsident [10][Marco Hintze] ist ebenfalls
       Geschäftsführer der Freien Bauern. Bauernbund-Geschäftsführer [11][Reinhard
       Jung] zieht bei den Freien Bauern als „Referent für Politik und Medien“
       sowie als Gesellschafter die Strippen. Das Agrarministerium in Potsdam
       hatte in seiner Einladung zu besagtem Treffen zum Moorschutz Ende Juni 2023
       denn auch geschrieben, dass Vogel „gemeinsam mit den Freien Bauern den Hof“
       besuchen werde. Er werde dort zusammen mit „dem Präsidenten der Freien
       Bauern Brandenburg, Marco Hintze, für Statements zur Verfügung“ stehen. Vom
       Bauernbund war keine Rede.
       
       Wohl deshalb verteidigte das Brandenburger Agrarministerium seine
       Kooperation mit dem Bauernbund auch damit, dass ebenfalls andere Verbände
       (Ampel-)Galgen und „Die Ampel muss weg“-Plakate verharmlost und relativiert
       hätten. Allerdings habe sich der Landesbauernverband nach einer
       entsprechenden Äußerung später von gewalttätigen und bedrohlichen Aktionen
       distanziert. „Wir erwarten auch vom Bauernbund Brandenburg und der in
       Brandenburg ebenfalls aktiven Organisation ‚Land schafft Verbindung‘, sich
       klar und eindeutig Gewalt, Nötigung und Gefährdung entgegenzustellen und so
       zu dokumentieren, dass sie auf dem Boden der freiheitlich demokratischen
       Grundordnung stehen“, schrieb das Ministerium.
       
       Die Freien Bauern sind zwar mit nach eigenen Angaben rund 1.900 Mitgliedern
       eine Splitterorganisation – der Deutsche Bauernverband vertritt seinen
       Zahlen zufolge knapp 90 Prozent der 255.000 Agrarbetriebe hierzulande. Aber
       die Freien Bauern sind etwa bei den jüngsten Bauernprotesten gegen die
       Streichung der Agrardieselsubventionen von Medien mehrmals zitiert worden.
       Sie sind bei vielen Demonstrationen aufgetreten und tragen durch einen sehr
       offensiven Stil zur Radikalisierung mancher Bauern bei.
       
       15 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] http://www.bauernbund-brandenburg.de/images/Dokumente/Berichte/BBB-Bericht-2023.pdf
 (DIR) [2] http://www.bauernbund-brandenburg.de/index.php
 (DIR) [3] https://isdgermany.org/die-bauernproteste-in-deutschland/
 (DIR) [4] https://www.freiebauern.de/index.php/8-mitteilungen/229-freie-bauern-halten-distanzierung-von-schwarzer-landvolkfahne-fuer-historisch-unbegruendet
 (DIR) [5] /Falschbehauptungen-von-Anthony-Lee/!5986913
 (DIR) [6] /Verschwoerungsmythen-bei-Landwirtstreffen/!5964721
 (DIR) [7] /Protest-von-Landwirten-gegen-Ampel/!5993907
 (DIR) [8] https://www.freiebauern.de/images/Januar24.pdf
 (DIR) [9] http://www.bauernbund-brandenburg.de/images/Dokumente/Berichte/Rede.pdf
 (DIR) [10] https://www.freiebauern.de/index.php/impressum
 (DIR) [11] https://www.freiebauern.de/index.php/initiative
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
       ## TAGS
       
 (DIR) Landwirtschaft
 (DIR) Freie Bauern
 (DIR) Bündnis 90/Die Grünen
 (DIR) Brandenburg
 (DIR) Alternative für Deutschland (AfD)
 (DIR) Rechtsextremismus
 (DIR) Bauernprotest
 (DIR) GNS
 (DIR) Schleswig-Holstein
 (DIR) Bauernprotest
 (DIR) Bauernprotest
 (DIR) Bauernprotest
 (DIR) Landwirtschaft
       
       ## ARTIKEL ZUM THEMA
       
 (DIR) Film „Stumpfe Sense – scharfer Stahl“: Als das Landvolk nach rechts rückte
       
       Quinka Stoehrs Dokumentarfilm über die rechte Vereinnahmung der
       „Landvolk“-Bewegung in den 1920er Jahren zeigt Vorgänge, die sehr
       gegenwärtig wirken.
       
 (DIR) A. Lee ist Kopf der Bauernproteste: Bodenständig rechts
       
       Wofür kämpft Anthony Lee, Bauernprotest-Sprecher und Kandidat der Freien
       Wähler bei der Europawahl? Er fischt jedenfalls in extrem rechten Gefilden.
       
 (DIR) Misthaufen auf der Straße: Fünf Verletzte bei Bauernprotest
       
       Drei Autos fahren im Dunkeln in Misthaufen auf einer Bundesstraße in
       Brandenburg. Die Polizei schafft es stundenlang nicht, Traktoren zu
       entfernen.
       
 (DIR) Protest von Landwirten gegen Ampel: Nun auch Freie Bauern gegen Galgen
       
       Der Verband unterschreibt eine Distanzierung von drastischen Protestformen.
       Dafür brauchten die „Freien Bauern“ aber viele Wochen Bedenkzeit.
       
 (DIR) Verschwörungsmythen bei Landwirtstreffen: Bauern flirten mit Rechtsradikalen
       
       Demagogen wie Ex-Verfassungsschützer Maaßen wettern vor Bauern gegen die
       Agrarpolitik. Auch mit Parolen zu Gendern und Migration ernten sie Applaus.