# taz.de -- Protest von Landwirten gegen Ampel: Nun auch Freie Bauern gegen Galgen
       
       > Der Verband unterschreibt eine Distanzierung von drastischen
       > Protestformen. Dafür brauchten die „Freien Bauern“ aber viele Wochen
       > Bedenkzeit.
       
 (IMG) Bild: Nach langer Bedenkzeit finden die „Freien Bauern“ ihren drastischen Protest nicht mehr so gut
       
       BERLIN taz | Nach öffentlichem Druck hat die Organisation „Freie Bauern“
       doch noch eine Distanzierung von Protesten mit Galgen und vor
       Politiker-Privathäusern unterschrieben – über sechs Wochen später als fünf
       andere Agrarverbände. Die Freien Bauern Niedersachsen hätten die Gemeinsame
       Erklärung vom 4. Januar mit der Landesregierung in Hannover zum Streit über
       Agrardieselsubventionen, die den fraglichen Passus enthielt, „nachträglich
       unterzeichnet“, teilte die Gruppe am Dienstag [1][auf ihrer Internetseite]
       mit. Dort verlinkte sie auch [2][das Dokument], das ebenfalls davor warnte,
       dass „radikale Gruppierungen“ die Bauernproteste vereinnahmen könnten.
       
       Die Landesregierung sagte dennoch ein für Donnerstag geplantes Treffen mit
       den Freien Bauern und anderen Agrarorganisationen „aufgrund von
       Terminkollisionen“ ab. Das weitere Vorgehen mache man davon abhängig, ob
       die Freien Bauern die Erklärung auch umsetzten, schrieb eine Sprecherin des
       Agrarministeriums der taz.
       
       Zuvor hatte es gedroht, die Organisation wieder auszuladen, wenn sie den
       Abschnitt nicht unterzeichnet. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte
       im Januar vor laufenden Kameras die Weigerung der Freien Bauern kritisiert.
       [3][Die taz] stellte der Organisation vergangene Woche Fragen dazu.
       
       Die Freien Bauern sind zwar eine Splitterorganisation. Sie ist aber bei den
       jüngsten Bauernprotesten von Medien mehrmals zitiert worden. Die Gruppe hat
       im Gegensatz zu anderen Organisationen keine Berührungsängste zur AfD und
       tolerierte zum Beispiel eine [4][rechtsextreme Parole auf einer ihrer
       Demonstrationen]. Sie vertritt agrarpolitisch radikale Forderungen wie
       die „Rücknahme aller Dünge-, Pflanzenschutz- und Tierhaltungsregeln, die
       uns seit 2017 ideologisch bevormunden“.
       
       ## Kritik von ökologisch orientierten Bauern
       
       „Die Unterzeichnung im Januar war gescheitert, weil wir innerhalb der sehr
       kurzen Frist kein Einvernehmen über den Umfang der Distanzierung von
       unangemessenen Verhaltensweisen und Symbolen herstellen konnten“, sagte
       jetzt Fokko Schumann, Sprecher der Freien Bauern in Niedersachsen. Im
       Nachhinein habe sich aber herausgestellt, dass die von der Landesregierung
       vorgegebene Formulierung „praxistauglich“ war, um die Bauernproteste
       fortzuführen.
       
       „Es ist unglaubwürdig, dass die Freien Bauern diesen für Demokraten
       eigentlich selbstverständlichen Passus erst unterzeichnet haben, nachdem
       die Landesregierung Druck ausgeübt hat und die taz dazu recherchierte“,
       sagte Ottmar Ilchmann, niedersächsischer Landesvorsitzender der ökologisch
       orientierten Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL), die zu
       den Erstunterzeichnern gehört. „Die Freien Bauern testen aus, wie weit
       sie gehen können, und wenn es zu viel Kritik gibt, dann machen sie einen
       Rückzieher, um demnächst wieder damit zu kommen.“ Man müsse die
       Organisation an ihren Taten messen.
       
       Bei einer Veranstaltung unter Beteiligung von „Freien Bauern“ im September
       mit radikalen Rechten wie Ex-Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg
       [5][Maaßen wurden Verschwörungsmythen] propagiert. Bei einer unter anderem
       von den Freien Bauern organisierten [6][Kundgebung in Hannover am 7.
       Februar] hielt ein AfD-Politiker eine Rede. Die Partei wird vom
       Bundesverfassungsschutz als Verdachtsfall Rechtsextremismus geführt.
       Mehrere Landesverbände werden bereits als rechtsextrem eingestuft.
       
       Auch sonst behandeln die Freien Bauern die AfD weitgehend so wie
       demokratische Parteien. In ihrem [7][Rundbrief vom Sommer 2021] erklärten
       die Freien Bauern sogar, sie hätten ähnlich wie mit den Freien Wählern und
       der FDP bei einem Gespräch mit der AfD „eine große inhaltliche
       Schnittmenge“ feststellen können. Eine „intensivere Zusammenarbeit“ sei
       aber „bislang“ wegen menschenverachtender Positionen „in Teilen der AfD“
       nicht möglich.
       
       22 Feb 2024
       
       ## LINKS
       
 (DIR) [1] https://www.freiebauern.de/index.php/8-mitteilungen/500-agrardiesel-erklaerung-freie-bauern-niedersachsen-mit-dabei
 (DIR) [2] https://www.ml.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/pressemitteilungen/agrardiesel-gemeinsame-erklarung-zu-den-planen-der-bundesregierung-228414.html
 (DIR) [3] /Streit-ueber-Erklaerung-zu-Bauernprotesten/!5992747
 (DIR) [4] /Start-der-Bauernproteste/!5982195
 (DIR) [5] /Verschwoerungsmythen-bei-Landwirtstreffen/!5964721
 (DIR) [6] https://www.youtube.com/watch?v=OZDz8wjMCv8
 (DIR) [7] https://www.freiebauern.de/index.php/15-rundbrief/322-rundbrief-freie-bauern-sommer-2021
       
       ## AUTOREN
       
 (DIR) Jost Maurin
       
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