# taz.de -- Bundeswehr im Kriegsfall: General will mehr Heimatschützer
       
       > Wird Deutschland angegriffen, sollen Regimenter der Bundeswehr die
       > Infrastruktur schützen. Dafür brauche es mehr Soldaten, fordert
       > Befehlshaber Bodemann.
       
 (IMG) Bild: Findet, die Bundeswehr brauche mehr Soldaten für den „Heimatschutz“: Befehlshaber André Bodemann
       
       BERLIN dpa | Für militärische Sicherungsaufgaben und den Schutz der eigenen
       Infrastruktur muss es nach Einschätzung von Generalleutnant André Bodemann
       künftig „deutlich mehr“ Soldaten im Heimatschutz geben. „Sechs
       Heimatschutzregimenter reichen nicht aus, um die verteidigungswichtigen
       Infrastrukturen zu schützen, wenn ich sie ausschließlich mit Heimatschutz
       schützen möchte“, sagte Bodemann, Befehlshaber des Territorialen
       Führungskommandos der [1][Bundeswehr], der Deutschen Presse-Agentur in
       Berlin.
       
       Der General und sein Kommando stehen vor der Fertigstellung einer ersten
       Version des Operationsplanes Deutschland („Oplan“), mit dem [2][die
       Verteidigung] erstmals seit dem Kalten Krieg neu aufgestellt wird. Das in
       den Details streng geheime und hunderte Seiten umfassende Dokument soll in
       einer ersten Version bis Ende März fertig sein.
       
       Die Bundeswehr stellt bis 2027 sechs Heimatschutzregimenter auf, denen dann
       schätzungsweise 6.000 Männer und Frauen angehören werden. Im Frieden können
       sie bei der Amts- und Katastrophenhilfe – schweren Unglücksfällen über
       Terrorlagen bis hin zu Pandemien – eingesetzt werden. Im [3][Spannungs- und
       Verteidigungsfall] oder auch bereits bei einer krisenhaften Entwicklung
       sichern und schützen Heimatschutzkräfte auch Häfen und Bahnanlagen,
       Güterumschlagplätze, Pipelines, Straßen für den Truppenaufmarsch, Brücken,
       Verkehrsknotenpunkte und digitale Infrastruktur.
       
       „Es geht auch darum, wie viel Heimatschutz benötige ich mit welchen
       Fähigkeiten, um das zu schützen. Und das nicht nur mit der Waffe und mit
       Stacheldraht“, sagte Bodemann. „Es geht um Drohnenabwehrfähigkeit und
       Sperrmöglichkeiten.“ Wichtig seien Beobachtungsmöglichkeiten. Er nannte
       Sensoren, Optronik und Kameras „bis hin zur Nutzung von künstlicher
       Intelligenz, um Informationen zu filtern, um zu sagen, hier passiert
       irgendwas“.
       
       ## Lange Warteliste für Heimatschutzregimenter
       
       Die Militärplaner arbeiten auch aus, wie die Zusammenarbeit mit Polizei,
       Katastrophenschutz und Rettungsdiensten im Spannungs- und Verteidigungsfall
       funktionieren soll. Auch Wirtschaftszweige wie die Logistik- und
       Energiebranche sind eingebunden. Eine Annahme ist, dass wesentliche Teile
       der Bundeswehr im Ernstfall an der Nato-Ostflanke gebraucht werden und in
       Deutschland damit nicht zur Verfügung stehen.
       
       Die Bundeswehr stelle fest, dass sich viele Menschen für den Heimatschutz
       interessierten, sagte Bodemann. „Leider bekommen wir die Menschen nicht so
       schnell in das System rein.“ Und das Interesse sei regional
       unterschiedlich. In Nordrhein-Westfalen – beim Heimatschutzregiment Münster
       – seien rund 1000 Menschen auf der Bewerbungsliste.
       
       Bodemann sagte, mit der ersten Ausfertigung des Operationsplanes sei das
       Führungskommando „gerade auf der Zielgeraden“. Dieser Plan sei bereits
       „anwendbar“, werde aber fortlaufend ergänzt. Dafür ist die Bundeswehr auch
       auf weitere Angaben der Verbündeten angewiesen, welchen Bedarf an
       Unterstützung es bei einem Truppenaufmarsch geben wird. Wegen der
       geografischen Lage gilt Deutschland als „Drehscheibe“ der Nato.
       
       „Wir sind schon sehr weit mit der Identifizierung von kritischen und
       verteidigungswichtigen Infrastrukturen. Wie wir diese schützen, das ist
       jetzt der zweite Schritt. Den gehen wir mit dem Operationsplan auch an“,
       sagte Bodemann. Ein großes Thema sei Verkehrsinfrastruktur. „Es ist kein
       Geheimnis, dass wir da in Deutschland noch Defizite haben“, sagte Bodemann.
       „Welche kritische Verkehrsinfrastruktur gilt es zu ertüchtigen? Das ist
       eine der Herausforderungen. Wir alle wissen: Ertüchtigung von Brücken,
       Neubau von Brücken und Tunnels kostet viel Geld.“
       
       Zentral sei die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Kräfte. „Je besser wir
       vernetzt sind, desto früher können wir Bedrohungen erkennen und desto
       besser können wir uns gegen diese Bedrohungen schützen“, sagt Bodemann. Das
       betreffe das Militär, aber Polizei und Verfassungsschutz sowie alle
       „Sensoren, die wir in Deutschland haben“. Dies gelte „schon jetzt, also
       unterhalb von einem Kriegszustand, von einem Spannungsfall oder dem
       Verteidigungsfall, von Artikel 5 der Nato, weil wir jetzt schon Bedrohungen
       sehen“.
       
       Den Operationsplan wird Bodemann an Generalinspekteur Carsten Breuer
       schicken – zusammen mit Einschätzungen zum Handlungsbedarf. Bodemann sagte
       auf Nachfrage: „Ich habe den Operationsplan nicht ausgedruckt dabei,
       sondern übersende den Ende des Monats auf geheimen Leitungen an das
       Ministerium.“ Im Herbst solle dann das Zusammenspiel von Militär,
       Blaulichtbehörden und Zivilstellen in einigen Regionen einer praktischen
       Belastungsprobe ausgesetzt werden: „Wir wollen diesen Operationsplan einem
       sogenannten Stresstest unterziehen.“
       
       20 Mar 2024
       
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