# taz.de -- Verdrängung in Kreuzberg: Widerständiges Gassigehen
       
       > Protest mit Gebell: Rund 30 Hunde gehen in Kreuzberg auf die Straße, um
       > gegen die Kündigung des Tierfuttergeschäfts „Hundekuss 36“ zu
       > demonstrieren.
       
 (IMG) Bild: „Hundekuss“-Inhaberin Carolin Conde (rechts) mit Cookie und einer Nachbarin
       
       BERLIN taz | Wuff und Aus: Das Kreuzberger Tierfutterfachgeschäft
       „Hundekuss 36“ soll zum 31. März aus seinen Räumen in der Wrangelstraße 70
       fliegen. Die Kündigung für den 110 Quadratmeter großen Laden kam, [1][wie
       bei Gewerbemietverträgen inzwischen fast üblich], ohne Angabe von Gründen.
       
       Mehrere Wohnungen in dem unsanierten Haus sollen leer stehen, im Hinterhof
       kündige sich ein Bauvorhaben an, heißt es von der
       [2][Nachbarschaftsinitiative Bizim Kiez]. Für die ist der Fall der Mitte
       Januar erfolgten Kündigung von „Hundekuss 36“ dann auch klar: „Damit droht
       wieder eine Kreuzberger Institution des Kleingewerbes und der Nahversorgung
       der Verdrängung aus Profitinteresse zum Opfer zu fallen.“
       
       Bizim Kiez hatte deshalb am Samstagnachmittag zu einer „widerständigen
       Hunderunde“ durch den Wrangelkiez und den Görlitzer Park aufgerufen. Gut 30
       große und kleine, sich wahlweise beschnuppernde oder anbellende Vierbeiner
       folgten der Einladung zum „gemeinsamen Gassigehen für Gewerbemieterschutz“,
       dazu um die 70 menschliche Unterstützer:innen von
       „Hundekuss“-Inhaberin Carolin Conde.
       
       „Ich bin sehr glücklich, dass so viele gekommen sind, damit hätte ich nicht
       gerechnet“, sagt Conde unter Tränen zur taz. Der Laden, eine ehemalige
       Kneipe, den sie mit tausenden Euro um- und ausgebaut habe, sei nie eine
       Goldgrube gewesen. Aber er laufe gut dank vieler Stammkund:innen – und
       dank des Herzbluts, das sie in ihr Geschäft gesteckt habe. Zwölf Jahre
       lang. Bis Mitte Januar die Kündigung kam.
       
       ## Kleine Alternative in Sicht
       
       Wie es für Conde [3][angesichts des allgemeinen Mietenwahnsinns]
       weitergehen kann? Der Vermieter habe zwar signalisiert, den Mietvertrag
       noch einmal um zwei Monate zu verlängern, danach sei aber endgültig
       Schluss. Conde sagt daher auch: „Ich sehe für mich in diesem Laden keine
       Zukunft.“
       
       Aktuell hofft sie, mit dem „Hundekuss 36“ in ein 36-Quadratmeter-Geschäft
       um die Ecke ziehen zu können. Sehr viel kleiner, aber immerhin: „Das wäre
       im Kiez“, sagt Conde. Und dann: „Cookie, jetzt zieh doch nicht so, Mann,
       ey.“ Cookie, ihr Husky-Podenco-Pointer-Mix, zehn Jahre alt, ist aufgeregt.
       Nicht nur er.
       
       24 Mar 2024
       
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 (DIR) Rainer Rutz
       
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