# taz.de -- +++ Nachrichten im Ukraine-Krieg +++: 12 Drohnen und vier Raketen
       
       > Auch an den Osterfeiertagen greift Russland ukrainische Städte und
       > Infrastrukturen an. Kanzler Scholz bekräftigt seine Unterstützung für die
       > Regierung in Kyjiw.
       
 (IMG) Bild: Ein ukrainischer Soldat ruht sich in einem Schützengraben an der Frontlinie in der Nähe von Lyman aus
       
       ## Stromabschaltungen rund um Charkiw
       
       Russland hat die Ukraine ist in der Nacht zum Samstag erneut mit
       Kampfdrohnen angegriffen. Von insgesamt zwölf Drohnen seien neun abgewehrt
       worden, teilte die ukrainische Luftwaffe am Morgen auf Telegram mit.
       Darüber hinaus habe Russlands Armee vier Raketen der Typen S-300 und S-400
       eingesetzt. In der zentralukrainischen Region Poltawa berichtete die
       Militärverwaltung, dass ein Infrastrukturobjekt von Drohnen getroffen
       worden sei. Um was für ein Objekt es sich genau handelt, war zunächst nicht
       bekannt. Opfer gebe es aber keine, fügte die Behörde hinzu.
       
       Nach mehr als zwei Jahren Angriffskrieg zielt Russlands Armee derzeit
       [1][wieder verstärkt auf die ukrainische Energieinfrastruktur], um die
       Versorgung der Bevölkerung mit Strom und Wärme lahmzulegen. Vor allem rund
       um die östliche Großstadt Charkiw kommt es weiter zu Stromabschaltungen: Am
       Samstag bestätigte das staatliche Energieunternehmen Zentrenerho, dass ein
       großes Strom- und Wärmekraftwerk bei einem schweren Angriff am 22. März
       weitgehend zerstört wurde. „Der Grad der Zerstörung ist unterschiedlich:
       von komplett bis erheblich“, heißt es in der Mitteilung. (dpa)
       
       ## Gauck warnt vor zu viel Angst im Umgang mit Russland
       
       Ex-Bundespräsident Joachim Gauck hat vor zu viel Angst im Umgang mit
       Russland gewarnt. „Putin weiß, dass sich viele Deutsche schneller fürchten
       als etwa Polen und Franzosen. Und er nutzt diese Neigung aus. Die Furcht
       ist ein Helfer des Aggressors“, sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland
       (RND/ Samstag). Sein Appell sei, sich nicht zu früh zu fürchten, obwohl man
       standhalten könnte. „Eingeschränkt durch Angst kann man dann keine
       Lösungsmöglichkeiten mehr sehen.“
       
       Gauck sagte, er hege die Hoffnung, dass Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)
       sein Nein zur Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern an die Ukraine
       überdenke. „Eine Kriegsbeteiligung durch Taurus sehe ich nicht. Relevante
       Völkerrechtler und Militärexperten auch nicht.“ Es seien auch nicht alle in
       der Regierung oder in der SPD der Auffassung von Bundeskanzler Scholz.
       „Aber er hat nun einmal die Richtlinienkompetenz.“ (dpa)
       
       ## Scholz: Frieden ohne Freiheit heißt Unterdrückung
       
       Vor den Osterfeiertagen bekräftigte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) erneut
       die deutsche Unterstützung für die Ukraine und begründete das auch mit
       deutschen Sicherheitsinteressen. Scholz sagte in einer am Samstag
       veröffentlichten Videobotschaft: „Wir alle sehnen uns nach einer
       friedlicheren Welt.“ Aber Frieden ohne Freiheit heiße Unterdrückung,
       Frieden ohne Gerechtigkeit gebe es nicht. „Deshalb unterstützen wir die
       Ukraine in ihrem Kampf für einen gerechten Frieden – solange, wie das nötig
       ist. Wir tun das auch für uns, für unsere Sicherheit.“ Scholz warf Russland
       unter Präsident Wladimir Putin vor, ein seit Jahrzehnten geltendes
       zentrales Prinzip gebrochen zu haben: Dass Grenzen nicht mit Gewalt
       verschoben werden dürften. „Aber wir haben es in der Hand, diesem Prinzip
       wieder Geltung zu verschaffen. Indem wir eben die Ukraine weiter
       unterstützen – entschlossen und besonnen.“ (dpa)
       
       ## Habeck: Deutschland muss sich vor Angriffen schützen
       
       Bereits am Freitagabend veröffentlichte Habeck [2][ein Video zu Ostern auf
       der Plattform X (vormals Twitter)]. Darin sagte er: „Wir sehnen uns nach
       Frieden. Ja. Aber die ehrliche, die bittere Antwort ist: Es wird vermutlich
       kein rasches, gutes Ende geben, auch wenn wir uns anderes wünschen.“
       Angesichts der russischen Aggression betonte er: „Wir müssen uns auf die
       Bedrohungslage einstellen. Alles andere wäre naiv.“ Deshalb sei Deutschland
       gut beraten, mehr in die eigene Sicherheit zu investieren. „Wir,
       Deutschland, die Europäische Union, wir müssen uns schützen rundum, auch
       vor militärischen Angriffen.“
       
       In Deutschland sei in den letzten Wochen über die Art und den Umfang der
       Unterstützung für die Ukraine gestritten worden, „teils erbittert und teils
       auch verletzend“, sagte Habeck. „Ich habe mich früh für die Waffenlieferung
       an die Ukraine ausgesprochen, und ich trete auch jetzt dafür ein, dass wir
       sie weiter mit mehr und mit weiterem militärischem Material unterstützen.“
       Er habe aber Respekt vor einer Position, die aus prinzipiellen moralischen
       Gründen oder religiösen Überzeugungen beim Thema Waffenlieferungen an die
       Ukraine zu einem anderen Schluss komme als er. „Ich verstehe auch nur zu
       gut, dass Menschen Angst vor einer Eskalation des Krieges haben. Auch ich
       bin in Sorge.“
       
       Die Frage sei, was notwendig sei, um dieser Bedrohungslage zu begegnen, so
       Habeck. Damit müsse sich die Regierung fortwährend auseinandersetzen.
       Habeck wandte sich gegen ein „Einfrieren des Krieges“. „So sehr ich
       verstehe, dass angesichts der hohen Opferzahlen von einem Einfrieren des
       Krieges gesprochen wird, so sehr blendet diese Position aus, dass nur die
       Ukrainerinnen und Ukrainer entscheiden können, welchen Preis sie zu zahlen
       bereit sind und zu welchen Bedingungen sie einen Waffenstillstand erreichen
       oder den Krieg beenden wollen“, sagte der Vizekanzler.
       [3][SPD-Fraktionschef Rolf Mützenich (SPD)] hatte kürzlich ein „Einfrieren“
       des Konflikts ins Gespräch gebracht – also eine Waffenruhe, um eine
       Verhandlungslösung zu ermöglichen. Dafür hatte er viel Kritik geerntet.
       (dpa)
       
       ## Selenskyj macht sein Einkommen öffentlich
       
       Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj macht sein Einkommen für das
       Jahr 2022 öffentlich und meldet Einnahmen von 12,42 Millionen Hrywnja,
       knapp 300.000 Euro. Das Familieneinkommen setze sich vor allem aus seinem
       Gehalt, Mieteinnahmen und Bankzinsen zusammen, heißt es auf der
       Internetseite des Präsidenten. Selenskyi fordert alle öffentlichen
       Bediensteten der Ukraine dazu auf, ihre Einkünfte offenzulegen, um die
       Transparenz zu erhöhen und die Korruption zu beseitigen. (rtr)
       
       ## Ukraine setzt weiter auf eine Taurus-Lieferung
       
       Die Ukraine setzt weiter auf eine Lieferung [4][deutscher
       Taurus-Marschflugkörper], die von Bundeskanzler Olaf Scholz abgelehnt wird.
       „Wir sehen in Deutschland unterschiedliche interne Diskussionen auch über
       Taurus für die Ukraine. Das ist eine normale Diskussion, und ich denke, sie
       muss fortgesetzt werden“, sagte der ukrainische Präsidentenberater Mychajlo
       Podoljak der Bild einem Vorabbericht zufolge. Es gehe um Langstreckenwaffen
       aus verschiedenen Ländern: „Einige Länder haben bereits beschlossen, sie an
       uns zu liefern. Und mit einigen Ländern dauert die Diskussion an.“ (rtr)
       
       ## Taurus-Hersteller fordert schnellere Entscheidungen über Aufträge
       
       Der Taurus-Hersteller MBDA hat von der Politik schnellere Entscheidungen
       über Aufträge an die Rüstungsindustrie gefordert. „Hier können wir in
       Deutschland wesentlich besser und schneller werden“, [5][sagte MBDA-Chef
       Thomas Gottschild der Augsburger Allgemeinen]. „Das Gesetz verbietet uns
       eine Produktion auf Vorrat, hierzu ist eine Genehmigung der
       Bundesregierung, basierend auf Aufträgen, notwendig“, fuhr er fort. Diese
       seien in der Vergangenheit ausgeblieben.
       
       Für seinen Industriezweig sei es eine „Herausforderung“, wenn die
       Produktion wie beim Marschflugkörper Taurus unterbrochen sei, sagte
       Gottschild. „Denn unsere Zulieferer, die häufig kleine und mittelständische
       Unternehmen sind, haben in solchen Fällen ihre Produktion eingestellt. Sie
       können es sich finanziell oft nicht leisten, Produktionslinien
       aufrechtzuerhalten.“
       
       Bei neuen Aufträgen müssten sich zunächst die Zulieferer wieder neu
       aufstellen, zudem müssten knappe Rohstoffe etwa für Sprengstoffe beschafft
       werden. MBDA könne die Produktion dann jederzeit neu anschieben. „Die
       Produktionslinie für den Taurus, die Testgeräte und die entsprechenden
       Hallen sind weiter vorhanden“, sagte Gottschild. Die Rüstungsindustrie
       brauche „langfristige Aufträge, um zukünftig auch kurzfristig Fähigkeiten
       bereitstellen zu können“.
       
       Ob Taurus-Marschflugkörper an die Ukraine geliefert werden könnten, liege
       jedoch allein in der Hand der Politik, sagte Gottschild. Dies sei eine
       politische Entscheidung der Bundesregierung, die er nicht kommentieren
       wolle. „Der Taurus wäre aber aus Sicht der Ukrainer in der aktuellen
       Situation ein wichtiger ergänzender Baustein.“ (afp)
       
       ## Raketenangriff auf Odessa
       
       Bei einem russischen Raketenangriff sind in der südukrainischen Hafenstadt
       Odessa offiziellen Angaben zufolge mindestens fünf Menschen verletzt
       worden. Unter den Opfern sei auch ein 15 Jahre alter Teenager, teilte
       Odessas Bürgermeister Hennadij Truchanow am Freitag mit. Zwar hätten beide
       Raketen von der Luftverteidigung abgeschossen werden können. Doch
       Trümmerteile seien auf Straßen und Gebäude herabgestürzt. Der ukrainische
       Präsident Wolodymyr Selenskyj pochte in seiner abendlichen Videoansprache
       unterdessen erneut auf mehr internationale Hilfe bei der Flugabwehr.
       
       „Das Hauptziel des Feindes bei diesem Raketenterror ist unser
       Energiesektor“, sagte Selenskyj mit Blick auf die Angriffe der vergangenen
       Tage, die wieder zunehmend ukrainischen Energieanlagen gegolten hatten. Dem
       Stromnetzbetreiber Ukrenerho zufolge sind im östlichen Gebiet Charkiw
       derzeit planmäßige Stromabschaltungen notwendig. Gefährdet ist die
       Stromversorgung aber auch in Odessa und im Gebiet Chmelnyzkyj. In Odessa
       war auch in der Nacht zum Samstag wieder die Luftabwehr aktiv. (dpa)
       
       ## Drohnenattacke auf russische Stadt Belgorod
       
       In der russischen Stadt Belgorod nahe der ukrainischen Grenze sind
       unterdessen beim Einschlag einer Drohne in einem Wohnhaus ein Mann getötet
       und zwei weitere Menschen verletzt worden. Die Frau des getöteten Mannes
       sei mit einem Schädelhirntrauma und Verbrennungen ins Krankenhaus gebracht
       worden, teilte der Gouverneur Wjatscheslaw Gladkow in seinem Kanal im
       Nachrichtennetzwerk Telegram mit.
       
       [6][Belgorod steht immer wieder unter Beschuss.] Die Angriffe von
       ukrainischer Seite haben zuletzt wieder deutlich zugenommen. Die Zahl der
       Opfer und Schäden steht dabei allerdings weiter in keinem Verhältnis zu den
       verheerenden Folgen der russischen Invasion auf ukrainischer Seite. (dpa)
       
       ## Merz warnt vor ukrainischer Niederlage
       
       CDU-Chef Friedrich Merz hält eine Niederlage der Ukraine mehr als zwei
       Jahre nach Kriegsbeginn für zunehmend wahrscheinlich. „Die Gefahr, dass
       genau das geschieht, wird größer. Ich sehe die Entwicklung in der Ukraine
       mit wachsender Sorge“, sagte Merz der Welt am Sonntag. Russland habe zwar
       seine Kriegsziele anders als erwartet bislang nicht erreicht. „Aber:
       Russland hat seine gesamte Volkswirtschaft mittlerweile auf
       Kriegswirtschaft umgestellt und produziert Waffen und Munition weit über
       dem gegenwärtigen Bedarf. Das heißt, Russland rüstet massiv auf, deutlich
       mehr, als im Krieg gegen die Ukraine verbraucht wird.“ Erneut hob Merz die
       Bedeutung einer möglichen Lieferung von Taurus-Marschflugkörpern für die
       Ukraine hervor. (dpa)
       
       ## Russland beharrt auf ukrainischer Verwicklung in Anschlag
       
       Trotz [7][mehrerer Bekenntnisse der Terrormiliz Islamischer Staat (IS)] zu
       dem Anschlag auf eine Konzerthalle bei Moskau vor einer Woche beharren
       russische Behörden weiter auf einer angeblichen Verwicklung der Ukraine.
       Die Tatverdächtigen hätten ausgesagt, dass sie per Sprachnachrichten auf
       Telegram Anweisungen von einem Unbekannten erhalten hätten, teilte das
       russische Ermittlungskomitee mit. Dieser „Koordinator“ habe die Terroristen
       nach dem Anschlag in Richtung der ukrainischen Grenze gelenkt und ihnen
       eine Belohnung in Aussicht gestellt, die sie demnach in der ukrainischen
       Hauptstadt Kiew erhalten sollten, hieß es weiter.
       
       Unabhängige russische Medien wiesen darauf hin, dass die festgenommenen
       Männer vor einigen Tagen teils schwer verletzt im Gerichtssaal auftauchten
       und höchstwahrscheinlich von russischen Sicherheitskräften gefoltert worden
       waren. Auch russische Menschenrechtler haben sich entsetzt gezeigt und
       darauf hingewiesen, dass unter Folter erzwungene Geständnisse kaum einen
       Wert hätten. (dpa)
       
       ## Selenskyj: Blockade von US-Militärhilfen bedeutet Rückzug
       
       Eine weitere Blockade von US-Militärhilfen im Kongress wird nach den Worten
       des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj [8][zu einem schrittweisen
       Rückzug ukrainischer Streitkräfte führen]. „Wenn es keine US-Unterstützung
       gibt, bedeutet das, dass wir keine Flugabwehr haben, keine Patriot-Raketen,
       keine Störsender für die elektronische Kriegsführung, keine
       155-Millimeter-Artilleriegeschosse“, sagt er Selenskyj der Washington Post.
       „Das bedeutet, dass wir zurückweichen, uns zurückziehen, Schritt für
       Schritt, in kleinen Schritten“, sagte er. „Wir versuchen einen Weg zu
       finden, uns nicht zurückzuziehen.“ (rtr)
       
       30 Mar 2024
       
       ## LINKS
       
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 (DIR) [6] /-Nachrichten-im-Ukraine-Krieg-/!5998586
 (DIR) [7] /Terroranschlag-in-Russland/!6000816
 (DIR) [8] /Verteidigung-gegen-Russlands-Angriffe/!5997385
       
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