# taz.de -- Abmahnungen für drei AfD-Abgeordnete: Watschn für Putin-Fans
       
       > Der AfD-Vorstand hat drei bayerische Landtagsabgeordnete abgemahnt. Die
       > hatten Putins „Wiederwahl“ in Russland „beobachtet“ und dann
       > schöngeredet.
       
 (IMG) Bild: Wes Brot ich ess, des Lied ich sing? Ulrich Singer ist nach Russland gereist um Wahlbeobachter für Putin zu spielen
       
       BERLIN taz | Es erinnert schon ein bisschen an business as usual in der
       AfD: Mal wieder haben sich AfD-Politiker dem autoritären Regime in Russland
       angedient, indem sie als Pseudo-Wahlbeobachter unter anderem nach
       Wladiwostok reisten und Putins „Wiederwahl“ anschließend im russischen
       Staatsfernsehen schönredeten. Es war nicht das erste Mal, es wird
       vermutlich nicht das letzte Mal sein.
       
       Die AfD hat mittlerweile eine gewisse Routine in solchen Fällen entwickelt,
       um zumindest nach außen den Anschein zu wahren, man verurteile solche Trips
       nach Russland, um damit allzu große Image-Schäden abzuwenden: Der
       Bundesvorstand bittet die Betroffenen zum Rapport oder beschließt einfach
       ein paar Ordnungsmaßnahmen, die niemandem so richtig wehtun, damit man
       möglichst schnell zur Tagesordnung übergehen kann.
       
       So ist es nun auch geschehen bei den drei bayerischen Landtagsabgeordneten
       Andreas Jurca, Elena Roon und Ulrich Singer. Ein Beschluss zu Abmahnungen
       der Reisegruppe durch die Parteispitze liegt der taz vor. Alle drei waren
       als angebliche Wahlbeobachter [1][vom 13. bis 18. März nach Russland
       gereist] (die OSZE ist nicht zugelassen). Sie schwärmten dort als
       Erfüllungsgehilfen von Putin von der wunderbaren Demokratie und
       transparenten Wahlurnen beim Fernsehsender Russia Today.
       
       Die Abmahnung hat keine ernsthaften Folgen, sondern ist nur eine formale
       Verwarnung, dass beim nächsten Mal möglicherweise ernsthaftere Maßnahmen
       drohen. Am 4. März hatte der Vorstand die Betroffenen angemahnt, die Reise
       nicht anzutreten. Dran gehalten haben sie sich nicht. Die betroffenen
       Landtagsabgeordneten aus Bayern äußerten sich bislang nicht auf
       taz-Anfrage.
       
       ## Einige bleiben verschont
       
       Aber selbst diese vergleichsweise milde Maßnahme erging im Bundesvorstand
       nicht einstimmig: Drei Bundesvorstandsmitglieder stimmten nicht für die
       Abmahnungen. Das waren nach taz-Informationen Christina Baum, Maximilian
       Krah und Martin Reichhardt.
       
       Gänzlich offen blieb die Frage, warum Olga Petersen aus der Hamburger
       Bürgerschaft von einer Abmahnung verschont blieb. Die nämlich hatte
       ebenfalls bei Russia Today die „Wahlbeobachterin“ gemimt und von Putins
       Wahlen geschwärmt. Nur hat der Vorstand offenbar vergessen, sie auch zu
       rüffeln. Vermutlich ist es auch schwierig, bei so vielen Russlandreisen den
       Überblick zu bewahren.
       
       Auch Petr Bystron, gegen den es [2][derzeit Korruptionsvorwürfe] gibt – er
       soll für Propagandadienste sogar Geld angenommen haben –, war trotz des
       [3][Ukrainekriegs 2023 heimlich nach Belarus gereist] mit bis heute
       unklarem Ziel, Zweck und Reiseplan. Eine AfD-Delegation wollte im September
       2022 über Russland sogar ins Kriegsgebiet in den Donbass reisen, [4][wurde
       in diesem Fall aber vom Bundesvorstand erfolgreich zurückgepfiffen].
       
       Auch AfD-Chefin Alice Weidel reiste kurz nach dem Giftanschlag auf Nawalny
       2021 [5][zusammen mit Bystron vor dem Ukrainekrieg nach Moskau]. Und
       Co-Chef Tino Chrupalla ließ sich 2020 stolz wie Bolle vom russischen
       Außenminister Lawrow empfangen. Ebenso pflegte er weiter die Kontakte –
       auch nach Russlands Überfall auf die Ukraine. Tino Chrupalla feierte 2023
       [6][in der russischen Botschaft den Tag der Befreiung] und legte am
       Jahrestag der Niederlage von Stalingrad [7][mit dem russischen Botschafter
       einen Gedenkkranz ab], was selbst in AfD-Kreisen heftig kritisiert wurde.
       
       Und der Spitzenkandidat für die Europawahl, Maximilian Krah, steht selbst
       im Zentrum einer russischen Desinformationskampagne um [8][das
       Propaganda-Portal „Voice of Europe“].
       
       16 Apr 2024
       
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 (DIR) [3] https://correctiv.org/aktuelles/neue-rechte/2023/02/08/heimlicher-abstecher-afd-politiker-vertuscht-reise-nach-belarus/
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